Cover-Bild Bethel in der NS-Zeit
34,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Westarp
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 30.09.2014
  • ISBN: 9783888645303
Barbara Degen

Bethel in der NS-Zeit

Die verschwiegene Geschichte
Die von Bodelschwinghschen Anstalten hatten in der NS-Zeit mit Friedrich von Bodelschwingh d. J. (1877 –1946) einen besonnenen, erfahrenen und christlich geprägten Anstaltsleiter. Er hatte sich bereits 1929 gegen die „Euthanasie“ ausgesprochen.
Trotzdem starben zwischen 1933 und 1945 in dem dortigen Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ (100 – 120 Betten) über 2000 behinderte und nichtbehinderte Kinder. Auch bei den behinderten Kindern in den Pflegehäusern und bei den erwachsenen PatientInnen und Pfleglingen gab es eine überproportional hohe Todesrate. Hinzu kamen über 1500 Zwangssterilisationen und Verlegungen der „unheilbar Kranken“, die zum Tod der jüdischen Pfleglinge und der besonders schutzbedürftigen, nicht „arbeits- und gemeinschaftsfähigen“ Menschen, z. B. in Hadamar, Brandenburg-Görden, Meseritz-Obrawalde, Kaufbeuren, Eglfing-Haar und Gütersloh führten. Nach 1945 nahm die Anstalt viele NS-Täter auf.
Nach den Forschungen von Barbara Degen war die Ursache der hohen Sterberate eine mangelhafte Ernährung, gefährliche TBC-Impfungen u. v. m. Der „vorauseilende Gehorsam“ und die Wahl des „kleineren Übels“ der Anstaltsleitung machten diese Entwicklung möglich.
„Barmherzigkeit“ und „Liebe“ wurden in eine „Liebe zur Volksgemeinschaft“ zulasten der Kranken umgedeutet, aus dem biblischen Tötungsverbot wurde ein Sterilisations- und Tötungsgebot aus scheinbarer Barmherzigkeit. Gleichzeitig gab es in den Anstalten aber auch ein beharrliches Festhalten an den christlichen Grundüberzeugungen, z. B. durch die Diakonissen. Die fahrlässigen und bewussten Tötungen konnten dadurch jedoch nicht verhindert werden.
Das Buch versucht, diese Widersprüche und die Frage zu klären, wie Fürsorge, Mütterlichkeit, christliches Liebesverständnis und Überlebensstrategien mit Fragen der „Eugenik“ und „Rassenhygiene“ verknüpft werden konnten. Es erinnert u. a. an Elisabeth Schmitz, die mit ihrer Denkschrift von 1935 bereits von Bodelschwingh und die evangelische Kirche wachrütteln wollte und damals feststellte: „Menschlich geredet bleibt die Schuld, dass alles dies geschehen konnte vor den Augen der Christen und vor allen Völkern und nicht zuletzt vor den eigenen künftigen Generationen auf den Christen Deutschlands liegen.“

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