Kraft zum Leben
Christa Schyboll: Gottes Magd und Teufels Braut
Spannung, Tiefgründigkeit und Drama vermischen sich im Roman „Gottes Magd und Teufels Braut“ von Christa Schyboll mit der intensiven Auseinandersetzung ...
Christa Schyboll: Gottes Magd und Teufels Braut
Spannung, Tiefgründigkeit und Drama vermischen sich im Roman „Gottes Magd und Teufels Braut“ von Christa Schyboll mit der intensiven Auseinandersetzung der Protagonistin über das Wesentliche im Leben. Freiheit und Gott, Sex und Moral, Würde und Tod spielen eine tragende Rolle.
Die Autorin hat mit ihrem Buch all jenen Frauen ein Denkmal gesetzt, die in ihrer Jugend sexuell missbraucht braucht wurden. Sie lässt den Leser teilhaben am Lebensweg und den Gedanken einer Frau, deren Leben durch diese frühe Erniedrigung geprägt worden ist.
Gleich zu Beginn wird der Leser in das Geschehen so hineingezogen, dass er unbedingt weiterlesen will. Es ist ein spannendes Buch, zum einen wegen seiner Handlungsabläufe, zum anderen wegen der zum Nachdenken anregenden Reflexionen der Protagonistin, der Nonne Benedicta, deren bürgerlicher Name Linda ist. Wer nun ein frommes Buch erwartet, wird eines anderen belehrt. Erzählt wird ein Leben, das voller Brüche ist, geprägt von der Vergewaltigung durch einen Freund der Familie, der auf diabolische Weise Linda zwingt zu schweigen, und endend auf einer Krebsstation.
Im Roman erzählt Benedicta ihre Lebensgeschichte einer jungen Frau, Hannah, die sie eines Nachts mit dem Auto angefahren hat. Hannah ist zunächst eine unwillige Zuhörerin, wird jedoch bald von den Ereignissen, die ihr anvertraut werden, in den Bann gezogen. Bewegt nimmt sie Anteil am Schicksal Benedictas / Lindas und ahnt noch nicht, wie sie selbst aus den Fugen ihres Lebens herausgeschleudert werden wird.
Der Leser erfährt durch die Erzählungen den gesamten traurigen Lebensweg Lindas / Benedictas und lernt ihre Wegbegleiter kennen, die ihr helfen, sie aber auch ausbeuten und zu vernichten drohen. Er nimmt an Gesprächen über Lüge und Moral teil, erlebt die Hoffnungen und Ängsten Lindas / Benedictas mit, ihr Hochgefühl und ihre Niedergeschlagenheit und schließlich ihr Lebensfeuer, das wärmen und verbrennen kann. Er folgt den Gedanken über Liebe und Hass, Schuld und Vergebung, in denen die Protagonistin ihr Leben und Tun reflektiert und begleitet den Heilungsprozess der Wunden, die ihr das Leben zugefügt hat.
Er versteht ihren Entschluss, ein Leben im Kloster zu führen, der nicht von einem tiefen Glauben, sondern von eigennützigen Motiven geleitet ist, schließlich aber für sie ein Rückzug aus einem Leben voller Widersprüche und Verletzungen wird. Doch dabei bleibt die Autorin nicht stehen. Sie zeigt auf, wie aus diesen Verletzungen aufgrund erweiterter Sichtweise über das Menschliche, die Schöpfung und die Erfahrung einer neuen Geisteshaltung eine ganz neue Kraft der Liebe zum Leben erwachsen kann, welche die Protagonistin dankbar und erfüllt an die Mitmenschen zurückgibt.
Im Medium ihres Romans gelingt es der Autorin besonders in den letzten Kapiteln den Leser für bedenkenswerte philosophische und theologische Gedankenzu öffnen, die ihn über die Lektüre des Buches hinaus begleiten können.
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