berührend und emotional
Barbara Leciejewski – Für immer und noch ein bisschen länger
Die Pianistin Anna trauert noch immer um ihre große Liebe Jeremias, der bei einem Unfall verstorben ist. Alles was sie noch von ihm hat, ist ...
Barbara Leciejewski – Für immer und noch ein bisschen länger
Die Pianistin Anna trauert noch immer um ihre große Liebe Jeremias, der bei einem Unfall verstorben ist. Alles was sie noch von ihm hat, ist die Altbauwohnung in der beide vor einigen Jahren gezogen sind. Jeden Tag redet sie in Gedanken mit ihm. Doch dann wird ihr die Wohnung gekündigt und Anna muss sich neu orientieren und landet in einer WG.
Dort findet sie nach und nach zu sich selbst und kann sich ihren Mitbewohnern öffnen. Außerdem schadet es auch nicht, dass direkt nebenan Anders wohnt, der immer ein offenes Ohr für sie hat.
Ich habe noch kein Buch der Autorin gelesen.
Die Leseprobe hatte mir gut gefallen, und nun habe ich das Hörbuch, eingelesen von Ulrike Kapfer gehört.
Der Roman ist unter "Liebesroman" gelistet, allerdings ist es kein lockerleichter Roman, da viele Abschnitte sehr beklemmend und erdrückend sind. Hier wird einiges an Trauerarbeit geleistet, nur langsam findet Anna zurück ins Leben und sowohl Rose, Gunilla als auch Kurt haben eine schwere Last, die sie seit Jahrzehnten mit sich herumschleppen.
Wer eine intensive, emotionale Geschichte lesen möchte, der ist mit diesem Buch gut beraten.
Mich hat die Geschichte auf jeden Fall tief berührt.
Die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen, sie sind lebendig und facettenreich ausgearbeitet. Jede der Figuren hat ein schweres Traumata durchgemacht und nach und nach dürfen wir miterleben, wie jede von ihnen sich öffnet und über ihre Vergangenheit spricht. Das war herzergreifend und die Autorin konnte mich mit den geballten Emotionen erreichen.
Anna und ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Die Trauer und Hoffnungslosigkeit die sie nach dem Tod von Jeremias überwältigt hat, dann der Auszug, die Pandemie, die zum Glück nur eine untergeordnete Rolle spielt, aber für die Musikerin doch existenzbedrohend ist. Die zarte Freundschaft zu Gunhilla, ihrem Sohn Michel, Rose und Kurt, und dann auch zu Anders, dem sie sich öffnet und in den sie sich nach und nach verliebt. Auch die Annäherung an ihre Familie, die sie von sich gestossen hatte, all das sind kleine Schritte, aber glaubhaft und nachvollziehbar.
Zu den anderen Charakteren möchte ich an dieser Stelle nichts sagen, obwohl jede der Figuren wirklich großartig gewesen ist. Gerade diese sehr unterschiedlichen Menschen machen das Buch unglaublich schön und man sollte ihre Geschichten unvoreingenommen auf sich wirken lassen.
Die Autorin hat ein gutes Auge für Details, beschreibt die Handlung, die Schauplätze und die Personen so, dass man sich alles gut vorstellen, es aber nicht zu überladen wirkt.
Ich lese lieber Geschichten, die etwas leichter und fröhlicher sind, aber mit "Für immer und noch ein bisschen länger" hat die Autorin eine zauberhafte Geschichte geschrieben, die mich tief berührt hat. Man muss sich auf die düstere Stimmung einlassen, man muss sich auf die Figuren einlassen, aber dann erwacht eine tiefe Verbindung die auf jeder Seite spürbar ist.
Ich möchte die Geschichte sehr gern weiterempfehlen.
Ulrike Kapfer hat die Story synchronisiert. Sie hat die verschiedenen Stimmungen gut einfangen und auf den Hörer transportieren können. Sie liest die Story in einem angenehmen Tempo, die Stimme passt sehr gut zu Annas Geschichte. Sie lässt die Figuren lebendig wirken. Auch das Hörbuch kann ich weiterempfehlen.
Die Hörbuchdauer beträgt ca 11 Stunden und 26 Minuten.
Das Cover ist genretypisch. Es ist hübsch, hebt sich aber insgesamt nicht aus der Masse heraus.
Fazit: berührend und emotional. Knappe 5 Sterne.