Packender, atmosphärisch dichter zweiter Teil der historischen Krimireihe um die Brontë- Geschwister. Sehr lesenswert!
Hayworth, im Jahre 1845:
Es herrscht ein kalter, strenger Winter und mittlerweile sind es die Brontë-Schwestern leid, eingesperrt zu sein, in ihrem Haus. Einerseits harren sie aus in gespannter Erwartung- ...
Hayworth, im Jahre 1845:
Es herrscht ein kalter, strenger Winter und mittlerweile sind es die Brontë-Schwestern leid, eingesperrt zu sein, in ihrem Haus. Einerseits harren sie aus in gespannter Erwartung- denn sie haben ihren Gedichtband an einen Verleger geschickt, andererseits sind sie voller Verdruss, da sie seit ihrem Wandeln auf detektivischen Pfaden, Monate zuvor, sehr gerne ein weiteres Rätsel oder einen Kriminalfall aufklären würden.
Doch dann hat das Schicksal Erbarmen mit ihnen und schnell bereuen die Schwestern ihren Wunsch, denn bei der, in einem Kamin verborgenen, kürzlich entdeckten Leiche auf dem Anwesen Top Withens Hall, handelt es sich um ein Kind, das womöglich ermordet wurde.
Charlotte, Emily und Anne sind nun entschlossen, die Identität des Kindes herauszufinden, aber auch, falls es einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, seinen Mörder zu finden. Obwohl sie von ihrem Bruder Branwell tatkräftig unterstützt werden, ist ihre Detektivarbeit der guten Tabby, Haushälterin in der Pfarrei Brontë, ein Dorn im Auge. Denn Tabby fürchtet, dass Top Withens Hall verflucht sein könnte. Immer schon gab es gewisse Gerüchte über den Hausherren, der ausschweifende Feste auf dem Anwesen feierte, während seine Frau im Sterben lag und wahre Gottesfurcht vermissen ließ. Als die Geschwister dann auch noch unweit des Auffindeortes der Leiche, Steine finden, auf der sonderliche Runen gezeichnet wurden, fühlt sich Tabby in ihrer Annahme bestätigt. Und in der Tat scheint etwas durch und durch Böses auf Top Withens Hall umzugehen. Werden die Geschwister trotz ihrer Ängste Besonnenheit an den Tag legen können, um den neuen Fall zu lösen?
Vor einer Weile, entdeckte ich den ersten Teil der Brontë-Schwestern Reihe „Die verschwundene Braut“, nebst dem zweiten Teil „Der namenlose Tote“, beim Stöbern im Buchladen. Das geschmackvolle, hochwertig wirkende Coverlayout verlockte mich genauso sehr zum Kauf, wie auch die spannend klingenden Klappentexte und so kaufte ich gleich beide Bücher.
Zu meinem Bedauern musste ich, vor ein paar Tagen, zunächst feststellen, dass die Klebebindung leider nicht die beste ist, beim zweiten Teil. So hat sich das Frontcover leider vollständig abgelöst vom Buchrücken.
Daher erwähne ich diesen Punkt vorab, damit mögliche Käufer vorgewarnt sind, bzw. vor dem Kauf genau schauen, ob bei ihrem Exemplar alles in Ordnung ist.
Natürlich hat mich das nicht davon abgehalten, das Buch trotzdem zu lesen, schließlich brannte ich bereits vor Neugierde, nachdem mir der erste Teil so gut gefallen hatte.
Bella Ellis, alias Rowan Coleman, hat den Brontë- Geschwistern einen weiteren, interessanten Fall auf den Leib geschrieben, der sogar noch ein Tickchen spannender gestrickt ist, als der des Vorgängerbandes. Dazu bekommen die Geschwister mehr persönliche Konturen- ich liebe ihre liebevollen Neckereien untereinander sehr. Dennoch verklärt Bella Ellis sie nicht zu unantastbaren Persönlichkeiten der Historie, vielmehr fühlen sich ihre Brontës an, wie echte Menschen mit Ecken und Kanten, die auch einmal Fehler machen oder ein aufbrausendes Temperament an den Tag legen.
Obwohl routinierte Krimileser womöglich schnell, eine gewisse Person in Verdacht haben könnten, bleibt man, wie die Brontës auch, bis kurz vor Schluss im Unklaren, ob deren Motivs, und ich fand, dass sich die Detektivarbeit bis dahin sehr packend und atmosphärisch dicht las.
Dazu sorgt die Autorin zwischendurch für eine wohlige Gruselatmosphäre und versäumt es auch nicht, auf Missstände der damaligen Zeit hinzuweisen. Ob nun etwa die Art und Weise, wie sehr Kinder, besonders aus Waisenhäusern ausgebeutet wurden oder aber, wie vorurteilsbehaftet das Denken der Engländer, bezüglich der Iren war. Ein historischer Roman, der, trotz des Unterhaltungswertes, zum Nachdenken einlädt, denn leider werden wir Menschen ja, selbst heute, leider noch oft von Vorurteilen bestimmt oder sogar geleitet.
Für mich ist die Entdeckung dieser historischen Krimireihe eine positive Überraschung gewesen und ich hoffe sehr, dass noch einige Bände folgen werden. Die Autorin legt dazu einen wunderbaren, gehobenen, sehr zeitgemäßen Schreibstil an den Tag und sorgt für reichlich historisches Flair. Ich könnte mir diese Buchreihe auch gut verfilmt vorstellen- dazu ist die Idee, die Brontë- Geschwister auf detektivischen Pfaden wandeln zu lassen, einfach nur genial.
Kurz gefasst: Einen Tee einschenken, gemütlich die Füße hochlegen in der warmen Stube und einfach nur genießen! Packender, atmosphärisch dichter zweiter Teil der historischen Krimireihe um die Brontë- Geschwister. Sehr lesenswert!
Brontë-Schwestern Reihe:
1. Teil: Die verschwundene Braut
2. Teil: Der namenlose Tote
3. Teil: The Red Monarch (noch nicht übersetzt)