Paris, 1986: Daniel Mercier beschließt eines Tages, sich ein Abendessen in einer vornehmen Brasserie zu gönnen. Seine Frau und sein Sohn sind bei den Schwiegereltern zu Besuch, und so sitzt Daniel ganz allein am Tisch. Da werden drei Herren an den Nebentisch geführt, und einer von ihnen ist kein geringerer als der amtierende Staatspräsident Francois Mitterrand. Gebannt lauscht Daniel dem Tischgespräch. Als der Präsident nach dem Essen seinen Hut vergisst, nimmt Daniel ihn kurzerhand an sich. Kurz darauf gelingt es ihm dank des Hutes, seiner festgefahrenen beruflichen Laufbahn neuen Schwung zu geben. Doch bald wechselt der Hut erneut den Besitzer und bleibt auch auf den folgenden Köpfen, die er ziert, nicht ohne Wirkung.
Gleich zu Beginn des Buches lernt man Daniel Mercier kennen, der seiner Frau und seinem Sohn erklärt, warum sich der Hut des Staatspräsiden in seinem Besitz befindet. Gemeinsam mit den dreien blickt man auf den vorherigen Abend zurück und erfährt, wie der Hut zum ersten Mal seinen Besitzer gewechselt hat. Bei der Schilderung dieses Vorfalls bringt der Autor dem Leser Daniels Faszination für den Präsidenten nahe und machte es damit nachvollziehbar, warum er diesen Diebstahl begeht. In der Gegenwart entfaltet der Hut schon bald seine Wirkung und beeinflusst Daniel positiv in seinem Verhalten. Allein zu wissen, dass der Hut des Präsidenten auf seinem Kopf sitzt, gibt ihm das nötige Selbstbewusstsein, das er so lange gesucht hat.
Dem Autor ist es gelungen, mir jeden der relativ zügig wechselnden Besitzer des Hutes in kürzester Zeit sympathisch werden zu lassen. Ich erfuhr, was die Charaktere antreibt und wonach sie sich sehnen. Bei jedem von ihnen hat der Hut eine andere positive Wirkung. Mal geht es um Liebe, mal um den Beruf oder gar Politik. Sehr gut gefallen hat mir, dass man hier mehrfach Zeuge einer ungewöhnlich schnellen Verhaltensänderung wird, die in ihrer Geschwindigkeit vielleicht nicht authentisch gewirkt hätte, wäre da nicht der Hut gewesen. Zu sehen, wie dieser bei jedem eine beinahe magische und gleichzeitig doch völlig nachvollziehbare Wirkung entfaltet, machte für mich den Reiz des Buches aus.
Der Autor gibt kurze Einblicke in das Leben von fünf völlig verschiedenen Menschen. Der schwarze Filzhut bleibt der rote Faden in dieser Erzählung, doch bald entstehen auch lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren. In einige Charaktere konnte ich mich noch etwas besser hineinversetzen als in andere, insgesamt hat es mir aber Spaß gemacht, jeden von ihnen zu begleiten. Charakterlich und thematisch ist sicherlich für jeden Leser etwas dabei, das ihn unterhalten kann. Die Geschichte vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit mit gelegentlichem Tiefgang, durch welches ich mich bei der Lektüre rundum wohlfühlte und die Seiten viel zu schnell verfliegen ließ. Zum Ende hin wird noch einmal ein Bogen über alle Charaktere gespannt, durch welchen die Erzählung für mich gelungen ausklang.
Habt ihr schon mal einen Hut aufgesetzt und Euch wie ein völlig neuer Mensch gefühlt? Egal, ob das der Fall ist oder nicht, ihr solltet unbedingt „Der Hut des Präsidenten“ lesen, um zu erfahren, wie es den Charakteren in genau dieser Situation ergangen ist. Antoine Laurain konnte mich bestens unterhalten, indem er mir verschiedene Personen nahe brachte, deren Leben durch einen ganz besonderen Hut eine entscheidende Wendung nimmt. Ich kann euch deshalb nur empfehlen, das Buch zu kaufen und den Hut auf seiner Reise zu begleiten!