Cover-Bild Das kalte Licht der fernen Sterne
Band der Reihe "Debütromane in der FVA"
19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 15.02.2016
  • ISBN: 9783627002244
Anna Galkina

Das kalte Licht der fernen Sterne

Das Städtchen unweit von Moskau, in dem Nastja aufwächst, hat bessere Tage gesehen. Es sind die 1980er Jahre und die Bewohner hausen zwischen Eimern und Einweckgläsern, Plumpsklo und Gemüsegarten, trinken bitteres Bier und selbstgebrannten Schnaps, beschimpfen und vergnügen, lieben und schlagen sich. Umgeben von Geschichten voller Poesie und Gewalt, Tragik und Humor, zerschlagenen Hoffnungen und unverhofftem Glück erlebt Nastja ihre eigenen Abenteuer. Sie geht auf Streifzug mit den »drei Schlampen«, Lena mit dem Oberlippenbart, Dina mit dem Vater im Knast und Oksana, der Expertin für Schwangerschaftsabbrüche, verbringt lange Abende in Sergejs Scheune und träumt von Thomas Anders – bis sie sich in den ukrainischen Soldaten Dima verliebt und ihr Leben eine Wende zu nehmen verspricht ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2018

Atmosphärisch

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Dieser Debütroman der Autorin Anna Galkina erzählt unverblümt über das raue Leben in den 80er Jahren in Moskau. Armut und Gewalt beherrschen das Land. In dem Haus der Hauptcharakterin Nastja gibt es kein ...

Dieser Debütroman der Autorin Anna Galkina erzählt unverblümt über das raue Leben in den 80er Jahren in Moskau. Armut und Gewalt beherrschen das Land. In dem Haus der Hauptcharakterin Nastja gibt es kein fließendes Wasser und keine Sanitäranlagen, wenn man einmal von dem Plumpsklo im Garten absieht und auch sonst gibt es wenig Schönes, dass die Kinderaugen der zuerst jungen Protagonisten widerspiegeln könnten.


Gleich die ersten Seiten sind faszinierend. Der ausdrucksvolle Schreibstil der Autorin ist sowohl poetisch und atmosphärisch, als auch kühl und eindringlich. Nicht wird verschönt und jeder Satz ist in gewisser Weise emotional distanziert, wenngleich die beschriebenen Szenen einen beinahe schon erlauben, sich den Markt bildlich vor Augen zu führen und die Gerüche wahrzunehmen. Auch die Spur von Humor und Ironie, passt sehr gut zu der Story, die großteils wie kleine einzelne Aufsätze über verschiedene Themen, Personen oder Orte wirken. Anfangs noch kindlich und naiv, wächst der Stil auch mit dem Erwachsen werden mit.

Obwohl ein solches Elend beschrieben wurde und mich so vieles erschreckt hat, fand ich das Buch sehr gut. Es war einerseits die Distanziertheit, die durch den Schreibstil eintraf und die den Leser zwar schockiert miterleben ließ was passierte, aber nicht ausschließlich alles auf emotionaler Basis berührte. Sonst wäre das Buch meines erachtens nach auch zu aufreibend gewesen.

Wenn man diese detaillierte Lebensgeschichte liest, möchte man sich schämen für das, was dort passiert, während es uns heute und auch damals in den größten Teilen Deutschlands wesentlich besser ging.


Obwohl mir das Buch durchweg gefallen hat, waren die Handlungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar für mich. Die Charaktere wirkten allesamt schwach, da sich keiner traute, sich loszulösen. Sie alle waren Mitläufer. Sie sahen Gewalt und Vergewaltigung und teils noch schlimmeres, doch niemand mischte sich ein. Das wird vor allem auch an Lena sehr deutlich, der schlimmes wiederfährt. Auch Nastja wagt es nicht aus dem Freundeskreis auszubrechen, der nichts Gutes bringt.

Ein interessantes Buch das mit seiner dichten atmosphärischen Schreibweise einen neuen Blick auf das damalige Russland fallen lässt und uns lehrt, dass Leben, so wie wir es kennen, noch mehr zu schätzen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schnell lesbar, mir zu derb in Inhalt und Sprache und als Roman zu unfertig

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Das kalte Licht der fernen Sterne ist ein Episodenroman, die Hauptperson Nastja berichtet als Ich-Erzählerin über ihr Dorf im Vor-Wende-Russland. Die Episoden hängen lose zusammen und sind chronologisch ...

Das kalte Licht der fernen Sterne ist ein Episodenroman, die Hauptperson Nastja berichtet als Ich-Erzählerin über ihr Dorf im Vor-Wende-Russland. Die Episoden hängen lose zusammen und sind chronologisch grob fortschreitend, wobei es einige übergreifende Kapitel gibt, etwa zu den Jahreszeiten im Dorf oder zu bestimmten Orten und Personen. Die Geschichten handeln von Mangel (Nastja kommt in den Kindergarten, weil das Essen knapp ist) und Strenge (Prügelstrafe und psychische Gewalt sind gängig), von Verwahrlosung (Väter fehlen oder prügeln, die Menschen saufen, es wird betrogen, gestohlen, beneidet), vom Plumpsklo und der sonstigen Infrastruktur des Mangels (kein fließendes Wasser, Stromausfälle, desolate Straßen, Dreck). Das Buch wirkt unfertig, als wären Glossen aus einem Periodikum nur zusammengefasst worden, da in teils aufeinanderfolgenden Kapiteln wieder dasselbe erklärt wird, was schon einmal geschildert wurde (das Plumpsklo, die Brotfabrik,…).
Einige Bereiche verstören regelrecht, so die alptraumhafte Bestrafung von Lena in einer Missbrauchs- und Gewaltorgie, die generelle Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit selbst innerhalb von Familien. Auch manche Handlungen sind nicht nachvollziehbar, so flieht Nastja zu den sich prostituierenden Schulkameradinnen oder übernachtet in den Wohnungen völlig Fremder.
Um für mich als Schilderung eines tatsächlichen Zustandes zu gelten, bleibt der Roman zu oberflächlich. Einen literarischen Wert mag ich ebenso wenig erkennen. Bei sonst ähnlichem Inhalt hätten andere Ansätze mich deutlich stärker überzeugt: Am ehesten würde ich es für sinnvoll halten, zum Beispiel Schilderungen mehrerer Zeitgenossen zusammenzustellen, um so ein runderes, authentischer wirkendes Bild zu liefern, sollte es um eine Schilderung gehen. Alternativ schafft es Andrei Mihailescu, für sein Heimatland Rumänien einen Vor-Wende-Roman zu schreiben, der desolate Zustände literarisch nachvollziehbar macht und das (sehr wenige) Vulgäre in die wörtliche Sprache einiger Handelnder verbannt. Somit bleiben für mich auf der Positiv-Seite nur Ansatz und Thema, die wirklich originelle und passende optische Aufmachung im Stil von bestempeltem und bekritzelten Packpapier beim Einband und der generelle unprätentiöse Erzählstil der Autorin jenseits von anstößigen Themen und Worten. Mir reicht das leider nicht.