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- Verlag: Heinen, Wiljo
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Lyrik, Poesie
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Ersterscheinung: 29.01.2010
- ISBN: 9783939828310
- Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Das Manifest
Renate Richter (Sprecher), Hendryk Duryn (Sprecher)
Manfred Wekwerth zu Brechts »Manifest« und zur CD:
1955, wir inszenierten Bechers »Winterschlacht«, kam Brecht auf den Gedanken, eine Matinee mit seiner Versifizierung des Kommunistischen Manifest zu machen, da Becher – Brechts Meinung nach – in der »Winterschlacht« zu sehr nur nationale Probleme behandelt, bei Vernachlässigung der sozialen.
Wir »Jungen« waren von Brechts Vorschlag nicht so angetan. Wir hatten eine klare, falsche Meinung: Die Hexameter komplizieren den Text. Im Übrigen würden wir lieber, wenn wir das Manifest lesen wollen, Marx original lesen. Brecht war enttäuscht, so wie er enttäuscht war, als Feuchtwanger, Karl Korsch, Hanns Eisler u. a. noch in der Emigration ihm von einer Versifizierung abrieten, da sich das Manifest gegen eine »Ästhetisierung« sträube. Wie wolle er zum Beispiel »Produktionsverhältnisse« in Hexameter bringen?
2006 – der Kapitalismus war für uns von einer Historie zur brutalen Gegenwart geworden – lasen sich Brechts Verse anders: wie eine drängende Aufforderung zu handeln, von der Analyse der Verhältnisse ständig zu deren Veränderung zu kommen. Und sie machten Mut dazu.
Die Hexameter – jene uns so fremde Versart – brachten uns merkwürdigerweise die Gedanken des Manifests näher. Sie brachten sozusagen die Thesen »zum Tanzen«.
Der Komponist Fred Symann ließ sich von der Aktualität und vom Rhythmus der Verse so »hinreißen«, dass er – fast über Nacht – dazu ein Rezitativ für zwei Sprecher, Piano und Schlagwerk komponierte. Es wurde im April 2006 vor fast 800 Zuhörern im Berliner »Theater Karlshorst« uraufgeführt.
Die euphorische Reaktion des Publikums, fast wie in einem Rockkonzert, überraschte uns. Und: Man hatte das Bedürfnis, danach mit uns zu diskutieren und verlangte, das Manifest möglichst schnell als CD herauszubringen.
Ähnliches erlebten wir in Düsseldorf, Graz, Leipzig. In München wurde die Wirkung noch gesteigert, da die CSU den Veranstalter tatsächlich wegen »Linksextremismus« vor Gericht bringen wollte.
Lukrez, das Vorbild für Brecht, hatte sein Lehrgedicht DE RERUM NATURA genannt. Brecht ergänzte den Römer und nannte »sein« Lehrgedicht ÜBER DIE NATUR DES MENSCHEN.
1955, wir inszenierten Bechers »Winterschlacht«, kam Brecht auf den Gedanken, eine Matinee mit seiner Versifizierung des Kommunistischen Manifest zu machen, da Becher – Brechts Meinung nach – in der »Winterschlacht« zu sehr nur nationale Probleme behandelt, bei Vernachlässigung der sozialen.
Wir »Jungen« waren von Brechts Vorschlag nicht so angetan. Wir hatten eine klare, falsche Meinung: Die Hexameter komplizieren den Text. Im Übrigen würden wir lieber, wenn wir das Manifest lesen wollen, Marx original lesen. Brecht war enttäuscht, so wie er enttäuscht war, als Feuchtwanger, Karl Korsch, Hanns Eisler u. a. noch in der Emigration ihm von einer Versifizierung abrieten, da sich das Manifest gegen eine »Ästhetisierung« sträube. Wie wolle er zum Beispiel »Produktionsverhältnisse« in Hexameter bringen?
2006 – der Kapitalismus war für uns von einer Historie zur brutalen Gegenwart geworden – lasen sich Brechts Verse anders: wie eine drängende Aufforderung zu handeln, von der Analyse der Verhältnisse ständig zu deren Veränderung zu kommen. Und sie machten Mut dazu.
Die Hexameter – jene uns so fremde Versart – brachten uns merkwürdigerweise die Gedanken des Manifests näher. Sie brachten sozusagen die Thesen »zum Tanzen«.
Der Komponist Fred Symann ließ sich von der Aktualität und vom Rhythmus der Verse so »hinreißen«, dass er – fast über Nacht – dazu ein Rezitativ für zwei Sprecher, Piano und Schlagwerk komponierte. Es wurde im April 2006 vor fast 800 Zuhörern im Berliner »Theater Karlshorst« uraufgeführt.
Die euphorische Reaktion des Publikums, fast wie in einem Rockkonzert, überraschte uns. Und: Man hatte das Bedürfnis, danach mit uns zu diskutieren und verlangte, das Manifest möglichst schnell als CD herauszubringen.
Ähnliches erlebten wir in Düsseldorf, Graz, Leipzig. In München wurde die Wirkung noch gesteigert, da die CSU den Veranstalter tatsächlich wegen »Linksextremismus« vor Gericht bringen wollte.
Lukrez, das Vorbild für Brecht, hatte sein Lehrgedicht DE RERUM NATURA genannt. Brecht ergänzte den Römer und nannte »sein« Lehrgedicht ÜBER DIE NATUR DES MENSCHEN.
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