Famoser Beginn legt Grundlage für starken Band
Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine ...
Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine der Autorinnen, der ich stetig treu bin. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zumal sie über die Jahre hinweg auch Täler durchlaufen hat. Mit der Reihe rund um Kate Linville hat sie etwas Neues geschaffen, denn Krimireihen waren bis dato für sie nicht üblich und daher hat es durchaus auch Anlaufgeschwindigkeiten gegeben. Und obwohl es mich immer aufgeregt hat, wie sehr auf Kates Aussehen und Wesen immer wieder herumgeritten wird, so habe ich zu dieser Welt auch eine Verbindung aufgebaut und es waren spannende Fälle. Mit „Ohne Schuld“ steht jetzt bereits der dritte Band in den Startlöchern, den ich definitiv als den besten der Reihe bezeichnen würde. Und das sind die Gründe.
Zwar ist von der früheren Stilistik von Link nicht mehr viel übrig, aber dennoch stand sie immer schon für einen sehr ruhigen Beginn, wo sich nach und nach die Spannung ins Unermessliche steigert. Da ist es doch überraschend, dass „Ohne Schuld“ für mich im Grunde das erste Buch ist, wo ich mich bewusst daran erinnern kann, dass so viel gleich auf den ersten Seiten passiert. Auf der einen Seiten haben wir Caleb mit einem suizidalen Familienvater und auf der anderen Seite haben wir Kate, die im Zug vor einem Attentäter weglaufen muss. Zwei unabhängige Entwicklungen, die auch nachher nicht im geringsten miteinander in Verbindung stehen, aber beide so spannend und aufwühlend inszeniert, dass man tatsächlich mit der ersten Seite am Buch klebt. Das ist gerade für Wälzer, wie sie Link regelmäßig schreibt, ein wahres Geschenk, denn hiernach ist es unwahrscheinlicher, dass ein Leser noch einmal abspringt.
Ich bin auch nicht abgesprungen, weil sich tatsächlich durch verschiedene Perspektiven, durch verschiedene Zeitebenen eine wirklich spannende Geschichte ergeben hat, in der manches zunächst klar schien, um dann doch wieder ganz auszugehen. Das war für mich schon immer die größte Kunst von Autoren in den Genres Krimi und Thriller, dass sie Zuschauer in Sicherheiten wiegen, um dann alles auf den Kopf zu stellen. Man darf sich niemals sicher fühlen und auch wenn man selbst Möglichkeiten im Kopf ausdenkt, dass man doch nicht auf die letztliche Lösung kommt. Je mehr man in diesem Genre liest, desto weniger kann man wohl noch überrascht werden, aber es gibt sie doch noch diese Aha-Momente und „Ohne Schuld“ hat mir gleich einige geschenkt.
Da ich mit dem kleinen Kreis an Hauptfiguren schon vertraut bin, hat es mir auch sehr gefallen, dass es auch wichtige Charakterentwicklungen gibt. Bei Caleb war es mit seinem Alkoholismus nie einfach, ihn hier an seinen Breaking Point zu bringen, ist sicherlich die richtige Entscheidung gewesen, selbst wenn nun fraglich ist, wie die Zukunft aussehen wird. Aber er hat ein vielleicht letztes Mal alles geben können und er war dabei so nahbar wie nie zuvor. Kate wiederum war schon immer jemand, der auf eigene Faust agiert, obwohl sie Vorgesetzte hat, aber diesmal merkt man auch deutlich, dass sie Führungsqualitäten hat, denn fast unbewusst reißt sie die Ermittlungen an sich und kommt vorwärts. Sie ist fachlich und intuitiv einfach so gut, dass der Rest sicherlich ganz von selbst kommen wird und ich bin wirklich sehr gespannt, wie es für sie weitergehen wird.
Fazit: „Ohne Schuld“ ist definitiv der bisher beste Band aus der Krimi-Reihe rund um Kate Linville. Gleich zu Beginn wird der Leser durch spannende Szenen zur Treue an dem Buch gezwungen und das wird belohnt durch eine sehr spannende Krimihandlung, die sich kaum Pausen gönnt. Für mich kann die Reihe genauso weitergehen!