Cover-Bild "Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht"
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 14.03.2024
  • ISBN: 9783800078608
Birgit Kofler-Bettschart

"Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht"

Der Völkermord an den Armeniern, die Rache der Opfer und die Geheimoperation Nemesis

Quer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis führt die Spur der Geheimoperation Nemesis.

Nach dem Genozid an 1,5 Millionen Armenierinnen und Armeniern ab 1915 wollte sich eine Gruppe junger Männer nicht mit der Opferrolle abfinden. Sie verübten Attentate auf die Hauptverantwortlichen des Völkermords, die sich der Justiz durch Flucht entzogen hatten. So erschoss 1921 ein junger Armenier den früheren osmanischen Innenminister Talat Pascha in Berlin auf offener Straße. Es folgte eine Serie von weiteren Attentaten, zum Beispiel auf den ehemaligen Großwesir Said Halim, den früheren osmanischen Marineminister Cemal und den Ex-Innenminister von Aserbaidschan Behbud Javanshir.

Birgit Kofler-Bettschart erzählt die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis (Vergeltung) und ihrer Akteure vor internationaler Kulisse und einem historischen und politischen Hintergrund, der bis heute nachwirkt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2024

Der Genozid an den Armeniern und der Versuch einer Vergeltung

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Mit "Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht" hat Birgit Kofler-Bettschart ein sehr wichtiges Sachbuch über ein oft vergessenes Kapitel der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben: den ...

Mit "Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht" hat Birgit Kofler-Bettschart ein sehr wichtiges Sachbuch über ein oft vergessenes Kapitel der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben: den Völkermord an den Armeniern durch die Türken, und die Vergeltungsaktion Nemesis einiger junger armenischer Männer danach, Anfang der 1920er.

Der Völkermord an den Armeniern durch die Türken während des 1. Weltkrieges ist - wie man auch in diesem gut recherchierten Buch sieht - eine vielfältig belegte historische Tatsache und etwas, wovon sogar Hitler Kenntnis hatte und was er als Rechtfertigung für seine eigenen abscheulichen Taten genommen hat, von ihm ist offenbar die Aussage belegt, dass ja auch der Völkermord an den Armeniern nach zwei Jahrzehnten niemanden mehr interessiere. Gleichzeitig ist es nach wie vor im Kontakt mit der Türkei ein heikles politisches Thema und wird dort nicht unter dieser Bezeichnung diskutiert, geschweige denn aufgearbeitet. Umso mehr Chapeau, Frau Kofler-Bettschart, sich diesem wichtigen Thema anzunehmen.

Das Buch ist grundsätzlich sehr wertig gestaltet, mit Landkarten der entsprechenden Gebiete ganz am Anfang, einem Interview einer Armenien- und Genozidspezialistin ganz am Ende, und einer sehr sorgfältig dokumentierten Darstellung sowohl des Völkermords an den Armenien als auch der Vergeltungsaktion Nemesis. Für Lesende, die sich bisher noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt habe, ist es durchaus anzuraten, das Interview der Spezialistin ganz am Anfang zu lesen, dann lässt sich auch der Rest des Buches noch einmal besser verstehen und einordnen.

Den größten Teil des Buches nehmen die verschiedenen Vergeltungsaktionen ein. Mutige, entschlossene junge armenische Männer (gelegentlich unterstützt von wenigen Frauen, wobei die Rächer selbst ausschließlich Männer waren) haben sich - zeitweise durch den kurz unabhängigen Staat Armenien unterstützt - zur Geheimaktion Nemesis zusammengeschlossen und eine Liste der 100 am schwersten an der Planung des Völkermordes Beteiligten erstellt, um so viele wie möglich von diesen zu ermorden... einerseits aus Rache, andererseits, damit diese nicht noch weitere Verbrechen gegen das armenische Volk planen konnten. Monate- bis jahrelang wurden die Betreffenden ausspioniert, verfolgt und auf eine günstige Gelegenheit für die Attentate gewartet.

So gelang es, zumindest einige der Drahtzieher des Völkermordes auszuschalten - und gleichzeitig, das war ein weiteres Ziel - die Weltöffentlichkeit auf den Völkermord an den Armeniern aufmerksam zu machen, etwa im Rahmen der vielbeachteten Gerichtsprozesse nach zweien der Attentate, in denen nicht nur das Attentat an sich, sondern vor allem auch der historische Kontext eine große und medial stark rezipierte Rolle spielten.

