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- Verlag: Kovac, Dr. Verlag
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 484
- Ersterscheinung: 04.2010
- ISBN: 9783830048619
Bezeichnungen für die christliche Gottheit im Altenglischen
Die heidnischen Angelsachsen wurden ab dem Jahr 597 von römischen Missionaren christianisiert. Ihren neuen Gott bezeichneten sie schon bald mit dryhten 'Herr', heofoncyning 'Himmelskönig', edgyldend 'Vergelter' oder einem von etwa 250 weiteren Wörtern. Die meisten dieser Bezeichnungen Gottes wurden mit altenglischen Mitteln, nicht mit lateinischen Lehnwörtern ausgedrückt. Das indirekte Lehngut für Gott, Jesus Christus und den Heiligen Geist - eingeteilt in sogenannte Lehnbildungen und Lehnbedeutungen - wird von Anne Scheller ausführlich untersucht. Dabei wird zum ersten Mal wirklich klar, wie unterschiedlich die verschiedenen Ausdrucksmittel in verschiedenen Textsorten (Glossen, Dichtung, Prosa) verwendet wurden. In Glossen stand die genaue strukturelle Wiedergabe der lateinischen Wörter im Vordergrund, was den Klerikern beim Verstehen der christlichen Lehren half. In der Dichtung herrschen dagegen Wörter vor, die sich an den formalen Anforderungen der ererbten Dichtung orientieren. Dabei wurden die Eigenschaften Gottes betont, die zu den aus heidnischer Zeit überlieferten Vorstellungen von einem fürsorglichen und kampferprobten Gefolgsherrn passten. Die Autorin kann zeigen, dass vorchristliche Konzepte wie Gefolgschaft, Heil und Herrschaft nicht nur bis in christliche Zeiten überlebten, sondern das Christentum im angelsächsischen England sogar veränderten. Eine Lehnübersetzung wie eallwealdend 'Allherrscher' erinnert an vorchristliche Epitheta für weltliche Herrscher wie wealdend; die Lehnbedeutung haelo 'Heil' ruft die Erinnerung an das traditionelle Königsheil hervor. Durch die Verwendung indirekter Lehnverfahren wurde das angelsächsische Christentum also partiell germanisiert. Die indirekten Lehnverfahren halfen allerdings auch dabei, die Angelsachsen zu christianisieren. Wörter wie al8send 'Erlöser' oder dema 'Richter' lehrten die Angelsachsen, wie ihr neuer Gott war und was er für sie tun konnte. So hielten christliche Konzepte Eingang in die angelsächsische Welt. Die Entwicklung dieser Ausdrucksweisen stellt die Autorin mithilfe von Quellen in den Kontext der Vorgehensweise der Missionare, die die zentralen Werte der vorchristlichen angelsächsischen Kultur berücksichtigten. So kam es zu einer gegenseitigen Durchdringung von Christentum und angelsächsischer Kultur, nicht zu einer einseitigen Übernahme der christlichen Inhalte. Die Mechanismen von Germanisierung und Christianisierung untersucht die Autorin abschließend noch einmal am Beispiel der kontinentalen Sachsen. Die vielen verwandten Wörter, die im Altsächsischen und Altenglischen für die Gottheit belegt sind, werden vergleichend untersucht. Die Autorin zeigt, dass es wahrscheinlich ist, dass die angelsächsischen Missionare die Sachsen dazu anregten, alliterierende Dichtung für christliche Themen anzupassen und dabei indirekte Lehnverfahren zu verwenden.
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