Meine Meinung
Story und Charakter
Wie bereits bei der Rezension zu Clockwork Angel erwähnt, finde ich die Chroniken der Schattenjäger viel vollkommener und wünschte mir es gäbe noch mehr als 3 Bände. Das alte viktorianische London, so wie es Cassandra Clare beschreibt, ist zwar trist und kann gefährlich sein. Aber mit den Charakteren und ihrer Geschichte ist es spannend und gefühlvoll. Zudem ist es ein sehr stilvolles Zeitalter.
Die Jagd nach dem Magister geht weiter und zieht sich wie ein roter Faden durch die Trilogie. Doch in diesem Band kommen weitere Probleme dazu. Direkt zu Beginn versucht Will sich von seinem Fluch zu befreien und Sucht den Hexenmeister Magnus Bane auf, welchen man schon aus den Chroniken der Unterwelt kennen könnte. Zwar erfährt man in den Chroniken der Schattenjäger nicht sonderlich viel über Magnus, aber die Freundschaft, welche sich mit der Zeit zwischen ihm und Will entwickelt, ist einzigartig. Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie toll oder wie sehr ich diese Freundschaft liebe. Es ist eindeutig mein Dreamteam der Reihe. Mal ganz von der Parabatai Verbindung zwischen Jem und Will abgesehen.
„ Er war vollkommen mit Blut getränkt und nicht mehr zu gebrauchen“, erklärte Magnus. „Archer musst ihn wegwerfen.“ Dann wandte er sich an Camille. „Will war die ganze Nacht auf der Dämonenjagd. Er ist ja so mutig.“ Der Ausdruck auf Camille Gesicht zeigte eine Mischung aus Verwunderung und Verärgerung. „Ich bin mutig“, bestätigte Will und wirkte sehr selbstzufrieden. Das schmerzstillende Tonikum hatte seine Pupillen vergrößert und seine Augen wirkten riesig und dunkel. „Ja, das bist du in der Tat“, säuselte Magnus...“ – S. 368f.
Weiterhin muss sich Charlotte gegenüber dem Konsul beweisen, um ihr Amt als Institutsleitern zu sichern. Denn Benedict Lightwood, welcher Charlottes Kontrahent ist, sieht sie als Frau zu Schwach und Narzisstisch an. Wogegen sich natürlich Charlotte und die Bewohner des Londoner Institut wehren. Um sich ihren Postens "Würdig" zu erweisen, soll sie den Magister schnappen und es wird in allen Richtungen nach dem Magister gesucht. Eine Frist von 2 Wochen ist vom Konsul echt happig. Zudem sind die Lightwood Brüder, Gideon und Gabriel, im Institut Gast und trainieren mit Tessa und Sophie. Dennoch kommt es noch schlimmer, denn es gibt einen Maulwurf, welcher die Ermittlung gefährdet. Es war eine überraschende Wendung für mich. Denn Freunde werden zu Verrätern und die Konsequenzen sind wegtragend. Dabei nimmt die Geschichte langsam ihren Lauf und überschlägt sich am Ende fast mit drastischen Ereignissen. Es wird nicht langweilig. Denn neben weiteren altbekannten Gesichtern tauchen, wie schon erwähnt, die Lightwood Brüder auf. Auch wenn sie mir am Anfang unsympathisch waren, haben sie einen wahren Charakterwandel bewiesen. Die Geschichte bekommt neuen Schwung.
„ Grinsend ließ sich Will auf den Boden sinken, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Sessel und riss die Arme in die Höhe. „Die Dämonenpocken auf eure Häusern!“, verkündete er und gähnte zufrieden. „Oh Gott, jetzt bekommen wir wochenlang Shakespeare-Wortspiele zu hören – alles, was sich irgendwie auf Dämonenpocken ummünzen lässt“, stöhnte Jem.“ – S. 503.
Obwohl sich Tessa zwischen Will und Jem hin und her gerissen fühlt, fühlt es sich beim Lesen nicht wie eine Dreiecksbeziehung an. Obwohl ich solche Beziehungen hasse, ist es bei dieser Trilogie überhaupt nicht der Fall. Ich glaube der wichtigste Aspekt hierbei ist, das sich Jem und Will nicht hassen, sondern für den anderen sterben würden. Beide haben eine solche enge Verbindung, das sie den anderen nicht verletzten wollen, sondern viel glücklicher sind, wenn der andere Glücklich ist. Zu guter letzt wird Tessa in diesem Band die Entscheidung mehr oder weniger abgenommen für wen sie sich entscheidet.
Tessa entwickelt sich in diesem Buch eher langsam. Sie ist zögerlich und stets auf der Such nach ihrem wahren Ich, nach ihren wirklichen Eltern. Trotzdem gefällt mir ihre selbstbewusste Seite in dieser Recht frauenfeindlichen Zeit. Einen ähnlichen Charakter hat Charlotte und jetzt weiß ich auch, woher Clary ihren Sturkopf geerbt hat. Sie steht ständig mit dem Konsul im Konflikt, weil sie sich nicht untergraben lässt und sich für alle im Institut verantwortlich fühlt. Aber auch Sophie wird, trotz ihres Postens als Dienstmädchen, aus der schüchternen Frau allmählich stark und selbstbewusst. Abseits dessen habe ich manchmal das Gefühl, das James Charakter etwas in der Story untergeht (zumindest neben Will). Das ist nichts schlechtes. Er bildet nun mal den Gegenpol zu Will. Jem ist stets freundlich und höflich. Zudem kann man stets auf ihn zählen. Der perfekte Gentlemen aus dem 19. Jahrhundert. (Looks like a cinnamon roll but could actually kill you.) Impulsiv, aufbrausend und sarkastisch sind die ersten Worte, welche mir zu Will einfallen. Dabei zitiert er besonders in Clockwork Prince äußert gerne Hamlet oder anderen literarischen Werke. Bereits nach der Auflösung des Konflikts um den Fluch wandelt er sich. Anstatt die Personen von sich zu schieben, baut er nähe und mehr Mitgefühl auf. (Looks like he could kill you but is actually a cinnamon roll.) Trotzdem bleibt der freche und aufopferungsvolle Teil erhalten, welcher übrigens auch in der Familie weitervererbt wird, siehe Jace. Die beiden Schattenjäger sind mir sehr ans Herz gewachsen. Dabei ist und bleibt Will mein Liebling, ob jetzt seine Liebe zur Literatur ist, der Sarkasmus oder die Hingabe für Jem der entscheidende Faktor ist, kann ich nicht genau sagen.
Cover und Schreibstil
Ich liebe die holographische Schrift und das graue viktoriansche London auf dem Cover! Etwas Schade finde ich hingegen, das der Autorennamen auf dem Buchrücken sich vom ersten und letzten Band der Trilogie unterscheidet. Ansonsten konnte mich Cassandra Clare wieder einmal mit einer weiteren Geschichte aus dem Schattenjäger Universum fesseln. Der leichte Schreibstil, welcher zugleich distanziert wirkt, aber auch tiefe Einblicke in die verschiedenen Charakter der Story geben.
Fazit
Cassandra Clare hat es erneut geschafft dem tristen viktorianischen London Farbe einzuhauchen. Denn die Spannung aus Clockwork Angel werden wieder aufgenommen. Obwohl ich finde, das Clockwork Prince noch einige Überraschungen mehr parat hatte. Dabei legen besonders die letzten 150 Seiten einen gewaltigen Showdown mit unglaublichen viele unerwarteten Wendungen hin. Wer keine Cliffhanger mag, sollte unbedingt Band 3 bereithalten.