Es ist ein Buch, das beim Lesen schon einiges an Mitdenken und Aufmerksamkeit fordert. Insbesondere, wenn man mit dem Thema noch nicht viele Berührungspunkte hatte. Wenn man sich darauf einlässt, ist es aber ein sehr gut recherchiertes und spannend geschriebenes Buch zu einem wichtigen Thema, das viel Wissen vermittelt, das dabei hilft, auch die Konflikte in der Kaukaususregion, etwa im Herbst 2023 um Berg-Karabach, noch einmal besser einordnen und verstehen zu können. Es hilft auch dabei, den 1. und 2. Weltkrieg mit all ihren Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den dahinterstehenden Militärbündnissen in einem noch einmal differenzierteren Licht zu sehen: so hatten etwa Deutschland und Österreich-Ungarn schon beim Völkermord der Türken an den Armeniern im 1. Weltkrieg eine unrühmliche Rolle, da sie diesen aufgrund des Bündnisses mit der Türkei ebenfalls zu leugnen versuchten.

Aufgrund des Themas ist es natürlich kein Unterhaltungsbuch für gemütliche Lesestunden, sondern ein sehr heftiges, hartes Buch zu sehr schlimmen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zu lesen, auf welch brutale Art im Rahmen des Völkermordes selbst Zivilisten, Frauen, Kinder und Greise unbarmherzig vernichtet wurden, ist zutiefst erschütternd, und reiht sich in andere unvorstellbare Verbrechen der Menschheitsgeschichte ein, steht diesen in nichts nach. Umso tröstlicher, dass zumindest ein paar der Verantwortlichen nicht ungestraft davon gekommen sind, hier mein Respekt vor der mutigen Operation Nemesis, die ich tatsächlich auch, dem Zitat eines der Attentäters entsprechend, nicht als Mörder im herkömmlichen Sinne ansehen würde (die Operation war, mit wenigen Ausnahmen, auch immer sehr bestrebt, keine Unschuldigen zu verletzen).

Gleichzeitig ist es auch im Rahmen der Prävention und des Einsatzes für Frieden und Völkerverständigung so wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Ich wünsche dem Buch deshalb eine breite Leserschaft und dem Thema eine differenzierte Diskussion, speziell auch in Schulen, was leider aufgrund bekannter Gründe nicht einfach sein wird.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Schwere Kost - Völkermord an den Armeniern

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Dieses Sachbuch behandelt ein Verbrechen, das bis heute nicht aufgearbeitet worden ist, sondern in kleinerem Ausmaß nach wie vor geschieht: den Genozid an den Armeniern und seinen Folgen. Dieser Völkermord, ...

Dieses Sachbuch behandelt ein Verbrechen, das bis heute nicht aufgearbeitet worden ist, sondern in kleinerem Ausmaß nach wie vor geschieht: den Genozid an den Armeniern und seinen Folgen. Dieser Völkermord, der sich in den Jahren 1915-1917 ereignet hat, wird von den Armeniern selbst als Aghet (= Katastrophe) bezeichnet und ist gut dokumentiert. Die Opferzahlen schwanken, je nachdem welche Quellen herangezogen werden und betragen bis zu 1,5 Millionen Menschen.

Autorin Dr. Birgit Kofler-Bettschart betrachtet in ihrem Buch, das keine leichte Kost ist, die Vergeltungsaktionen der einer Gruppe überlebender Armenier in den Jahren 1919-1922, die als „Operation Nemesis“ bekannt sind. Aus der Diaspora heraus wollen die Mitglieder der Gruppe die Drahtzieher des Völkermordes zur Rechenschaft ziehen, die Weltöffentlichkeit auf dieses Verbrechen aufmerksam machen und Anerkennung desselben. Denn in der Türkei, dem Nachfolgerstaat des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg werden die Verantwortlichen auf Betreiben der Alliierten zwar vor Gericht gestellt und auf Grund der Beweislage in Abwesenheit verurteilt. Da sich die Angeklagten durch Flucht ihrer Verantwortung entzogen haben, können die (Todes)Urteile nicht vollstreckt werden, zumal sich Deutschland, wie auch andere Länder weigert, die Drahtzieher auszuliefern.

