Ein Erinnerungsbuch - kein Roman
Ich habe mir dieses Erinnerungsbuch als Vertiefungsliteratur zum Deutschen Buchpreis 2020 vorgenommen, wollte mir den persönlichen Blickwinkel der Protagonistin nicht entgehen lassen.
Anne Beaumanoir ...
Ich habe mir dieses Erinnerungsbuch als Vertiefungsliteratur zum Deutschen Buchpreis 2020 vorgenommen, wollte mir den persönlichen Blickwinkel der Protagonistin nicht entgehen lassen.
Anne Beaumanoir erzählt aus ihrem Leben beginnend mit ihrer Kindheit und die wichtigsten Personen darin, übergehend in ihre Jugend mit dem Einstieg in den französischen Widerstand. Diesen ersten Teil ihrer Erinnerungen schließt sie mit ihrem langsamen Aufstieg in der KP und ihrer Forschungsarbeit in Moskau.
Recht leidenschaftlich beschreibt die Autorin ihre Frustration und Enttäuschungen über die eigene Bedeutungslosigkeit im Widerstand als kleines Zahnrädchen im großen Ganzen sowie die mangelnde Qualität der sowjetischen Forschung durch untersagte Forschungsdiskussion, ungerecht zur Verfügung Forschungsgrundlagen und insgesamt miserable Ausstattung.
Für den Leser entsteht ein Eindruck, was es überhaupt bedeutet, im Widerstand zu sein. Mein Bild darüber wurde durch die Lektüre ordentlich korrigiert.
Etwas kritisch betrachte ich diesen ersten Teil von „Wir wollten das Leben ändern“ trotzdem. Er ist literarisch gesehen ganz schön holprig. Es wirkt als hätte die Autorin ihre Erinnerungen eher für sich selbst als für andere aufgeschrieben. Möglicherweise ist auch die Übersetzung nicht ganz perfekt. Für mich war es jedenfalls schwierig, den Gesamtüberblick nicht zu verlieren. Dennoch werde ich auch den zweiten Teil lesen, da mich insbesondere ihre Gefühlswelt im Exil interessiert.