Einfach nur schlecht
Bryan Smith, der auf dem Titelbild als "Amerikas Slasher-König" bezeichnet wird, glänzte in der Vergangenheit bereits mit unerreichten Meisterwerken amerikanischer Langweil- und Metzelliteratur wie "Seelenfresser" ...
Bryan Smith, der auf dem Titelbild als "Amerikas Slasher-König" bezeichnet wird, glänzte in der Vergangenheit bereits mit unerreichten Meisterwerken amerikanischer Langweil- und Metzelliteratur wie "Seelenfresser" oder "Verkommen". Mit "Todesgeil" liegt nun ein weiterer Meilenstein in einer - leider - immer länger werdenden Liste vor.
War bei Seelenfresser" wenigstens noch das Titelbild in ästhetischer Hinsicht tauglich (man sah das Profilfoto einer hübschen Frau), so ist dies beim vorliegenden Buch nicht mehr der Fall. Auf dem Deckblatt sieht man einen Schatten mit ausgebreiteten Armen zwischen irgendwelchen Gräsern davonhüpfen.
So eigenartig und nichtssagend das Titelbild auch ist - das restliche Buch ist ähnlich. "Todesgeil" beinhaltet vor allem eines: Die ziemlich uninspirierte Suche nach einer übergreifenden Handlung und das Warten des Lesers auf einen gewissen Nervenkitzel. Beide Dinge sind jedoch, sogar bei mehrmaligem Durchlesen des Buches, nirgends aufzufinden. Kurz gesagt werden auf den ca. 340 Seiten des Werkes folgende zwei Dinge in hundertprozentig unspannender Weise erzählt:
Gewalt - meistens ziemlich konservativ und unrealistisch geschildert, etwa auf Seite 252: "[Sie]... presste... ihm den Elektroschocker auf die Brust... und ein paar Tausend Volt [Na klar!!!] wurden durch seinen Körper gejagt. Er zuckte und ihm trat Schaum vor den Mund."
Sex - meistens beschrieben mit stereotypen Worten und unter Verwendung zahlreicher Klischées: "Einfach in diesen seidigen, samtigen Hügel saftigen Mädchenfleisches eindringen und sie so durch------, dass ihr tagelang der Kopf davon schwirrte" (S. 50). Ein seidiger Hügel saftigen Mädchenfleisches... yeah, sicher doch.
Der Rhythmus der Handlung läuft in etwa so ab: Zuerst ein wenig Sex, dann wieder ein bisschen Gewalt, dann wieder Sex, dann wieder Gewalt. Zwischendurch werden Sex und Gewalt sogar originellerweise miteinander kombiniert, etwa auf Seite 110: "Nebenan habe ich Joe splitternackt ans Bett gefesselt." Diese großartige, wegweisende Innovation der Motivkombination kommt aber nur gelegentlich vor.
Leider schafft es Amerikas Slasher-König auch in "Todesgeil" mal wieder überhaupt nicht, Spannung, Nevrenkitzel oder Horror zu erzeugen. Es handelt sich bei dem Buch einfach um eine Aneinanderreihung von Perversionen sexueller oder gewalttätiger Art, die sich in etwa so spannend liest wie ein Einkaufszettel: Man weiß genau, was als nächstes kommt und wie das ganze ausgeht. Schlecht, schlechter, "Todesgeil".