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inkl. MwSt
- Verlag: Mensch & Buch
- Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Psychologie
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 266
- Ersterscheinung: 06.2013
- ISBN: 9783863873189
Anonyme Geburt und Babyklappen - Adoptionsprozesse im Kontext anonymer Kindesabgabe
Seit rund 13 Jahren besteht in der Bundesrepublik Deutschland die Möglichkeit, Babys anonym in einer Babyklappe abzulegen oder in einem Krankenhaus unter Wahrung der eigenen Anonymität auf die Welt zu bringen. Diese Angebote zur anonymen Kindesabgabe, zu denen neben den bereits genannten auch die anonyme Übergabe zählt, wurden ursprünglich als ultima ratio für Frauen in Notsituationen eingerichtet. Grundgedanke war hierbei die Hoffnung, auf diesem Weg die Tötung und Aussetzung von neugeborenen Kindern durch ihre Mütter zu verhindern.
Schon die Einführung der Angebote zur anonymen Kindesabgabe wurde von heftigen Diskussionen zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen begleitet, die neben sachlicher Argumentation vielfach auf emotionaler Ebene geführt wurden. Diese Debatte, die sich unter anderem auf den Lebensschutz, das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft, die generelle Notwendigkeit sowie eine mögliche missbräuchliche Nutzung der Angebote bezieht, hat nichts an Schärfe und Aktualität verloren. Eine bis heute fehlende politische Positionierung – in Form von entsprechenden gesetzlichen Regelungen bzw. der Durchsetzung geltenden Rechts – trägt ihren Teil zu dieser Situation bei.
Auch auf internationaler Ebene werden die Angebote zur anonymen Kindesabgabe thematisiert: Jüngst äußerten sich die Vereinten Nationen besorgt über die europaweite Zunahme von Babyklappen (Ramesh, 2012). Speziell hervorgehoben wurde die Situation in Deutschland, da hier mit Abstand die meisten Angebote zur anonymen Kindesabgabe existieren.
Um eine umfassende empirische Grundlage über vorhandene Angebote im Bundesgebiet, deren Nutzung sowie dem Vorgehen in der Praxis zu schaffen und dadurch zu einer Versachlichung der Auseinandersetzung beizutragen, führte das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zwischen 2009 und 2011 eine bundesweite Studie zum Thema anonyme Kindesabgabe durch. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Projektes „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland – Angebote, Fallzahlen, Kontexte" konnte unter anderem festgestellt werden, dass mehr als 40% der anonym geborenen oder abgegebenen Kinder zur Adoption freigegeben wurden, ohne dass die Identität der leiblichen Mutter bzw. der leiblichen Eltern bekannt war (Coutinho & Krell, 2011, S. 190ff.). Zudem zeigte sich, dass Adoptionsabläufe durch eine vorangegangene anonyme Kindesabgabe modifiziert werden und sich hieraus, abseits jeglicher theoretischer Diskussion um Rechtmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der Angebote, einschneidende Konsequenzen für alle (in)direkt am Adoptionsprozess beteiligte Personen ergeben.
Adoptionsverfahren unterliegen seit der Reform von 1976, in deren Zuge das Adoptionsrecht geändert und das Adoptionsvermittlungsgesetz verabschiedet wurde, umfassenden gesetzlichen Vorgaben. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter formulierte ergänzend fachliche Empfehlungen zur Adoptionsvermittlung, die kontinuierlich überarbeitet werden und in der Praxis als Standards anerkannt sind. Hierin wurden beispielsweise Richtlinien formuliert, die psychosoziale Aspekte im Adoptionsgeschehen berücksichtigen. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten, als Adoption von Geheimhaltung und Negierung geprägt war, besteht unter ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis heute Konsens darüber, dass eine Adoption, abgesehen von den notwendigen formalen Vorgängen, die einem zeitlich definierbaren Rahmen unterliegen, kein in sich geschlossener Akt ist. Vielmehr wird sie als lebenslanger Prozess anerkannt, dem individuelle Situationen, Motive und Bedürfnisse vorausgehen und der die Biografien von Adoptivkindern, leiblichen Eltern und Adoptiveltern maßgeblich und nachhaltig beeinflusst (Hoksbergen & Textor, 1993). Eine möglichst positive Integration des Adoptionsgeschehens in die Lebensläufe der beteiligten Personen, die z.B. durch umfassende Beratung und einen offenen Umgang begünstigt werden kann, sollte somit oberste Priorität sein.
