Deep Fall - Louise Kendal ist ein dramatischer Liebesroman von der Autorin Chloé Jensen, die internationale Wurzeln hat. Deep Fall ist eigentlich der zweite Band einer Reihe, doch man kann ihn auch so lesen, ohne Vorwissen aus dem Auftakt. Weiters erscheint 2018 der dritte Teil, welcher wiederum aus einer anderen Perspektive geschildert wird. Der zweite Band handelt von Louise und ihrem Versuch in der Gesellschaft aufzusteigen.
Jedes Kapitel ist geführt wie ein Tagebuch mit Orts- und Datumsangaben. Dadurch wird die Geschichte nachvollziehbarer Weise ebenso in der Ich-Form aus Sicht von Louise erzählt. Besonders an dem Erzählstil ist, dass die Protagonistin sich direkt an den Leser richtet in dem sie Fragen bzw. auch welche mit rhetorischer Natur stellt. Diese Wahl der Erzählung war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem durch das eher extreme Thema, wäre eine etwas weniger leserzentrierter Einblick besser gewesen, da ich mich zunehmend unwohler gefühlt habe.
Die Hauptprotagonistin Louise ist ein stark verunsichertes und verwirrtes Mädchen, das eigentlich auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit ist und diese kompensiert mit anderen Dingen. Es kommt vor, als wäre sie teils älter und in der Rolle einer Mutter oder Singledame und dann ist sie wieder ein Teenager, was auf ein stark pathologisches und ambivalentes Verhalten hindeutet. Dies hat die Autorin meiner Meinung nach gut gemacht. Teils verstört es aber auch den Leser. Man hat sehr zwiespältig Gefühle und Gedanken, die da geweckt werden und eigentlich will man Louise am Liebsten nur im Arm halten und sagen, dass alles wieder gut wird.
Zum Teil verwendet die Autorin eine hoch filigrane Sprache, die sich mit einer locker moderneren bzw. einer oft etwas banalen Art abwechselt. Der Schreibstil ist sehr erläuternd, wodurch man etwas holprig in die Geschichte hineinkommt. Intensive und anschauliche Metaphern und viel Liebe zum Detail sind sehr darauf fokussiert ausführliche Vergleiche zu machen.
Dadurch werden fast erschreckend wenig Gefühle und Gedanken eingebaut, da sich alles mehr auf die Handlung konzentriert. Es gibt ein hohes Augenmerk auf körperliche Aspekte, was fast etwas plump und abgestumpft wirkt. Trotz hoher Leidenschaft spürt man beim Lesen kein Knistern. Aus psychologischer Sicht gibt es zwar starke Gefühlsregungen, aber sie kommen eher oberflächlich an, was irgendwie zum Charakter von Louise passen, aber definitiv nicht ihrem Alter. Ich bin hier sehr zwiegespalten, wie ich es finden soll – auf der einen Seite ist es authentisch gelöst, auf der anderen Seite kommt es mir zu emotionslos über weite Strecken vor.
Der Einstieg war für mich durch den gewählten Erzählstil etwas gewöhnungsbedürftig, da man selbst angesprochen wird. Es wird dann meiner Meinung nach immer skurriler. Irgendwie macht es auch neugierig, irgendwie ist Louise auch anstrengend, teilweise tut sie einem leid und dann könnte man sich die Haare raufen. Irgendwie fesselt einem die Geschichte bis zum Schluss, man ist durchgehend zwiegespalten und man denkt auch manchmal darüber nach abzubrechen - vermutlich wegen der Thematik. Dennoch liest man es bis zum Ende, was verstörend aber passend gewählt wurde.
Fazit:
Deep Fall ist im wahrsten Sinne ein dramatischer Liebesroman mit viel Spannung, Details und einer sehr ernsten Thematik. Die Hauptprotagonistin nimmt dem Leser in eine zwiegespaltene, sehr erläuternde und etwas erschreckende Reise mit, welche dem Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Gedanken schickt.
Deep Fall ist nichts für schwache Gemüter, aber jeder der Lust auf ein ernstes und dramatisches Buch, mit einer etwas skurrilen Liebesgeschichte hat, wird dieses Buch lieben.
Deep Fall erhält von mir 3 von 5 Sternen.
(Ein Dank an Chloé Jensen für das Rezensionsexemplar.)