Cover-Bild Die Gewalt der Verachtung
21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Röhrig Universitätsverlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziologie und Anthropologie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 201
  • Ersterscheinung: 01.1999
  • ISBN: 9783861101864
Brigitte Schnock

Die Gewalt der Verachtung

Sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz
Bei sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz wird dem Erleben der betroffenen Frauen nur allzu oft keine Geltung beigemessen: Das Belästigungsgeschehen wird verharmlost, umgedeutet und negiert; die Empfindungen der Frauen werden als Überempfindlichkeit, Humorlosigkeit oder Prüderie abgetan. Um das Problembewußtsein dafür zu schärfen, was Frauen widerfährt, wenn sie 'sexuell belästigt' werden, und um Frauen bei der Durchsetzung ihrer Wahrnehmung eines sexuell belästigenden Verhaltens zu stärken, wendet sich die Autorin der Frage zu, was sexuelle Belästigung ausmacht, worin ihre Eigenart besteht und worauf ihre Wirksamkeit beruht.

Ausgehend von Gruppendiskussionen mit Frauen aus unterschiedlichen Berufsbereichen wird sexuelle Belästigung als Ausprägung psychischer sexueller Gewalt gegen Frauen identifiziert. Die begriffliche Grundlage der Untersuchung bildet ein Verständnis von Gewalt, das sich über das Leiden und die Ohnmacht der Opfer konstituiert und mehr umfaßt als nur körperliche Gewalt. Mit Hilfe des Streßkonzepts von Richard S. Lazarus gelingt es, den Gewaltbegriff auszudifferenzieren und zu präzisieren und mit dem Erleben und Verhalten belästigter Frauen zu verbinden.

Darüber hinaus wird das Belästigungsgeschehen unter Rückgriff auf das Konzept der 'Ehrerbietungsrituale' von Erving Goffman analysiert. Sexuelle Belästigung vermittelt sich als Affront gegen die Ehre der Frauen, als Bedrohung ihres Images und als Beschädigung ihres Selbstbildes, indem mit symbolischen Mitteln die Herabwürdigung und Geringschätzung von Frauen zum Ausdruck gebracht wird. Als Gewalt der Verachtung ist sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz damit einzureihen in ein Kontinuum von Gewalt gegen Frauen, das von struktureller Diskriminierung im Erwerbsleben bis zur Vergewaltigung reicht und auf das eine Ziel ausgerichtet ist: auf die Stabilisierung des Status quo einer geschlechtshierarchisch organisierten Gesellschaft.

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