Mit offenen Haaren über den Deich

Friedericke Dönnges (Herausgeber)

Roswitha Dönnges ist bereits Mitte fünfzig, als ihr künstlerisches Potential in ein beachtliches, zwei Jahrzehnte umspannendes Oeuvre mündet.

Was sie als Kriegskind, Tochter eines Pfarrers und einer höchst empfindsamen Mutter, erlebte, hat sie einschlägig geprägt und beschäftigt sie ihr Leben lang: Fragen nach dem Wesen von Macht und Freiheit, auf die sie nach Antworten ringt, treiben sie unaufhörlich um. Ab Mitte der 1990er-Jahre widmet sich Roswitha Dönnges mit Ausschließlichkeit ihrem künstlerischen Ideengut und entwickelt auf der Basis einer eigenwilligen Material- und Formensprache ein genuines, vielfältiges Werk, dem sie ihre Fragen und Antworten einverleibt. Es entstehen rund tausend Arbeiten aus Werkgruppen und Einzelwerken: gepolsterte und genähte Bildobjekte und Vollplastiken, handgefertigte Bücher und Schriftfahnen mit einer selbst erfundenen Schrift sowie Installationen aus Plastikmüll - ungeachtet einer beträchtlichen Anzahl an Zeichnungen, Druckgrafiken und Mischtechniken.

Als erste Werkmonografie stellt das Buch das Oeuvre von Roswitha Dönnges in seiner Gänze vor. Es zeigt die Umstände und Bedingungen auf, die Roswitha Dönnges zur Kunst führten, gibt eine Charakterisierung ihrer gestalterischen Ausdrucksweise und beschreibt - nach Gattungen und Themenfeldern geordnet - ausführlich den künstlerischen Prozess der einzelnen Werkschöpfungen. Was sie von ihrem Künstlerleben mit Gleichgesinnten teilt, wird an Textbeiträgen von KollegInnen und einer ihrer Galeristinnen anschaulich. Das abschließende Résumé zeigt auf, dass Roswitha Dönnges in ihrem künstlerischen Werk nicht nur ihr thematisches Anliegen überzeugend formuliert, sondern darin auch den Rahmen für ihre ganz persönliche Freiheit gefunden hat.

Die Lebendigkeit der Werkmonografie wird angereichert dadurch, dass Roswitha Dönnges an vielen Stellen quasi selbst zu Wort kommt, indem etliche Passagen aus ihren unveröffentlichten Manuskripten und Typoskripten zu ihrem Leben und ihrem Schaffen in die erklärenden Texte mit eingebaut sind.

Eine Werkliste am Ende des Buches gibt eine formale und quantitative Übersicht über das gesamte Schaffen der Künstlerin.