Cover-Bild Liebe ist gewaltig
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15,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Argon Digital
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Liebe und Beziehungen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 25.05.2022
  • ISBN: 9783732457588
Claudia Schumacher

Liebe ist gewaltig

Roman
Inka Löwendorf (Sprecher)

Von Gewalt, von Zärtlichkeit und von der Macht der Befreiung

Juli wächst in einer Vorzeigefamilie auf: Die Eltern sind Rechtsanwälte, sie ist Klassenbeste. Doch in der Kleinstadtvilla herrscht das Grauen. Der Vater drillt die Kinder auf Leistung, prügelt sie und seine Frau. Juli wird älter, fordert ein Ende der Gewalt, deren Realität von der Mutter vehement abgestritten wird. Einzig ihre Geschwister und eine Maus geben Halt. Doch wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Die Befreiung gerät zum Feldzug – gegen die Eltern und das eigene Ich. Drei Jahrzehnte folgen wir Juli, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen.

Ein eindringlicher Roman über Verletzungen und eine mögliche Heilung, voller Originalität und Wärme.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2022

Heftig, schwer verdaulich aber grandios

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Juli lebt mit ihren Eltern und ihren 3 Geschwistern nach außen hin in einer Vorzeigefamilie. Familie Ehre hat Geld und Ansehen. Beide Eltern sind erfolgreiche Anwälte. Auch die Kinder haben einiges vorzuweisen, ...

Juli lebt mit ihren Eltern und ihren 3 Geschwistern nach außen hin in einer Vorzeigefamilie. Familie Ehre hat Geld und Ansehen. Beide Eltern sind erfolgreiche Anwälte. Auch die Kinder haben einiges vorzuweisen, nämlich sportliche Erfolge und gute Noten in der Schule. Ungesehen vor den Augen der Öffentlichkeit spielen sich hinter den heimischen vier Wänden allerdings furchtbare Dinge ab. Der Vater ist ein brutaler Schläger, der neben physischer Gewalt auch keine Gelegenheit auslässt seine Frau und seine Kinder mit seinen grausamen Psychospielchen zu malträtieren. Die Mutter, die einerseits selbst ein Opfer ist, wird andererseits zur Mittäterin, weil sie ihren Kindern keinen Schutz zukommen lässt und was noch schlimmer ist, ihren Mann bei seinen Gewaltausbrüchen gegenüber den Kindern und der anschließenden Vertuschung sogar noch unterstützt.



„ Mama, die Tatortreinigerin“ , so fasst es die Teenagerin Juli treffend und voller Wut zusammen.

Die Blutflecken auf dem Teppich, die von Juli‘s Bruder Bruno stammen, nachdem Papa mal wieder „die Hand ausgerutscht ist“, werden von der Mutter geleugnet. Die Flecken so behauptet sie wären entstanden, als Juli betrunken auf den Teppich gekotzt hätte.



Der Roman ist in 3 Lebensabschnitte von Juli unterteilt. Im 1.Teil der 2007 spielt, ist sie 17 Jahre alt und befindet sich in einer Rehaklinik nachdem sie versucht hat sich das Leben zu nehmen.

Im 2. Teil ist sie 25, von zu Hause ausgezogen und führt ein wildes WG- Leben in Berlin, finanziert sich ihr Mathematikstudium als Profigamerin . Sex und Alkohol betäuben den andauernden Schmerz ihrer Kindheit, bis sie sich in eine Frau verliebt, die sie nimmt wie sie ist.

Im letzten Teil ist die Beziehung zu Sanyu zerbrochen und Juli, die sich jetzt Julia nennt, steht kurz vor der Hochzeit mit Thilo. Sie gleicht immer mehr ihrer Mutter und scheint sich selbst zu verlieren. Da ist nur einer der sie erden und zurück auf den Boden bringen kann, und das ist ihr Lieblingsbruder Bruno, von dem sie ganz sicher weiß, dass er sie liebt.

