Mann ohne Schatten

Mann ohne Schatten ist der zweite Roman des Filmautors und Schauspielers Burkhard Driest. Er beginnt mit der Entlassung Nik Dallmanns aus dem Zuchthaus und scheint so eine chronologische Fortführung der «Verrohung des Franz Blum» zu sein, worin Driest die Gesellschaft der Eingeschlossenen eines Zuchthauses distanziert und unter völliger Aussparung der inneren Zustände seines Helden beschrieb. In «Mann ohne Schatten» geht er den umgekehrten Weg: Er nimmt einen konsequenten Innenstandpunkt ein. Die anfangs geradlinig in einer konkreten bildhaften Sprache erzählte Geschichte entwickelt sich mit den zunehmenden Ängsten und Erfahrungen des Ich-Erzählers zu einer mehrschichtigen, teilweise surrealen Abbildung der Außenwelt. Nach seiner Entlassung quartiert sich Nik Dallmann unter falschen Angaben bei seiner Briefpartnerin Leila Müller ein -Teil seines Plans, den Industriellen Dorsil. Leilas Chef, zu kidnappen. Während sein Komplice Henry Kirschner auf eine schnelle und harte Vorgehensweise drängt, verschanzt sich Nik hinter einer exakten Ausarbeitung des Plans. Seine wachsenden Konflikte mit Henry und Leila werden verschärft durch eine heftige Liebesbeziehung zu Loretta. einer literarisch und politisch gebildeten verheirateten Frau. Loretta, der er den Literaten vorspielt, gibt seine Romanpassagen, Beckett-Plagiate, an einen Verlag weiter, der Schwindel platzt, und es kommt zum Bruch der Beziehung. Nik sinkt wieder tiefer in seine Planarbeit und verstrickt sich in uferlosen geistigen Konstrukten und Visionen, in einem Netz von Beziehungen und Ängsten: Waren Henry und er in ein computerisiertes Überwachungssystem geraten, stehen sie Im Fadenkreuz der Observation? Hatte Loretta seinen minuziös ausgearbeiteten Netzplan, den Henry für einen Roman hält, an einen Verlag oder die Polizei weitergegeben?