Cover-Bild Kangal
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21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 09.03.2022
  • ISBN: 9783103970814
Anna Yeliz Schentke

Kangal

Roman

Dilek und Tekin sind ein junges Paar in Istanbul. Nicht erst seit dem Juli 2016 hat sich auch für sie die Stadt verändert. Als Dilek Jahre später in ein Flugzeug steigt, weiß ihr Freund nichts davon, niemand soll wissen, dass sie, die online »Kangal« heißt, bald in Frankfurt landet. Ayla ist überrascht, als ihre Cousine Dilek sich bei ihr meldet, die gemeinsamen Sommer sind lange her. Und während sich Tekin in Istanbul auf die Suche macht, fragt sich Ayla: Wer ist Dilek heute? Sie will ihr glauben, aber ist das, was Dilek fürchtet, auch wahr? 

Anna Yeliz Schentke erzählt furchtlos und aufrichtig von der Freundschaft in instabilen Zeiten. »Kangal« ist ein atemloser Roman über aktuelle Unterdrückung und über eine Generation, die auf der Suche ist: nach einer gemeinsamen Sprache, nach Sicherheit und Zugehörigkeit.

Longlist des Deutschen Buchpreises 2022

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Leben im Ausnahmezustand

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Ein Leben im Ausnahmezustand, mit all seinen Folgen für zwischenmenschliche Beziehungen, steht im Mittelpunkt von "Kangal" von Anna Yeliz Schentke. Für Dilek und ihren Freund Tekin, ein junges Paar aus ...

Ein Leben im Ausnahmezustand, mit all seinen Folgen für zwischenmenschliche Beziehungen, steht im Mittelpunkt von "Kangal" von Anna Yeliz Schentke. Für Dilek und ihren Freund Tekin, ein junges Paar aus Istanbul. ist mit dem Ausnahmezustand in der Türkei plötzlich alles anders. Nicht nur, dass alte Treffpunkte in Cafés und Bars plötzlich immer weniger werden, auch das Misstrauen und die Angst angesichts von Verhaftungen, Terrorgesetzen und Denunziationen zerstört den Zusammenhalt in der Clique der jungen Leute, die die Entwicklung in ihrer Heimat kritisch sehen.

Dilek hat sich unter ihrem Pseudonym Kangal in sozialen Medien geäußert, selbst enge Freunde wissen nicht, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Doch nun ist die Lebensgefährtin einer Freundin verhaftet worden. Sind die Sicherheitsbehörden ihr schon auf der Spur? steigert sie sich in etwas hinein? Zu Beginn des Buches ist Dilek am Flughafen, bangt an der Passkontrolle, ob man sie ausreisen lässt nach Frankfurt, wo ihre Cousine Ayla lebt.

Als Kinder waren sich Dilek und Ayla nahe, geradezu unzertrennlich, bis ein Zerwürfnis zwischen ihren Müttern auch sie trennte. Zögernd nimmt Dilek Kontakt zu Ayla auf. Die Sehnsucht, die enge Verbindung von einst wieder aufleben zu lassen, liegt im Widerstreit mit der Angst, ob sie Ayla trauen kann. Schließlich war es auch die türkische Diaspora in Deutschland, die Erdogan zu Wahlsiegen verholfen hatte, sind die deutschen Türken häufig deutlich konservativer als ihre Landsleute gerade im säkular geprägten Istanbul.

Tatsächlich ist Ayla eine der Deutschländerinnen, die die Türkei durch eine rosarote Brille sieht - das Meer, das Wetter, die Mentalität der Leute - alles besser, heiterer, freundlicher als in Deutschland. Dass sie selbst stets als Touristin kommt, ignoriert Ayla: Auf sozialen Medien postet sie Bilder vom Meer, nicht vom Hotel-Swimming pool. Sie will eben doch keine Touristin sein.

