Cover-Bild Über El Greco und Claude Lorrain
32,50
inkl. MwSt
  • Verlag: epubli
  • Themenbereich: Kunst
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 108
  • Ersterscheinung: 13.12.2013
  • ISBN: 9783844277807
Christian J. Meier

Über El Greco und Claude Lorrain

Zwei Studien zu religiösen Themen der Malerei der Frühen Neuzeit
Die Sebastian-Bilder von El Greco gehören nicht zum klassischen Kernbestand der Andachtsikonen des Meisters. Das erstaunt aus einer Sicht der Moderne deshalb, weil er spätestens zu Beginn des 20. Jahrhundert neu entdeckt und als eigentlicher „Vorläufer der Avantgarde“ rundum anerkannt wurde. Und auf nicht ganz unähnliche Weise nahm auch der hl. Sebastian eine überaus „progressive“ Position in dem Sinne ein, dass er zum Repräsentanten von sexuellen Minderheiten und eigentlichen Randexistenzen wurde.

Die Studie 1 untersucht zunächst einlässlich zwei Sebastian-Tafeln von El Greco, namentlich auch im Licht der damaligen Politik- und Kunstströmungen der Reformation und der Gegen-reformation. Bislang waren die Sebastian-Gemälde oftmals in den Zusammenhang gebracht worden mit kunst- und religionspolitischen Idealen der Gegenreformation und des Konzils von Trient. Präzisere Abklärungen haben aber nunmehr eine nicht unbeträchtliche Überschätzung dieser politischen und kirchlichen Strömungen mit Blick auf Bild- und Kunstproduktion aufgedeckt. Dieses Ergebnis wird bestätigt durch einen Vergleich mit der Sebastian-Ikonographie der Renaissance. Offenkundig standen die Sebastian-Wiedergaben von El Greco ihren kunstgeschichtlichen „Vorläufern“ aus der Renaissance noch beträchtlich näher als die vermeintlichen Vorbilder aus den Zeiten von Trient und der Gegenreformation.

Die Studie 2 handelt von einem anderen Phänomen in der für die Frühe Neuzeit so fundamentalen Beziehung zwischen Kunst und Religion. Der Lothringer Künstler Claude Lorrain hatte sich in Italien einen grossen Namen gemacht für die Herstellung grossformatiger, prima vista die Natur nachahmender, letzten Endes aber doch grossartiger ideale Konstrukte darstellender Landschaften. In diese Versatzstücke von Schöpfung und Natur baute er zunehmend menschliche Figuren ein, zunächst Vertreter der arkadischen Idylle, dann aber auch solche aus Geschichte und Mythologie. Und schliesslich schuf er – wenigstens mit Blick auf die Titulaturen – eigentliche religiöse bzw. biblische Bilder. Damit stand man sofort vor der Frage, ob solche biblisch aufmontierten Bilderkonstrukte allfälligen religiösen Erwartungen zu genügen vermögen. Ein gründlicher Vergleich zwischen arkadischen, mythologischen, historischen und religiösen „Staffage“-Typologien zeigt auf, dass nur ganz ausnahmsweise die Verwendung von biblischem Personal auch grosse biblische Bilder schafft.

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