Wenig später ist außer den Armeniern niemand mehr an einer Sühne des Genozids interessiert. Hier greifen nun die Mitglieder der Geheimorganisation ein und beginnen den Aufenthalt der rund 100 Schuldigen auszuforschen. Die gefährliche Reise führt die Attentäter und deren Helfer durch zahlreiche Länder Europas bis hin in den Kaukasus. Akribisch werden acht Männer auf der Liste ausgeforscht und am helllichten Tag getötet.

Soghomon Tehlirjan (1897-1960) erschießt am 15. März 1921 den in Berlin lebenden ehemaligen Innenminister Talaat Pascha. Im anschließendem Prozess, aus dem das Titel gebende Zitat stammt, wird Tehlirjan freigesprochen. Grund: Auf Grund der erlittenen Traumata, Tehlirjan hat 85 Familienmitglieder in den Massakern verloren, wird ihm Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt. Denn für Tehlirjan ist es kein Verbrechen, einen verurteilten Massenmörder zu töten.

Meine Meinung:

Die Autorin hat akribisch recherchiert und neben amtlichen Quellen auch die Biografien der Mitglieder der „Operatin Nemesis“ herangezogen. Das Buch belegt, dass der Massenmord während des Ersten Weltkriegs an den Armeniern durch die Osmanen systematisch organisiert worden ist. Die Weltöffentlichkeit, allen voran die mit dem Osmanischen Reich verbündeten Achsenmächte, also das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn, haben weggeschaut und sich mit dem Hinweis auf „innere Angelegenheiten eines Reiches“ abspeisen lassen. Das Wissen um Deportationen, Todesmärsche, Massaker und andere Gräueltaten wirken wie eine Blaupause für den Genozid an den Juden im NS-Staat und anderen Völkermorden in der Zukunft.

„Es soll ein Verbrechen sein, dass Tehlirjan einen Menschen ermordet hat, aber kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten? Das passt nicht zusammen.“ (Raphael Lemkin/ „Vater“ der Genozid-Konvention).

Es ist dem Juristen und Friedensforscher Rapahel Lemkin (1900-1959) zu verdanken, dass die Genozid-Konvention ins Leben gerufen worden ist. Zunächst scheitern Lemkins Versuche den Völkerbund für ein entsprechendes Abkommen zu gewinnen. Vor allem das nationalsozialistische Deutschland ist dagegen. Eine Weltkrieg und einen Massenmord von bislang unvorstellbarem Ausmaß setzt sich Lemkin bei den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen durch: Am 12. Dezember 1948 wird die internationale Ächtung und Bestrafung derartiger Verbrechen beschlossen.

„Es stellt jede Handlung, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“ unter Strafe. Verbrechen gegen sozial oder politisch definierte Gruppen fallen - mit Rücksicht auf die Sowjetunion - nicht darunter.

Leider kommt die nunmehrige Republik Armenien, die nach dem Zerfall der UdSSR ihre Unabhängigkeit erklärt hat, nach wie vor nicht zur Ruhe. Umgeben von Autokraturen, die mehrheitlich muslimisch sind, wie Türkei, Aserbeidschan und dem Iran sowie von Georgien, liegt es im Zentrum von einer äußerst instabilen Umgebung und wird nach wie vor Opfer von Massakern und Vertreibungen - Stichwort Berg Karabach. Der Massenexodus der Armenier hält bis heute an.

Das Buch liest sich trotz der Schilderung der brutalen Wirklichkeit sehr gut. Die Autorin hat bis ins kleinste Detail recherchiert und so lernt man die einzelnen Akteure kennen. Sehr gut hat mir gefallen, dass sie das weitere Schicksal der Mitglieder der Operation Nemesis dargestellt hat. Am Ende des Buches kann man noch das Interview mit der Armenien- und Genozid-Expertin Dr. Tessa Hofmann lesen.

Die Autorin stellt die komplexen Zusammenhänge in der langen Leidensgeschichte des armenischen Volkes sehr sachlich und anschaulich dar.

Fazit:

Diesem hervorragend recherchierten und verfassten Buch, wider das Vergessen gegen den Völkermord an den Armeniern durch die Türkei, der von ihr nach wie nicht nicht als Verbrechen anerkannt wird, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.05.2024

Ein Buch gegen das Vergessen

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Die Hardenbergstraße liegt in Berlin-Charlottenburg. Dort begeht der Student Soghomon Tehlirian im März 1921 ein Attentat auf einen gediegenen älteren Herrn mit Gehstock. Es stellt sich heraus, dass das ...