Claudia Schumacher‘s Debüt „Liebe ist gewaltig“, dass ich als Hörbuch vorliegen hatte, hat mich schwer beeindruckt. Sicher ist es schwere Kost, aber ich finde die Autorin hat die Wunden, die häusliche Gewalt bei einem Menschen ein Leben lang anrichten hervorragend herausgearbeitet. Die Sprache der jugendlichen Juli ist rotzig und unangepasst. Später verändert sich der Ton, wird angepasster. Der 3. Teil ist auch nicht mehr in der Ich Perspektive geschrieben, sondern in der 3. Person. Super interessant fand ich auch die Geschwisterbeziehungen und wie unterschiedlich Juli‘s Schwester und ihre Brüder mit der Gewalterfahrung in der Kindheit umgegangen sind.

Die Vertonung von Inka Löwendorf ist auch ganz große Klasse.

Das Buch lässt einen betroffen und erschüttert aber nicht hoffnungslos zurück und wird sicher noch eine Weile in mir arbeiten.



Große Empfehlung zu einem Thema, bei dem man nicht wegsehen darf.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Schwere Kindheit

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Die Sprecherin der Hörbuchversion gelingt ein Kunststück: Sie schafft es, den Hörer mit der Lebensgeschichte einer zutiefst unsympathischen Frau zu faszinieren. Ihre Stimme gibt sowohl das Aufsässige, ...

Die Sprecherin der Hörbuchversion gelingt ein Kunststück: Sie schafft es, den Hörer mit der Lebensgeschichte einer zutiefst unsympathischen Frau zu faszinieren. Ihre Stimme gibt sowohl das Aufsässige, das Pampige, wie auch die Verletzlichkeit der Protagonistin Juli so authentisch wider, als würde sie sich persönlich an den Hörer wenden.
Juli wächst in gut situierten Verhältnissen auf. Doch die bürgerliche Fassade der Bilderbuchfamilie ist trügerisch. Hinter verschlossenen Türen spielen sich Szenen einer toxischen Ehe ab, bei der die vier Kinder nützliche Statisten sind und ihren Teil an der Gewalttätigkeit des Vaters abbekommen. Die Mutter ist nur bedingt eine seelische Stütze für die Kinder, von denen sich jedes anders entwickelt. Die beiden Älteren entziehen sich frühestmöglich dem elterlichen Einfluss, der sich dann umso stärker auf die beiden Jüngsten, Juli und Bruno, fokussiert, was sie umso stärker zusammen schweißt.
In allem müssen sie die Besten sein und werden dennoch trotz Spitzenleistungen gedemütigt und geschlagen. 
Juli wählt den Weg der Selbstverletzung in der Jugend, als Studentin ist sie eine hoch dotierte Gamerin und als junge Frau wird sie bürgerlich und verlobt sich mit einem erfolgreichen Manager. Doch egal, welche Rolle sie lebt, der Selbsthass begleitet sie. 
Bei allem Verständnis für die Narben der schrecklichen Kindheit, so bleibt sie dennoch ein gewalttätiger, unbeherrschter Mensch, auf den man sich nicht verlassen kann. Nur Bruno ist die verlässliche Konstante in ihrem Leben, ihn muss sie regelmäßig retten, vor allem aus finanziellen Notlagen.
Juli ist eine Frau, die man sich im normalen Leben am besten vom Leibe hält. Doch hier, verkörpert durch die Stimme von Inka Löwendorf, verfolgt man drei Jahrzehnte lang ihren Werdegang mit grosser Spannung.
"Liebe ist gewaltig" ist nicht für jeden Leser geeignet. Man sollte sich auf jeden Fall erst einmal mit der Lese- bzw. der Hörprobe mit dem Stil der Autorin vertraut machen. Mich hat das Buch sehr berührt und ich kann es weiterempfehlen.

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