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inkl. MwSt
- Verlag: Jüdisches Museum Franken
- Themenbereich: Kunst
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 95
- Ersterscheinung: 24.11.2023
- ISBN: 9783982599700
- Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Arnold Dreyblatt LESEZEICHEN BOOKMARKS
Jakob Wassermann Deutscher und Jude German and Jew
Daniela F. Eisenstein (Herausgeber)
Aus
Text - Bild - Geste
Kurt Winkler
"[...] Vor wenigen Tagen, am 10. Mai, wurde der Bücherverbrennung vor 90 Jahren ge- dacht. Die Ereignisse sind bekannt: An diesem Tag wurden auf dem Berliner Opern- platz, dem heutigen Bebelplatz, und in weiteren 18 Hochschulstädten in Deutschland Tausende Werke von Autorinnen und Autoren, Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern verbrannt, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, ihrer politischen Haltung, ihrer künstlerischen Ausdrucksform missliebig waren. Der 10. Mai 1933 markierte symbolisch aber auch faktisch den Beginn des beispiellosen Regimes von Ausgren- zung, Verfolgung und Vernichtung, mit dem der Nationalsozialismus unter dem Ap- plaus eines großen Teils der deutschen Bevölkerung seinen Terror über Deutschland und Europa verbreitete.
Anlass besonderer Scham ist es, dass die Bücherverbrennung von Professoren un- terstützt und von der organisierten Studentenschaft durchgeführt wurde. Die ideologi- sche Losung lautete „Aktion wider den undeutschen Geist“, eine Botschaft, die auf eine Selektion des zur deutschen Kultur Zugehörigen und des aus ihr Auszuschließen- den, ja Auszumerzenden hinauslief.
Auch die Werke von Jakob Wassermann zählten zu jener inkriminierten und dis- kreditierten Literatur, die der Verbrennung zum Opfer fiel. Wassermann selbst erlebte die Wochen seit dem 30. Januar 1933, die mit dem Verkaufsverbot seiner Bücher und mit dem Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste verbunden waren, als ultimativen Schritt der Abweisung und Ausgrenzung, als endgültiges Scheitern seiner Hoffnungen, als jüdischer Autor Anerkennung zu finden und als Jude Teil der deut- schen Literatur, in den Worten der Zeit Teil der „Deutschen Kulturnation“ zu sein. Wassermann lebte zu diesem Zeitpunkt im österreichischen Altaussee, wo er am 1. Januar 1934 verarmt und deprimiert starb. Und sicherlich haben die Erfahrungen in diesem ersten Jahr nationalsozialistischer Herrschaft zu seinem frühen Tod beigetra- gen.
Auf der Liste der von der Bücherverbrennung betroffenen Autoren findet sich auch Thomas Mann. Zumindest für Hannover, Hamburg, Göttingen und Köln ist be- legt, dass auch Werke aus seiner Feder ebenso wie Schriften seines Bruders Heinrich ins Feuer geworfen wurden.
Zwölf Jahre vor den Ereignissen auf dem Berliner Opernplatz hatte Thomas Mann „in freundschaftlichster Ehrfurcht“ einen Brief an Jakob Wassermann geschrieben, einen Brief, der zu den schrecklichen Irrtümern der deutschen Literaturgeschichte ge- zählt werden muss. [...]
Text - Bild - Geste
Kurt Winkler
"[...] Vor wenigen Tagen, am 10. Mai, wurde der Bücherverbrennung vor 90 Jahren ge- dacht. Die Ereignisse sind bekannt: An diesem Tag wurden auf dem Berliner Opern- platz, dem heutigen Bebelplatz, und in weiteren 18 Hochschulstädten in Deutschland Tausende Werke von Autorinnen und Autoren, Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern verbrannt, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, ihrer politischen Haltung, ihrer künstlerischen Ausdrucksform missliebig waren. Der 10. Mai 1933 markierte symbolisch aber auch faktisch den Beginn des beispiellosen Regimes von Ausgren- zung, Verfolgung und Vernichtung, mit dem der Nationalsozialismus unter dem Ap- plaus eines großen Teils der deutschen Bevölkerung seinen Terror über Deutschland und Europa verbreitete.
Anlass besonderer Scham ist es, dass die Bücherverbrennung von Professoren un- terstützt und von der organisierten Studentenschaft durchgeführt wurde. Die ideologi- sche Losung lautete „Aktion wider den undeutschen Geist“, eine Botschaft, die auf eine Selektion des zur deutschen Kultur Zugehörigen und des aus ihr Auszuschließen- den, ja Auszumerzenden hinauslief.
Auch die Werke von Jakob Wassermann zählten zu jener inkriminierten und dis- kreditierten Literatur, die der Verbrennung zum Opfer fiel. Wassermann selbst erlebte die Wochen seit dem 30. Januar 1933, die mit dem Verkaufsverbot seiner Bücher und mit dem Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste verbunden waren, als ultimativen Schritt der Abweisung und Ausgrenzung, als endgültiges Scheitern seiner Hoffnungen, als jüdischer Autor Anerkennung zu finden und als Jude Teil der deut- schen Literatur, in den Worten der Zeit Teil der „Deutschen Kulturnation“ zu sein. Wassermann lebte zu diesem Zeitpunkt im österreichischen Altaussee, wo er am 1. Januar 1934 verarmt und deprimiert starb. Und sicherlich haben die Erfahrungen in diesem ersten Jahr nationalsozialistischer Herrschaft zu seinem frühen Tod beigetra- gen.
Auf der Liste der von der Bücherverbrennung betroffenen Autoren findet sich auch Thomas Mann. Zumindest für Hannover, Hamburg, Göttingen und Köln ist be- legt, dass auch Werke aus seiner Feder ebenso wie Schriften seines Bruders Heinrich ins Feuer geworfen wurden.
Zwölf Jahre vor den Ereignissen auf dem Berliner Opernplatz hatte Thomas Mann „in freundschaftlichster Ehrfurcht“ einen Brief an Jakob Wassermann geschrieben, einen Brief, der zu den schrecklichen Irrtümern der deutschen Literaturgeschichte ge- zählt werden muss. [...]
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