Ein feministischer Blick aufs eigene Leben
"Man ist nicht als Frau geboren, man wird es" hat schon Simone de Beauvoir festgestellt. In "how to be a woman" beschreibt Caitlin Moran wie sie zu der Frau wurde, die sie jetzt ist. Sie beginnt mit ihren ...
"Man ist nicht als Frau geboren, man wird es" hat schon Simone de Beauvoir festgestellt. In "how to be a woman" beschreibt Caitlin Moran wie sie zu der Frau wurde, die sie jetzt ist. Sie beginnt mit ihren Jugendjahren in den 80ern und erzählt im Laufe des Buches die einschneidendsten Erlebnisse, die mit ihrem Frausein und -werden zu tun hatten.
Das Buch ist eine feministische Autobiographie, die wichtige Themen wie die erste Menstruation, Masturbation, Körperbehaarung, erste Liebe, Sexismus, Ehe, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, weibliche Vorbilder und Schönheitschirurgie thematisiert. Moran schreibt über Themen, über die oft geschwiegen wird, die nie ganz so ehrlich erzählt werden, die noch so banal klingen, aber trotzdem wichtige Aspekte des weiblichen Lebens sind und die die Frauen sich aber oft nicht zugestehen, eben weil sie so banal scheinen. Wie Mode zum Beispiel.
Moran schreibt sehr provokant. Sie hält sich nie zurück und es liest sich so, als würde sie mit dir sprechen. Ihre Aussagen klingen manchmal sehr derb und sie hat einen gewöhnungsbedürftigen Humor. Für mich war das mit der Zeit anstrengend, trotzdem war ich durchgehend sehr neugierig auf ihre Meinung und konnte nicht aufhören zu lesen. Ihre Leidenschaft für den Feminismus merkt man in jeder Zeile. (Ich empfehle Interviews mit ihr auf YouTube anzuschauen!) Man muss eben manchmal provokant sein, um beim Gegenüber Reaktionen hervorzurufen. Mir war immer bewusst, dass das, was sie anspricht, eben auch ihre Meinung ist und ich da kritisch lesen und hinterfragen muss. Aber nicht nur das. Die Welt hat sich seit den 80er Jahren verändert. Der Zugang zu Pornos ist zum Beispiel durch das Internet sehr vereinfacht worden. Die Darstellung männlicher Lust und Gewalt gegenüber Frauen hat sich in dieser Branche jedoch nach meinem Wissensstand in gewisser Hinsicht noch mehr ausgeprägt. Andere Sachen haben sich nicht wirklich verändert. In vielen Ländern wird immer wieder die Abtreibungsdebatte geführt, Schönheitschirurgien sind immer noch präsent und der Umgang mit und die Darstellung von Frauen in den Medien ändert sich nur langsam.
Das Buch lebt von vielen kleinen Anekdoten aus Morans Leben, sie gibt Gespräche wider und schreibt so, als würde sich eine Handlung durchs Buch ziehen. Das war witzig und ich konnte mich dadurch sehr gut in sie hineinversetzen. Sie versucht, feministische Themen aufs einfachste herunterzubrechen und auf das tägliche Leben auszulegen. Das ist ihr sehr gut gelungen. Mit einem feministischen Blick durch die Welt zu gehen, kann nie schaden. Ihre Message ist eindeutig. Sie will, dass man sich selbst treu und menschlich bleibt, und das "Scheißpatriaracht" aufs übelste verurteilt und kritisiert!
Fazit
Lest es! Caitlin Morans Biographie sticht durch ihre Sprache, ihren leidenschaftlichen Ton, ihre witzigen Anekdoten und ihren äußerst kritischen Blick auf ihre Umgebung deutlich hervor. Da es so viele Definitionen von Feminismus gibt wie es Menschen gibt, muss man mit ihren Ansichten nicht immer übereinstimmen. Also bitte unbedingt selbst kritisch lesen. Man muss nicht "die/der perfekte Feministin" sein, um Feministin zu sein. Caitlin Moran lebt das vor. Diese Auffassung habe ich jetzt schon so oft gelesen und sie ist einfach nur traurig. Seid Feminist*innen, so wie ihr es sein wollt. Nehmt die Strukturen des Patriarchats wahr und kämpft dagegen auf eure Art und Weise an! Einen Schnelltest, ob man als Frau Feministin ist, gibt es im Buch auch noch.