Sehr gut recherchierter historischer Roman über ein dunkles Kapitel...
Wer vielleicht schon einmal ansatzweise vom Hexenhammer gehört oder sich auch damit beschäftigt hat, weiß, welche Grausamkeiten sich in diesem Werk verbergen.
Susanna eine recht selbstbewusste junge Frau, ...
Wer vielleicht schon einmal ansatzweise vom Hexenhammer gehört oder sich auch damit beschäftigt hat, weiß, welche Grausamkeiten sich in diesem Werk verbergen.
Susanna eine recht selbstbewusste junge Frau, die sich nicht so leicht den Wünschen bzw. Erwartungen der damaligen Zeit fügt. Nur durch ihr Geschlecht in die ihr vorgesehene Rolle gedrängt, wird sie als Mensch (der noch dazu alles in der Familie macht) gar nicht akzeptiert. Eine Heirat kommt für sie nur aus Liebe und nicht aus Vernunftgründen in Frage. Ihre beste Freundin Elsbeth ist für sie ein warnendes Beispiel Sie wird jedoch nur als das „dumme“ Weib, welches zu gehorchen hat, angesehen. Das tragische Unglück des Todes der Mutter Margaretha überschattet die Familie, ihr Vater versinkt in Selbstmitleid und ihr älterer Bruder Gregor bevormundet sie. Einzig ihr Bruder Martin ist ihr eine Stütze. Es bleibt etwas offen, ob es ein Unfall oder Selbstmord war - was jedoch für Mitmenschen entscheidend ist - als Selbstmörderin würde ihr ein Begräbnis in geweihter Erde verwehrt. Da (er)scheint der bereits in Kindertagen mit Margaretha befreundete Prior Heinrich der rettende Helfer zu sein, denn mit Hilfe seines Einflusses fügt sich alles ohne Probleme - der Tod wird als tragischer Unfall eingeschätzt. Jedoch klingen hier bereits mit seinem Einzelgängertum und seinen Ansichten zukünftige Probleme an.
Wie schon damals in Margaretha ist er in Susanna vernarrt. Es ist schon sehr erstaunlich, dass er als eigentlich gebildeter Mann so eine primitive und für Susanna bösartige Erklärung für SEIN Verhalten sucht. Dass eine Frau in der damaligen Zeit nichts wert war, ist ja bekannt. Auch das Verleumdung und üble Nachrede dazu führten, dass zahlreiche Frauen als Hexen angeschwärzt wurden. Doch dieser Ablauf ist für meine Begriffe noch etwas krasser: als Freund der Familie erschleicht er sich das Vertrauen und nutzt nach der Zurückweisung seine Macht als Inquisitor um Susanna zu bestrafen. Ihr gelingt zwar durch Heirat mit einem ungeliebten Mann (der sich jedoch als sehr verständnisvoll und - auch für die heutige Zeit - sehr tolerant zeigt) die Flucht in eine andere Stadt, jedoch wird er sie auch dort aufspüren...
Astrid Fritz ist es mit diesem Buch wunderbar gelungen, die Entstehungsgeschichte des Hexenhammers sowie Einblicke in die Denkweisen des Verfassers Heinrich Kramers mit der fiktiven Figur Susanna zu verweben, welche auf tragische Weise Heinrichs verquere Ansichten und Auslegungen zu spüren bekommt. Mir hat das Buch super gefallen, ich konnte es kaum aus der Hand legen - was ja schon für sich spricht! Von mir gibt es deshalb eine klare Leseempfehlung!