Cover-Bild „Bei Sozialkunde denke ich nur an dieses Trockene …“
Band 2 der Reihe "Augsburger Reihe zur Geschlechterforschung"
42,99
inkl. MwSt
  • Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziologie und Anthropologie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Ersterscheinung: 02.07.2013
  • ISBN: 9783663091868
Christian Boeser

„Bei Sozialkunde denke ich nur an dieses Trockene …“

Relevanz geschlechtsspezifischer Aspekte in der politischen Bildung
Am 19. Februar 1919 wurde die erste Rede einer Frau in einem deutschen Parlament gehalten. Marie Juchacz (SPD) betonte dieses Novum und be wirkte Heiterkeit unter den Abgeordneten, als sie zur Begrüßung sagte: "Meine Herren und Damen! . . . Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf . . . " (zitiert nach Helwig 1997, S. 11 ). Mehr als 80 Jahre später wurde Angela Merke! zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Ihre Wahl galt aus mehreren Gründen als etwas Besonderes. Die Medien betonten, dass erstmals ein ostdeutscher Politiker eine gesamtdeutsche Volkspartei fUhrt und dass mit Angela Merke! eine Frau diese Position wahrnimmt. Auch bei der Benennung der Europäi schen Kommissionsvertreter galt es nicht nur als bemerkenswert, dass mit Michaele Schreyer eine Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen die Haus haltspolitik übertragen bekommt, sondern auch, dass eine Frau diese Aufgabe wahrnimmt. Und als Bundeskanzler Gerhard Sehröder 1998 sein Kabinett vorstellte, strich er es als besondere Leistung heraus, dass ftlnf der 15 Minis ter weiblich sind. Diese Beispiele zeigen, dass es auch Jahrzehnte nach der Einführung des Frauenwahlrechts etwas Ungewöhnliches, etwas Besonders und Erwähnens wertes ist, wenn eine Frau eine politische Spitzenposition erreicht. Erkennbar wird durch diese Hervorhebungen, dass es bei Frauen, im Gegensatz zu Männern, nach wie vor nicht als selbstverständlich angesehen wird, wenn sie in der Politik erfolgreich sind. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass Frauen in Parlamenten und stärker noch in Regierungen eine Minderheit darstellen.

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