Ein mitreißendes und emotionales Buch
Ella ist 14 und hat Polio überlebt, jetzt hat sie ein hinkendes Bein, welches ihr das Leben erschwert. Sie und ihre Familie wohnen in London. Es ist Krieg und die Stadt wird regelmäßig bombardiert. Jede ...
Ella ist 14 und hat Polio überlebt, jetzt hat sie ein hinkendes Bein, welches ihr das Leben erschwert. Sie und ihre Familie wohnen in London. Es ist Krieg und die Stadt wird regelmäßig bombardiert. Jede Nacht aufs neue müssen die Bewohner Londons Schutz in der U-Bahn-Station vor den Bomben suchen. Lange Schlangen und anstehen vor der Station ist jetzt Ellas neuer Alltag. Ihre Schule hat schon lange geschlossen. Auch Jay schlägt sich jeden Tag durch. Er reserviert Plätze in der U-Bahn-Station und verkauft sie abends an Schutzsuchende. Ella findet das verwerflich, empfindet jedoch auch Sympathie für ihn. Eines Tages trifft Ella auf Quinn, die in ihren Männerhosen und ihrem Auftreten sich von den andern unterscheidet. Quinn ist selbstbewusst, von reichen Adel und fest entschlossen aus ihrem Käfig auszubrechen. Doch auch Quinn muss einsehen, das der Krieg seine eigenen Regeln aufstellt und so werden sie, Ella, Yay und Ellas Bruder Robbie bald zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die mutig allen Bomben trotzt. Denn jeder hat einen Traum, den es zu erfüllen geht, ganz egal wie unrealistisch er auch sein sollte.
Meine Bewertung:
Dieses Buch ist ziemlich traurig, stellt aber sehr realistisch dar, wie Kinder in dieser Zeit gelebt haben könnten. Es geht um Verlust, Enttäuschung, Hoffnungen und Träume. Alle Gefühle sind nah beieinander und werden unverfälscht beschrieben. Man kann die vier Protagonistinnen förmlich im U-Bahn-Schacht vor sich sehen und die bedrückte Atmosphäre spüren.
Mit dem Charakter Quinn kommt eine neue interessante Person in die Geschichte. Sie ist von reicher Herkunft, möchte ihre damalige Rolle aber überhaupt nicht einnehmen. Für Quinn ist die Welt mehr als nur Hausfrau und Mutter zu werden, sie möchte die gleichen Rechte von Mann und Frau und denkt nicht mal daran, dass ihr weniger Rechte zustehen. Für sie sind alle Männer nur Pimmel. Gleichzeitig ist sie der Männerwelt auch nicht so ganz abgeneigt. Ihre Ansichten, ihre Naivität und gleichzeitig ihr Charakter sind wirklich total interessant. Sie ist bereit sich Herausforderungen zu stellen und hilft, wo sie kann. Ella beneidet sie zunächst, wächst dann an sich selbst und ist am Ende mit ihr auf einer Ebene. Ich finde, sie wächst in diesem Buch am meisten, auch wenn sie hinter Jay und Quinn manchmal etwas verschwindet. Ihr Bruder Robbie bringt die typische Niedlichkeit eines jüngeren Bruders mit sich, er ist noch der unbeschwerteste von allen, hat aber einen starken Beschützerinstinkt seiner Schwester gegenüber.
Alle Charaktere in diesem Buch sind wirklich sehr vielschichtig und tun nie etwas Bestimmtes ohne das sie einen Grund dafür haben. Erwachsen werden in Zeiten des Krieges ist definitiv nicht einfach.
Der rote Faden der Geschichte ist jederzeit klar erkennbar und zu keiner Zeit langweilig. Der Schreibstil ist unkompliziert und man kann den Text flüssig lesen. Die Kapitelauswahl ist nicht zu lang. Gut hat mir gefallen, dass gleich beim Klappentext gespoilert wurde – es stirbt nämlich ein Charakter in diesem Buch, wie und wer das wird natürlich nicht gesagt. Es ist auch bis zum Ende total offen wer stirbt (meine Vermutung war jedenfalls falsch ...). Das macht es natürlich nicht weniger traurig oder schlimm, aber man weiß immerhin, was einen erwartet.
Tipp für Lehrkräfte: Ich finde, das Buch kann man gut in der Schule lesen. Man kann definitiv einige interessante Charakterisierungen daraus erstellen und es gibt eine Menge Themen für Aufsätze.
Fazit:
Ein Buch was bestürzt zurücklässt und gleichzeitig voller Hoffnung, für die Zukunft der Protagonistinnen. Absolut lesenswert!