Cover-Bild Sommerfrauen, Winterfrauen
Band der Reihe "detebe"
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 24.06.2020
  • ISBN: 9783257245264
Chris Kraus

Sommerfrauen, Winterfrauen

Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York. Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt. Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten Ecke der Lower East Side und umgeben von gestrandeten Künstlerexistenzen einen Film drehen? Als er auf Nele trifft, eine schillernde, eigensinnige Sommerfrau, öffnet sich sein Blick für das wahre Ziel seiner Reise: die Begegnung mit der eigenen ungeheuerlichen Familiengeschichte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2021

Sommer und Winterfrauen

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In New York soll Jonas einen Film drehen. Über Sex. Vorerst soll er die Lokation aussuchen, sich Gedanken über den Film machen, wie er umzusetzen ist und was das Endresultat sein könnte. Gleichzeitig vermisst ...

In New York soll Jonas einen Film drehen. Über Sex. Vorerst soll er die Lokation aussuchen, sich Gedanken über den Film machen, wie er umzusetzen ist und was das Endresultat sein könnte. Gleichzeitig vermisst ihn seine eifersüchtige Freundin in Deutschland und macht ihm hier und das das Leben schwer. Nele soll ihn unterstützen, von ihr ist Jonas sehr angetan. Und dann ist da noch seine Tante...eigentlich nicht seine richtige Tante...aber sie hat damals unter Jonas seinem Grossvater gelitten als er mit der SS in das Leben von Tante Paula einmarschierte...

"Kein Mensch, hat er mir gesagt, kann in Amerika davon existieren, an einer Filmhochschule angestellt zu sein. Vielleicht hat die Tatsache, dass meine Hassanfälle auf ihn immer wieder von Schüben zarter Zuneigung abgelöst werden, vor allem damit zu tun, dass mich seine Ruhmsucht, verbunden mit dieser atemberaubenden Erfolglosigkeit, an mich selbst erinnert. An das, was ich mal sein werde, wenn alle Träume abgewachsen sind." (Seite 121)

Ich weiss gar nicht wo man dieses Buch einfügen kann. Es hat viele Komponenten und Ansichten, womöglich empfindet jeder Leser die Geschichte anders, für jeden sticht ein anderes Merkmal hervor oder man kann sich mit dem Buch gar nicht anfreunden. Es ist auf jeden Fall reine Geschmackssache und mich hat dieses Buch begeistert.

Der Autor beweist bei seinem Erzählstil auf jeden Fall viel Humor, gespickt mit Ironie und Sarkasmus. Muss man mögen, sonst wird die Geschichte wohl eher ein Reinfall.

Jonas ist jung, grün hinter den Ohren und eigentlich weiss er nur eines - er will keinen Nazischeiss drehen. Da kommt ihm der Auftrag einen Film über Sex zu drehen dann schon gelegener, aber so wirklich eine Idee hat er nicht. Auch ist das Leben in New York gar nicht so schillernd, reich und schön wie immer dargestellt. Jonas wacht also in der Realität auf und fällt auf die Nase.

Um ihn herum viele andere, oft gescheiterte Existenzen, die mal angesehen und berühmt waren, jetzt kaum noch Geld zum leben haben, auf Parties oder Veranstaltungen gehen um Gratis etwas essen zu können. Eine Großstadt feiert dich, aber sie vergisst dich genauso schnell. Das war immer wieder ein interessanter und schmerzvoller Aspekt. Auch wie die gescheiterten Existenzen versuchen nochmals den grossen Coup zu landen hat mich bewegt.

Nele ist der Gegenpol zur Freundin von Jonas die in Deutschland eifersüchtig auf seine Rückkehr wartet. Was man hier erlebt hat mich manchmal zum lachen gebracht, aber auch geschockt und dann wieder war Verständnis vorhanden. Eigentlich sind Nele und seine Freundin durchgeknallte Figuren die sich das Leben selbst schwer machen, aber solche Leute zieht Jonas wohl magisch an. Ist das Liebe?

Der harte, der doch brutale Teil kommt durch Tante Paula, die nicht so wirklich seine Tante ist, aber durch den Grossvater von Jonas gelitten hat, denn er war damals bei der SS und maschierte in das Land von Tante Paula ein und sie hatte dann mit der Familie Rosen lange zu tun. Hier passiert dann der "ich drehe keinen Nazischeiss" den Jonas sich vorgenommen hat. Man merkt wie sehr ihn die Vergangenheit seiner Familie mitnimmt, wie sehr er das Bild von seinem Grossvater ständig korrigiert und mit sich im Unreinen ist. Die Vergangenheit belastet die Gegenwart, belastet Jonas und in seiner Familie wurde darüber nie gross ein Wort verloren. Tante Paula aber redet sehr gerne und ihre Ansichten und Überzeugungen dringen nicht nur bein Jonas ein.

Es ist ein abgefahrenes Buch, welches die einen lieben und die anderen hassen werden. Die Einen werden etwas in dieser Geschichte finden, die anderen wohl eher nicht. Ich selbst fand es durchgeknallt aber verdammt gut und ja, ob das jeder so empfindet muss man in diesem Fall selbst herausfinden.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Konnte mich leider nicht so richtig einfangen

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Wie unterschiedlich doch die Geschichten von ein und dem gleichen Autor sein können. Während ich das Buch "Das kalte Blut" von Chris Kraus sehr gemocht habe, hat mich das Buch "Sommerfrauen, Winterfrauen" ...

Wie unterschiedlich doch die Geschichten von ein und dem gleichen Autor sein können. Während ich das Buch "Das kalte Blut" von Chris Kraus sehr gemocht habe, hat mich das Buch "Sommerfrauen, Winterfrauen" nicht wirklich mitreißen können. Ich bin froh, dass ich die Bücher in dieser Reihenfolge gelesen habe, denn andersherum hätte es wahrscheinlich dazu geführt, dass ich "Das kalte Blut" mit seinen 1.200 Seiten nie gelesen hätte.

Der Anfang von "Sommerfrauen, Winterfrauen" war noch gut. Ich konnte mich ganz gut in die Geschichte einlesen und war gespannt, wie Jonas seine Aufgabe, einen Sexfilm zu drehen, erfüllen wird. Doch dann kam Mah. Die Freundin von Jonas und raubte mir schon etwas den Nerv. Sie war eifersüchtig, wirkte sehr unsicher und sie zog an den Haaren den Streit herbei. Ich empfand sie als anstrengend. Die gut zu lesenden Passagen waren die Treffen mit der Tante, die nicht seine Tante war. Wenn sie von der Nazizeit berichtete, hatte ich wieder das Gefühl, den Charakteren aus "Das kalte Blut" zu begegnen. Vieles ähnelte sich und in diesem Moment hatte ich die Hoffnung, dass es doch noch gut wird. Aber dann ging Jonas wieder in seine versiffte Wohnung zu dem noch widerlicheren Besitzer und murmelte stets, dass er keinen Film über Nazischeiß machen will. Es wiederholte sich stets und ständig und wurde dadurch etwas langatmig. Der Schwung war leider recht schnell aus der Geschichte raus und die Charaktere blieben distanziert bis zum Schluss.

Schade. Ich hatte mich auf eine weitere gute Geschichte von diesem Autor gefreut und war doch diesmal froh als das Buch zu Ende war.

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