Potenzial nach oben noch offen
Im Buch Innocence Lost spielt das Gewaltenschutzgesetz die tragende Rolle. Dieses Gesetz wurde nach dem 3.Weltkrieg erlassen, um eine Gesellschaft ohne Gewalt zu erschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, ...
Im Buch Innocence Lost spielt das Gewaltenschutzgesetz die tragende Rolle. Dieses Gesetz wurde nach dem 3.Weltkrieg erlassen, um eine Gesellschaft ohne Gewalt zu erschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden minderjährige Opfer von Straftaten euthanasiert. Grundlage für dieses staatliche Morden ist die Annahme, dass Opfer von Gewalt eher Gewalt anwenden, als jene die nie Gewalt erleben mussten.
Leslie muss als Kinderärztin das Gewaltenschutzgesetz anwenden, kann dies aber irgendwann nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Ich finde die Grundidee des Buches hat einiges an Potenzial. Natürlich ist ein Gewaltenschutzgesetz, so wie es im Buch vorgeschlagen ist undenkbar in der heutigen Zeit (und wird es hoffentlich auch immer bleiben).
Im Buch wird die Geschichte von Leslie gut umschrieben. Sie trifft auf Gegner und Befürworter, alles in allem ist es eine stimmige Geschichte. Da ich vom Buch nichts vorwegnehmen möchte, kann ich euch zum weiteren Verlauf leider nicht mehr verraten.
Es gibt aber ein paar Dinge, die ich im Buch vermisst habe. Wie ich eben schon erwähnt habe, sehe ich ein großes Potenzial in dem Grundthema. Es gäbe eine Menge Platz um Gesellschaftskritik einzubauen oder um zu verdeutlichen wie einfach Menschen in der Masse untertauchen, nur um sich hinter der Masse zu verstecken. Ein einfaches Beispiel wäre: Gesetz ist Gesetz, zwar finde ich es nicht gut, aber ich bin nicht dafür zuständig, also ist es mir egal…
Um diese Gesellschaftskritik zu erreichen müsste man aber stärker auf die äußeren Umstände und auch die Haltung der gesamten Bevölkerung eingehen. Dies kommt mir persönlich viel zu kurz. Der Fokus liegt auf einer Geschichte die nicht unvorhersehbar, in sich stimmig, aber auch sehr begrenzt ist.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt. Sie haben alle ihre eigene Meinung; an sich ja positiv, ich persönlich empfinde sie aber als zu eindimensional, sie reflektieren ihre eigenen Handlungen wenig. Außerdem fehlt mir in der Interaktion mit den anderen Charakteren Empathie dem anderen gegenüber oder auch der Versuch den anderen zu verstehen, sich in den anderen hineinzuversetzen.
Fazit: Es kommt drauf an was man erwartet, ich hätte mir einen kritischeren Umgang mit dem Grundthema gewünscht – deswegen ziehe ich zwei Sterne ab.