19,80
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inkl. MwSt
- Verlag: Hartung-Gorre
- Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 116
- Ersterscheinung: 01.2024
- ISBN: 9783866285019
Die NAPOLA Reichenau
Von der Heil- und Pflegeanstalt zur nationalsozialistischen Eliteerziehung (1941 - 1945)
Aus dem Vorwort des Autors:
Die Napola-Schüler sind schwer in das gängige Täter/OpferSchema des Dritten Reiches einzuordnen. Täter sind sie nicht gewesen, sie sind allenfalls noch Soldaten geworden. Sie sollten einmal Täter werden, und zwar in den höchsten Positionen. Großes war ihnen, den Lehrlingen der Macht, versprochen worden, und viel wurde von ihnen verlangt. Doch Karriere auf der Grundlage ihrer Erziehung konnten einige von ihnen erst in der Bundesrepublik machen. Als Nazi-Täter galten sie kurz im Herbst 1945, als man sie nicht in die neuen demokratischen Schulen hineinlassen wollte. Kann man sie deshalb als Opfer bezeichnen? Als Opfer werden sich wohl nur diejenigen sehen, die schon damals unter dem Internatsdrill dieser Schulen gelitten haben, doch das ist offensichtlich eine Minderheit. Kann man die übrigen als Opfer, als Verführte bezeichnen, weil sie von einer besonderen, totalen Erziehung geprägt wurden, die sie vielleicht selber wieder weitergegeben haben, wie dies eine neuere Untersuchung aufzeigt? Die meisten sehen sich aber auch in diesem Sinne nicht als Opfer.
Im Herbst 1994 fand ein solches Klassentreffen auf dem Gelände des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Reichenau bei Konstanz statt, in dem von 1941 bis 1945 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt eingerichtet war. Nun kann heute jeder nach Belieben durch die öffentlichen Anlagen zwischen den zahlreichen Gebäuden spazieren. Doch was ist, wenn die Ehemaligen bei dieser Gelegenheit die Gebäude wieder betreten wollen, in denen sie damals untergebracht waren und in denen heute wieder Patienten behandelt werden? Kann man bei diesem nostalgischen Begehren einfach darüber hinwegsehen, daß in diesen Gebäuden schon vor der Napola Patienten untergebracht waren, die auf einmal verschwunden waren, weil sie umgebracht worden waren? Das ist nicht die Schuld dieser Napola-Schüler, aber es ist der unmittelbare Bezug zur Entstehung ihrer Schule, wie zu zeigen sein wird.
Diese besondere Problematik war der Auslöser, sich einmal näher mit der Geschichte dieser Napola zu befassen. Das hieß nicht nur, Akten und Dokumente zu finden, sondern vor allem auch, mit ehemaligen Schülern ins Gespräch zu kommen. Den Einstieg brachte eine Anzeige vom 21. Dezember 1994 im Konstanzer "Südkurier", und ich danke allen ehemaligen Schülern, Lehrern, Angestellten dieser Schule, die mir mündlich oder schriftlich Auskünfte erteilt, die mir Fotos und andere Dokumente zur Verfügung gestellt haben.
Eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse erschien im Sommer 1996 in der Zeitschrift "Badische Heimat". Deren Text habe ich den Informanten zur Verfügung gestellt und konnte so ihre Reaktionen und Korrekturen noch verwerten.
Die Napola-Schüler sind schwer in das gängige Täter/OpferSchema des Dritten Reiches einzuordnen. Täter sind sie nicht gewesen, sie sind allenfalls noch Soldaten geworden. Sie sollten einmal Täter werden, und zwar in den höchsten Positionen. Großes war ihnen, den Lehrlingen der Macht, versprochen worden, und viel wurde von ihnen verlangt. Doch Karriere auf der Grundlage ihrer Erziehung konnten einige von ihnen erst in der Bundesrepublik machen. Als Nazi-Täter galten sie kurz im Herbst 1945, als man sie nicht in die neuen demokratischen Schulen hineinlassen wollte. Kann man sie deshalb als Opfer bezeichnen? Als Opfer werden sich wohl nur diejenigen sehen, die schon damals unter dem Internatsdrill dieser Schulen gelitten haben, doch das ist offensichtlich eine Minderheit. Kann man die übrigen als Opfer, als Verführte bezeichnen, weil sie von einer besonderen, totalen Erziehung geprägt wurden, die sie vielleicht selber wieder weitergegeben haben, wie dies eine neuere Untersuchung aufzeigt? Die meisten sehen sich aber auch in diesem Sinne nicht als Opfer.
Im Herbst 1994 fand ein solches Klassentreffen auf dem Gelände des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Reichenau bei Konstanz statt, in dem von 1941 bis 1945 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt eingerichtet war. Nun kann heute jeder nach Belieben durch die öffentlichen Anlagen zwischen den zahlreichen Gebäuden spazieren. Doch was ist, wenn die Ehemaligen bei dieser Gelegenheit die Gebäude wieder betreten wollen, in denen sie damals untergebracht waren und in denen heute wieder Patienten behandelt werden? Kann man bei diesem nostalgischen Begehren einfach darüber hinwegsehen, daß in diesen Gebäuden schon vor der Napola Patienten untergebracht waren, die auf einmal verschwunden waren, weil sie umgebracht worden waren? Das ist nicht die Schuld dieser Napola-Schüler, aber es ist der unmittelbare Bezug zur Entstehung ihrer Schule, wie zu zeigen sein wird.
Diese besondere Problematik war der Auslöser, sich einmal näher mit der Geschichte dieser Napola zu befassen. Das hieß nicht nur, Akten und Dokumente zu finden, sondern vor allem auch, mit ehemaligen Schülern ins Gespräch zu kommen. Den Einstieg brachte eine Anzeige vom 21. Dezember 1994 im Konstanzer "Südkurier", und ich danke allen ehemaligen Schülern, Lehrern, Angestellten dieser Schule, die mir mündlich oder schriftlich Auskünfte erteilt, die mir Fotos und andere Dokumente zur Verfügung gestellt haben.
Eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse erschien im Sommer 1996 in der Zeitschrift "Badische Heimat". Deren Text habe ich den Informanten zur Verfügung gestellt und konnte so ihre Reaktionen und Korrekturen noch verwerten.
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