Die Hardenbergstraße liegt in Berlin-Charlottenburg. Dort begeht der Student Soghomon Tehlirian im März 1921 ein Attentat auf einen gediegenen älteren Herrn mit Gehstock. Es stellt sich heraus, dass das Opfer Talaat Pascha zugleich Täter ist und auf Platz 1 einer Liste mit 100 Schuldigen steht. Der Tote ist der ehemalige Innenminister und Großwesir des Osmanischen Reiches und lebt in Berlin inkognito. Er hat sich dem Gerichtsurteil entzogen, er ist maßgeblich am Genozid des armenischen Volkes beteiligt. Der armenische Attentäter wird vom vorsätzlichen Mord freigesprochen.

Das Sachbuch mit dem Titel „Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht“ der Autorin Dr. Birgit Kofler-Bettschart ist harte Kost, aber nichtsdestotrotz ein wichtiges Buch. Der Titel des Buches bezieht sich auf das Zitat des Attentäters Tehlirian. Es ist für ihn kein Verbrechen, einen verurteilten Massenmörder zu töten. Das damalige Gericht sieht es genauso und lässt ihn wieder frei. Tehlirian gehört zur Geheimoperation Nemesis. Vergeltung, so nennt sich die Gruppe, die den ungesühnten Genozid an 1,5 Millionen Armeniern rächen wollen.

Die Geheimoperation Nemesis hat zum Ziel, die Drahtzieher des Völkermordes auszuschalten und zugleich die Weltöffentlichkeit auf den Völkermord an den Armeniern aufmerksam zu machen. Interessant ist, dass Deutsche den Schuldigen geholfen haben, zu entkommen. Die Alliierten haben auf den Prozess gedrungen und die Liste mit den 100 Schuldigen gesammelt. Die Schuldigen der Massaker werden zwar aufgrund der Beweislage verurteilt, aber in Abwesenheit, weil sie nicht gefasst werden können. Das Urteil kann also nicht vollstreckt werden.

Das Buch führt den Leser quer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis. Dorthin verfolgen die Attentäter die Schuldigen. Es liest sich zuweilen wie ein Agententhriller. Die Männer der Vereinigung verüben zwischen 1919 und 1922 Attentate auf acht der 100 osmanischen und aserbaidschanischen Hauptverantwortlichen des Völkermords. Kofler-Bettschart erzählt die Geschichte der Geheimoperation. Sie hat sie bis ins kleinste Detail recherchiert und so lernt man die einzelnen Akteure kennen, deren Schicksal am Ende auch noch einmal aufgeführt wird.

Den Lesern kann das Buch dabei helfen, zu erkennen, dass der Genozid an den Armeniern durch die Osmanen während des Ersten Weltkrieges systematisch organisiert worden ist. Deutsche und österreichische Regierungen haben, weil sie Verbündete der Osmanen gewesen sind, weggeschaut und sich nicht eingemischt. Obwohl sie von den Gräueltaten gewusst haben. Todesmärsche, Massaker und Deportationen - das alles wirkt wie eine osmanische Vorlage für die Nationalsozialisten.

Fazit: Insgesamt bietet das Buch, im Ueberreuter Verlag erschienen und erst ab 16 Jahren empfohlen, gut recherchierte Hintergründe zum Völkermord an den Armeniern. Hier macht die Autorin Zusammenhänge sichtbar. Am Ende des Buches führt sie ein Interview mit der Armenien- und Genozid-Spezialistin Tessa Hofmann. Die Journalistin und Buchautorin Kofler-Bettschart hat mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Armenier geleistet. Es ist ein Buch gegen das Vergessen.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Operation Nemesis

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Mir war der Genozid an den Armeniern als historisches Ereignis bekannt und die Tatsache, dass einige Nationen, besonders die Türkei, dies leugnen. In meinen Augen gute Gründe, sich mit der Thematik näher ...

Mir war der Genozid an den Armeniern als historisches Ereignis bekannt und die Tatsache, dass einige Nationen, besonders die Türkei, dies leugnen. In meinen Augen gute Gründe, sich mit der Thematik näher zu befassen.

