Schonungslos offengelegte Gedankenwelt, bildhaft und skurril, faszinierend
Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird ...
Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird nicht primär von der eigentlichen Rahmenhandlung getragen, denn die Entwicklungen rund um Natalies Begegnungen mit und Entdeckungen rund um Alexander Dorm und Chris Hollberg ziehen sich lange hin.
Schwerer wiegen die unkonventionelle Sprache, Erzählweise und Konzeption. Die Sprache ist sehr kreativ und bildreich, gespickt mit teils absurden Wortschöpfungen, Vergleichen und Assoziationen, doch gleichzeitig leicht zugänglich - irgendwie schwer zu beschreiben.
Natalies außergewöhnliche, provokative, schonungslos offene und damit teils verstörende Gedanken und Fantasien sowie bisweilen groteske Handlungsszenen bieten für mich wenig Identifikationspotenzial, vermögen aber - sofern man sich darauf einlassen will und kann - zu faszinieren.
Wenig geeignet für Leser, die
- stringente Handlungen mit steilen Spannungskurven suchen,
- Berührungsängste mit psychischen Abnormitäten haben,
- am Ende alle Rätsel aufgelöst und alle Handlungsfäden geschlossen haben wollen.
Für mich ein Leseerlebnis der besonderen Art, das lange im Gedächtnis nachhallt.