Ausgehend von den bereits angesprochenen Studienergebnissen wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit überprüft, ob und in welchem Maße unterschiedliche Faktoren, die ein Adoptionsgeschehen positiv beeinflussen können, im Adoptionsprozess nach einer anonymen Kindesabgabe zum Tragen kommen. Bedeutsam wurde diese Frage aufgrund der aktuell zur Verfügung stehenden Daten, die erstmals einen Überblick darüber bieten, wie viele Kinder nach einer anonymen Kindesabgabe adoptiert werden und welche Veränderungen sich im Verfahrensablauf aus diesem Umstand ergeben.
Schon die Einführung der Angebote zur anonymen Kindesabgabe wurde von heftigen Diskussionen zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen begleitet, die neben sachlicher Argumentation vielfach auf emotionaler Ebene geführt wurden. Diese Debatte, die sich unter anderem auf den Lebensschutz, das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft, die generelle Notwendigkeit sowie eine mögliche missbräuchliche Nutzung der Angebote bezieht, hat nichts an Schärfe und Aktualität verloren. Eine bis heute fehlende politische Positionierung – in Form von entsprechenden gesetzlichen Regelungen bzw. der Durchsetzung geltenden Rechts – trägt ihren Teil zu dieser Situation bei.
Auch auf internationaler Ebene werden die Angebote zur anonymen Kindesabgabe thematisiert: Jüngst äußerten sich die Vereinten Nationen besorgt über die europaweite Zunahme von Babyklappen (Ramesh, 2012). Speziell hervorgehoben wurde die Situation in Deutschland, da hier mit Abstand die meisten Angebote zur anonymen Kindesabgabe existieren.
Um eine umfassende empirische Grundlage über vorhandene Angebote im Bundesgebiet, deren Nutzung sowie dem Vorgehen in der Praxis zu schaffen und dadurch zu einer Versachlichung der Auseinandersetzung beizutragen, führte das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zwischen 2009 und 2011 eine bundesweite Studie zum Thema anonyme Kindesabgabe durch. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Projektes „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland – Angebote, Fallzahlen, Kontexte" konnte unter anderem festgestellt werden, dass mehr als 40% der anonym geborenen oder abgegebenen Kinder zur Adoption freigegeben wurden, ohne dass die Identität der leiblichen Mutter bzw. der leiblichen Eltern bekannt war (Coutinho & Krell, 2011, S. 190ff.). Zudem zeigte sich, dass Adoptionsabläufe durch eine vorangegangene anonyme Kindesabgabe modifiziert werden und sich hieraus, abseits jeglicher theoretischer Diskussion um Rechtmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der Angebote, einschneidende Konsequenzen für alle (in)direkt am Adoptionsprozess beteiligte Personen ergeben.
Adoptionsverfahren unterliegen seit der Reform von 1976, in deren Zuge das Adoptionsrecht geändert und das Adoptionsvermittlungsgesetz verabschiedet wurde, umfassenden gesetzlichen Vorgaben. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter formulierte ergänzend fachliche Empfehlungen zur Adoptionsvermittlung, die kontinuierlich überarbeitet werden und in der Praxis als Standards anerkannt sind. Hierin wurden beispielsweise Richtlinien formuliert, die psychosoziale Aspekte im Adoptionsgeschehen berücksichtigen. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten, als Adoption von Geheimhaltung und Negierung geprägt war, besteht unter ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis heute Konsens darüber, dass eine Adoption, abgesehen von den notwendigen formalen Vorgängen, die einem zeitlich definierbaren Rahmen unterliegen, kein in sich geschlossener Akt ist. Vielmehr wird sie als lebenslanger Prozess anerkannt, dem individuelle Situationen, Motive und Bedürfnisse vorausgehen und der die Biografien von Adoptivkindern, leiblichen Eltern und Adoptiveltern maßgeblich und nachhaltig beeinflusst (Hoksbergen & Textor, 1993). Eine möglichst positive Integration des Adoptionsgeschehens in die Lebensläufe der beteiligten Personen, die z.B. durch umfassende Beratung und einen offenen Umgang begünstigt werden kann, sollte somit oberste Priorität sein.
Ausgehend von den bereits angesprochenen Studienergebnissen wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit überprüft, ob und in welchem Maße unterschiedliche Faktoren, die ein Adoptionsgeschehen positiv beeinflussen können, im Adoptionsprozess nach einer anonymen Kindesabgabe zum Tragen kommen. Bedeutsam wurde diese Frage aufgrund der aktuell zur Verfügung stehenden Daten, die erstmals einen Überblick darüber bieten, wie viele Kinder nach einer anonymen Kindesabgabe adoptiert werden und welche Veränderungen sich im Verfahrensablauf aus diesem Umstand ergeben.
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