Wenn nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint - Reisebericht mit Stolpersteinen
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Franz Wecker hat es so satt - seine Traum vom Schriftstellerdasein scheint geplatzt und er flüchtet sich aus dieser Schmach. Am Gardasee angekommen, trifft er auf einen erfolgreichen Jungschriftsteller, ...
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Franz Wecker hat es so satt - seine Traum vom Schriftstellerdasein scheint geplatzt und er flüchtet sich aus dieser Schmach. Am Gardasee angekommen, trifft er auf einen erfolgreichen Jungschriftsteller, der auf dem Weg nach Rom ist. Durch einen (un)glücklichen Zufall nimmt Franz dessen Identität an und taucht dann in Raum in das Leben der Künstler ein. Doch wie das so ist mit den Lügengebilden - irgendwann drohen sie einzustürzen, weil da immer einer ist, der das Gerüst ins Wanken bringt...
"Römisches Fieber" ist ein Roman, der mit viel trockenem Humor und teilweise bissiger Ironie geschrieben ist. Da das nicht so ganz meine Art des Humors ist, fällt es mir schwer, in dieses Buch hineinzukommen und der Geschichte zu folgen bzw. ihr den nötigen Respekt abzuverlangen. Ich bin nicht richtig warm geworden mit den feinen Spitzen und das hat mir das Lesen erschwert.
Die Szenen am Gardasee, die Landschaftsbeschreibung und das Flair haben mich zu Beginn noch abgeholt und fasziniert, doch mit Fortschreiten des Buches bin ich immer weniger mit Franz und seinen Künstlerfreunden zusammengekommen. Der Roman ist nicht schlecht, im Gegenteil - die Handlung ist abwechslungsreich, spannend und lässt den Blick hinter die Kulissen zu. Die leicht kriminalistischen Einflüsse geben dem ganzen noch einen gewissen Kick, aber ich konnte mit der Erzählung leider nicht viel anfangen. Was jedoch bleibt ist die Botschaft, dass man ruhig etwas genauer hinsehen sollte, wenn man Menschen begegnet und sich die Frage stellt, ob es nun die wahre Identität ist, die einem da ins Gesicht lacht oder doch eher eine Maske. Der schmale Grat zwischen Lüge und Wahrheit,und dem Umgang mit einem solchen Lügengebilde wird hier zwar überspitzt, aber doch eindrucksvoll zu Papier gebracht.
Für mich ein Reisbericht mit Stolpersteinen - für einen anderen Leser sicherlich das Non-plus-Ultra
.
Herzlichen Dank an den Piper Verlag, der mir dieses Lese-Exemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.