Cover-Bild Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 06.09.2015
  • ISBN: 9783518743003
Clemens J. Setz

Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

In einem Wohnheim für behinderte Menschen wird die junge Natalie Reinegger Bezugsbetreuerin von Alexander Dorm. Der Mann sitzt im Rollstuhl, ist von unberechenbarem Temperament und gilt als »schwierig«. Dennoch erhält er jede Woche Besuch – ausgerechnet von Christopher Hollberg, jenem Mann, dessen Leben er vor Jahren zerstört haben soll, als er ihn als Stalker verfolgte und damit Hollbergs Frau in den Selbstmord trieb. Das Arrangement funktioniere zu beiderseitigem Vorteil, versichert man Natalie, die beiden seien einander sehr zugetan. Aber bald verstört die junge Frau die unverhohlene Abneigung, mit der Hollberg seinem vermeintlichen Freund begegnet. Sie versucht, hinter das Geheimnis des undurchschaubaren Besuchers zu kommen und die Motive seines Handelns zu verstehen.
Dieser Roman ist eine Bergwerksfahrt in die Welt des Clemens J. Setz. Sie fördert ihre innere Ordnung zutage, ihre Geheimnisse und Prinzipien: Macht und Ohnmacht, Sinnsuche und Orientierungsverlust, Unterwerfung und Liebe in allen Spielarten – fürsorglich, respektvoll, besessen, Liebe als Wahn und als Manipulation. Und Rache. So subtil und schmerzhaft, dass die Frage nach Täter und Opfer in namenloses Gelände führt.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Schonungslos offengelegte Gedankenwelt, bildhaft und skurril, faszinierend

0

Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird ...

Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird nicht primär von der eigentlichen Rahmenhandlung getragen, denn die Entwicklungen rund um Natalies Begegnungen mit und Entdeckungen rund um Alexander Dorm und Chris Hollberg ziehen sich lange hin.
Schwerer wiegen die unkonventionelle Sprache, Erzählweise und Konzeption. Die Sprache ist sehr kreativ und bildreich, gespickt mit teils absurden Wortschöpfungen, Vergleichen und Assoziationen, doch gleichzeitig leicht zugänglich - irgendwie schwer zu beschreiben.
Natalies außergewöhnliche, provokative, schonungslos offene und damit teils verstörende Gedanken und Fantasien sowie bisweilen groteske Handlungsszenen bieten für mich wenig Identifikationspotenzial, vermögen aber - sofern man sich darauf einlassen will und kann - zu faszinieren.

Wenig geeignet für Leser, die
- stringente Handlungen mit steilen Spannungskurven suchen,
- Berührungsängste mit psychischen Abnormitäten haben,
- am Ende alle Rätsel aufgelöst und alle Handlungsfäden geschlossen haben wollen.

Für mich ein Leseerlebnis der besonderen Art, das lange im Gedächtnis nachhallt.