Das Buch legt den Schwerpunkt auf die Operation Nemesis, eine Aktion von armenischen Attentätern durch die Ermordung der verantwortlichen des Genozids , Gerechtigkeit zu schaffen. Um ihr Handeln zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, was sich hinter dem Wort Genozid verbirgt, nämlich die Ermordung von Millionen von Armeniern mit dem Ziel, osmanisches, später türkisches Gebiet ethnisch und religiös zu säubern. Das an sich ist schon Gräuel genug, was mich zusätzlich mit weiterem Schrecken und Abscheu erfüllt hat, es liest sich wie eine Blaupause für die Shoah. Hier wie dort hat die Weltgemeinschaft zugesehen und nicht gehandelt. Dies führte zu dem Plan, die Täter selbst zu richten, um Gerechtigkeit zu schaffen und ein Zeichen zu setzen. Auch hier gibt es Parallelen zu den jüdischen Vergeltungsaktionen gegen Nazi-Verbrecher.

Mich hat beeindruckt mit welchem Willen und Überzeugung die Attentäter vorgegangen sind, getragen von einem Netzwerk der über den Erdball verstreuten Exil - Armeniern. Tatsächlich gelangen einige Attentate auf hochrangige Verantwortliche und zeitweise ist die Öffentlichkeit auch auf der Seite der Rächer. Das ändert sich dann und man sieht in ihnen nur noch Terroristen. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass die Armenier auch heute noch von Verfolgung und Genozid bedroht sind.

Ich fand das Buch aufrüttelnd , bewegend und auch wichtig, weil es eine "Randnotiz" der Geschichte ins Scheinwerferlicht stellt und die Öffentlichkeit mit diesem Unrecht konfrontiert.

Was für mich das lesen erschwert hat, war die Fülle der Namen, die in meinen Ohren fremd klingen und deshalb für mich schwer , zu merken waren.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein Völkermord und die Welt schaut zu!

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„Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht“ gibt tiefe Einblicke in den Genozid am Armenischen Volk und zeichnet die spätere Geheimoperation einer armenischen Gruppe nach, um die verantwortlichen ...

„Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht“ gibt tiefe Einblicke in den Genozid am Armenischen Volk und zeichnet die spätere Geheimoperation einer armenischen Gruppe nach, um die verantwortlichen türkischen Politiker zur Rechenschaft zu ziehen.

Ich wusste vor der Lektüre nur sehr wenig über den Genozid und musste beim Lesen mehrfach pausieren, da die beschriebenen Taten eigentlich unvorstellbar sind. Dies nicht nur in ihrer Grausamkeit, sondern auch in der Systematik und Effizienz, mit der die intendierte Ausrottung betrieben wurde. Viel erinnert an den Holocaust, als ob der Genozid an den Armeniern eine schreckliche Vorlage dafür war.

Umso unvorstellbarer ist, dass die Verantwortlichen nie wirklich zur Rechenschaft gezogen worden. Viele lebten unbehelligt im Exil, unterstützt von den jeweiligen Regierungen, wie beispielsweise auch in Deutschland.

Die Geheimoperation Nemesis hatte das Ziel die Täter ihrer Strafe zuzuführen und gleichzeitig die internationale Aufmerksamkeit auf das Schicksal des armenischen Volkes zu lenken, in der Hoffnung Unterstützung für das zwischen verschiedenen Mächten zerriebene Land und sein Volk zu gewinnen. Im Detail legt die Autorin die Pläne offen und zeichnet die Anschläge der Gruppe auf die Verantwortlichen nach.

Die Autorin hat gut recherchiert und trägt die Daten stets aus mehreren Quellen zusammen, gleicht ab, rekonstruiert. Besonders gut haben mir die Einblicke und Zitate aus der zeitgeschichtlichen Presse gefallen, da so ein Stimmungsbild der Gesellschaft und Politik entsteht.

Sprachlich wurde ich nicht ganz überzeugt. Passagen und Informationen sind öfter redundant und stellenweise liest sich die Darstellung sehr zäh, als eine Aufzählung von Namen von Beschuldigten und Attentätern und ihren jeweiligen Unterstützer:innen.

Insgesamt bietet das Buch wichtige und gut recherchierte Informationen und Hintergründe zum Völkermord an den Armenier:innen sowie die Operation Nemesis und bettet diese in das historische politische Klima ein. Damit ist es absolut empfehlenswert!

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