Das Cover ist sehr auffällig. Es vermittelt eine warme Sommerstimmung am Hafen mit einem unendlich blauen Himmel. Dort steht der Titel des Buches „Falsche Austern“ sowie der Name der Autorin „Catherine Simon“, der so sehr gut zur Geltung kommt. Ein Cover an dem man nicht vorbeisehen kann. Es fällt einem sofort ins Auge, diese leuchtenden Farben der Häuser, die Schiffe, Urlaubsstimmung pur. Der Lokalkolorit ist einfach der Hingucker.
Diese wunderschöne Region der Normandie wird im September beschrieben. Wir begleiten den Museumsleiter Albert Barat, der zu einer kurzen Segeltour aufbrechen will, aber vor dem Ablegen auf seinem Boot erschossen wird. Kommissar Leblanc nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf. Er hat es nicht leicht, da ihn private Probleme quälen, seine langjährige Freundin Marie will einen anderen Mann heiraten. Außerdem ist er von oberster Stelle zur Zusammenarbeit mit dem jungen Kommissar Luc Pennard aus Le Havre gezwungen worden, dessen Methoden ihm gar nicht passen. Diese Zusammenarbeit der Dienststellen soll für eine höhere Aufklärungsquote sorgen. Leblanc liebt die Alleingänge und ist nicht erpicht jede neue Erkenntnis mit seinem Kollegen zu teilen, fügt sich aber dann doch. Als ihn dann auch noch seine Mutter mit dem 13-jährigen Dayo aus Kamerun besucht, ist Jacques völlig genervt. Er muss sich um den Jungen kümmern, den er bei seiner Freundin Marie unterbringt. Langsam wächst ihm der aufgeweckte Dayo ans Herz und darf ihm bei seinen Ermittlungseinsätzen, natürlich heimlich, helfen. So kommt Leblanc auch Maries Ehegatten in spe auf die Schliche und kann Marie mit viel Geschick für sich zurückgewinnen.
Durch beharrliche Recherche im Fall Albert Barat, unserem Mordopfer, werden die ganzen Integrationsprobleme der Algerienfranzosen und den Bewohnern aus dem Maghreb ersichtlich. Sie leben in sterilen Stadtteilen und Plattenbauten, die keine Geschäfte oder Bistros haben. Die Probleme von chancenlosen Jugendlichen, die gegen die französische Gesellschaft rebellieren, sind der ideale Nährboden für islamistischen Terror und organisiertes Verbrechen. Selbst die florierende Kunstfälscher-Szene und der internationale Handel mit Duplikaten berühmter Gemälde werden verantwortlich gemacht. Es ist für die Künstler viel lukrativer Bilder zu fälschen, als eigene Gemälde zu schaffen.
Wer hat den Mord begangen? Sind es die Kunstfälscher-Szene, der islamistischen Terror oder das organisiertes Verbrechen?
Der Schreibstil ist fantastisch, fesseln und spannend bis zum Schluss. Der wahre Hintergrund des Mordes hat mich doch sehr überrascht. Es hat mich gewundert, das der Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen wurde. Aber die Idee, den Mörder selbst von mehreren Kugeln durchsiebt, neben einer Moschee zu finden, fand ich genial. Der Algerienkrieg sowie die islamistischen Konflikte und die Integration der Algerienfranzosen wurden dem Leser erklärt. Die Charaktere und ihre Eigenarten sind sehr gut beschrieben. Die Landschaft und Handlungsorte wurden sehr bildlich dargestellt, so konnte ich in den Krimi bei Herbststimmung und milden Temperaturen eintauchen und der Handlung folgen als gehörte ich zum Leblanc-Ermittlungs-Team. Sehr gerne würde ich weitere Bücher der Autorin lesen, vor allem werde ich die ersten drei Ermittlungen von Kommissar Leblanc verfolgen, die mir noch fehlen.
Ich habe in diesem wunderbaren Krimi viel über die Normandie und ihre Geschichte, die Landschaft und die französische Lebensart erfahren. Die Orte und die Landschaft sind so wunderbar beschrieben, man bekommt richtig Lust dort seinen Urlaub zu verbringen oder für immer dort zu bleiben.