Von Überwachungsmethoden, Spitzel-Apps und den Sicherheitsgesetzen weiß Ayla nichts, will auch nichts davon wissen. Ihre Probleme sind ganz andere als Dileks, etwa das Studium, das sie heimlich und gegen den Willen ihres Vaters aufgenommen hat. Dass auf Bemerkungen über den Präsidenten eine mehrjährige Haftstrafe drohen kann, will sie nicht glauben. Hat Dilek vielleicht doch etwas Schlimmes getan?

Dilek wiederum kann auch in Deutschland dem Dilemma nicht entkommen. Soll sie ein Leben im Exil wählen oder hat sie sich in etwas hineingesteigert und es wurde kein Material gegen sie zusammengetragen? Hat sie mit ihrer Ausreise nach Deutschland womöglich erst Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, droht ihr bei einer Rückkehr die Festnahme? Und was bedeutet das für ihre Beziehung zu Tekin, der den Standpunkt vertritt, es könnten doch nicht alle dem Land den Rücken kehren?

Es gibt keine einfachen Antworten in "Kangal", sondern verschiedene Sichtweisen und Überlegungen. Welche die "richtige" ist, muss die Leser*in selbst entscheiden, so wie auch der Schluss keine Deutungshoheit hat, sondern offen bleibt. Nachdenklich machender Lesestoff, der nicht nur durch die Situation in der Türkei, sondern die Einschränkungen von Meinungsfreiheit in allen autoritären Staaten von trauriger Aktualität ist.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Ausschnitt aus Bericht von Tekin, Ayla und Dilek

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Cover: Das Cover hat etwas Einsames und damit Trauriges, durch diesen verlassenen Stuhl (ohne Polster). Durch das Licht vermittelt es aber auch irgendwie Hoffnung. Auf jeden Fall gibt es erst einmal nicht ...

Cover: Das Cover hat etwas Einsames und damit Trauriges, durch diesen verlassenen Stuhl (ohne Polster). Durch das Licht vermittelt es aber auch irgendwie Hoffnung. Auf jeden Fall gibt es erst einmal nicht viel Aufschluss über die Geschichte.

Charaktere: Tekin scheint mir etwas naiv und ich verstehe ihn nicht so richtig, denn eigentlich folgt man seinem Partner doch auch überall hin, wenn es für ihn/sie wichtig ist und man sich liebt. Dilek ist mir grundsätzlich sympathisch , aber so richtig durchscheinend ist sie für mich nicht. Ayla ist mir von diesen dreien die sympathischste. Sie ist neugierig, versucht alles zu verstehen und ist doch auch nach Harmine bedürftig. Melek scheint mir etwas grob/plump und nicht so richtig einfühlsam.

Meinung: Der Aufbau ist recht interessant durch die vielen kurzen Abschnitte, bei denen man aus der Perspektive von Tekin, Dilek und Ayla in wilder Abwechslung liest. Diese Abschnitte sind teilweise auch nur eine halbe Seite lang. Das Ganze macht es recht kurzweilig. Interessant ist es ja immer, wenn man die gleiche Situation aus unterschiedlicher Perspektive erfährt und die jeweiligen Gefühle und Gedanken mitbekommt. Auch die Einstellung und das Wissen der drei Personen ist sehr unterschiedlich und damit auch der Umgang mit allem. So ist Tekin ein Türke in den Türkei, Dilek eine Türkin, die nach Deutschland geflohen ist und Ayla eine Türkin, die schon ihr Leben lang in Deutschland lebt.
Die ganze Situation ist sehr interessant und man selbst als Leser möchte auch gerne erfahren, was wahr ist, wie alles läuft etc. Das Ganze ist jedoch nur ein Teilausschnitt, der mit Dileks Reise nach Deutschland beginnt und somit fehlt der Bericht von vorher und auch der Bericht von danach. So lässt es mich auch etwas unzufrieden zurück, da es alles nicht aufgelöst wird bzw. man alles umfassend erfährt. Aber gerade dadurch ist es auch authentisch und ich mache mir auch noch meine Gedanken dazu nachdem ich das Buch beendet habe.