Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)
Eine Sommernacht 1985: In einem Vorort von New York steigen drei betrunkene Teenager in ein Auto – und nichts ist mehr wie zuvor.
Die Geschwister Sarah und Theo zerbrechen fast an der Last des Geheimnisses, das sie seitdem teilen, und selbst 20 Jahre später bestimmt es ihr Leben. Auch ihr Vater Ben, ein pensionierter Arzt, hadert mit seiner Rolle in jener denkwürdigen Nacht. Doch als Bens Begegnung mit dem zehnjährigen Nachbarsjungen Waldo eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, droht das Geheimnis zu platzen und ihrer aller Leben in ungeahnte Bahnen zu lenken.
Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben ...
Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben verschiedene Zeitsprünge, die betont nicht chronologisch angeordnet sind.
Zugegeben, man muss sich den Roman damit erarbeiten, aber zumindest für mich hat sich die Mühe gelohnt.
An einem schicksalhaften Abend ändert sich für die Familie Wilf dank eines Autounfalls mit Todesfolge alles. Jedes Familienmitglied geht mit dem Tod eines jungen Mädchens anders um. Doch man merkt relativ schnell, dass der Einfluss weit reicht.
Wie Leuchtfeuer erhalten wir Einblicke in das Leben der Figuren, springen zu Momenten, die ihr Leben nachhaltig verändert haben und erarbeiten uns so nach und nach ein Bild von ihnen.
Ich persönlich finde diese Form des Erzählens spannend und aufregend. Es ist interessant, wenn man durch spätere Einblicke plötzlich ursprüngliche Handlungen besser verstehen kann.
Insgesamt wäre es ein für mich vollkommen rundes Buch geworden. Nur leider driftet es zum Schluss etwas zu sehr in die esoterische Richtung ab. Das hätte für mich nicht sein müssen.
Der fünfzehnjährige Theo Wilf verursacht einen Autounfall, bei dem ein junges Mädchen stirbt. Anstatt über den Unfall zu reden, beschließt die Familie, den schrecklichen Vorfall totzuschweigen. Dabei hätte ...
Der fünfzehnjährige Theo Wilf verursacht einen Autounfall, bei dem ein junges Mädchen stirbt. Anstatt über den Unfall zu reden, beschließt die Familie, den schrecklichen Vorfall totzuschweigen. Dabei hätte es jedem einzelnen von ihnen gutgetan, das Trauma gemeinsam zu verarbeiten.
Theo packt eines Tages seinen Rucksack und flieht nach Südamerika, seine Schwester Sarah heiratet und macht Karriere. Die Eltern Ben und Mimi bleiben im Heim der Familie, bis Mimi an Demenz erkrankt und in ein Heim umziehen muss.
Die andere Familie, um die es in „Leuchtfeuer“ geht, ist Familie Shenkman, die gegenüber der Wilfs wohnt. Als sie gerade in ihr neues Haus gezogen sind, rettet der Arzt Ben Wilf dem Sohn der Shenkmans, Waldo, das Leben, indem er ihn bei seiner viel zu frühen Geburt sicher auf die Welt bringt. Trotz dieses einschneidenden Ereignisses gibt es keinen Kontakt zwischen den beiden Familien. Zehn Jahre später überschneiden sich die Schicksale der beiden Familien von Neuem.
Wir begleiten die Protagonisten über einen Zeitraum von fünfzig Jahren, wobei die aus der Sicht der einzelnen Personen erzählte Geschichte nicht linear wiedergegeben wird, was manchmal ein wenig verwirrend ist. Am Schluss fügt sich aber wie in einem Puzzle alles zusammen.
Ich habe diese Familiengeschichte, die manchmal Ausflüge ins Esoterische und Philosophische unternimmt, gern gelesen. Sie ist spannend und emotional, aber nichts, was einem lange im Gedächtnis bleibt. Gute Unterhaltungsliteratur für zwischendurch.
In ihrem Roman "Leuchtfeuer" erzählt die US-amerikanische Autorin Dani Shapiro in Rückblenden die Geschichten zweier benachbarter Familien, die durch verschiedene Schicksalsschläge miteinander verbunden ...
In ihrem Roman "Leuchtfeuer" erzählt die US-amerikanische Autorin Dani Shapiro in Rückblenden die Geschichten zweier benachbarter Familien, die durch verschiedene Schicksalsschläge miteinander verbunden und sich in ihrer Nähe doch seltsam fremd sind.
Es ist das Jahr 1985, als Sarah ihren fünfzehnjährigen Bruder Theo zu einer Autofahrt herausfordert. Als er den Wagen gegen einen Baum, direkt vor dem Haus der Eltern setzt, stirbt die Nachbarstochter Misty. Obwohl der Vater der Geschwister, der selbst Arzt ist, heran eilt und versucht sie zu retten. Die Familie behält im Nachgang des Unglücks ein Geheimnis zurück.
Vierzehn Jahre später schafft es der Vater dem kleinen Waldo, einem anderen Nachbarskind, das Leben zu retten. Wiederum Jahre später werden die beiden Freunde. Doch der Schatten der Schuld wirft sich seit der Nacht des Unfalls fortwährend über die Leben der Beteiligten. (Dramatische Musik Ende)
Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, den Inhalt von "Leuchtfeuer" in wenigen Sätzen zusammenfassen. Der Unfall und Mistys Tod sind nicht das einzige Thema, mit dem sich der Roman auseinandersetzt. Unabhängig von Schuld und Gewissen setzt sich der Roman auch mit Themen wie Trauer, Krankheit, Sprachlosigkeit, Entfremdung etc. auseinander. Es ist ein vielschichtiges, emotionales Buch, das entsprechend der bearbeiteten Themenfelder, auch mit einer gewissen Schwermut daherkommt. Die Geschwister Sarah und Theo schlagen beide einen erfolgreichen Lebensweg ein, doch auch als Erwachsene lassen sie Mistys Tod und die in der Vergangenheit lauernde Lüge nicht los. Es geht auch um diese unterschiedlichen Lebenswege, und wie einzelne Begebenheiten oder die schiere Gleichgültigkeit des Zufalls sie so leicht in völlig verschiedene Richtungen lenken können. Man könnte sagen: Das Leben macht mit seinen Höhen und Tiefen vor niemandem Halt. Manche Dinge entwickeln sich zu ungeahnt tiefen Brandmalen (in Theos Fall im wahrsten Sinne des Wortes), die wir stets mit uns tragen.
"Leuchtfeuer" ist ein feinsinniger Familienroman, typisch amerikanisch und gleichzeitig universell. Während ich das Gefühl hatte, dass manche Zusammenhänge oder menschlichen Verhaltensweisen auf den Punkt gebracht wurden, hatte ich an anderer Stelle, das Gefühl den Lauf der Dinge logisch betrachtet nicht ganz nachvollziehen zu können. So hat mich zum Beispiel die anfängliche Fremdheit zwischen Dr. Wilf und Waldo irritiert. Später ist es aber auch die Beziehung der Beiden, die ein "Leuchtfeuer" zwischen all der Melancholie darstellt.
Fazit:
"Leuchtfeuer" ist schöner, sprachlich ansprechender und inhaltlich tiefsinniger, sowie vielfältiger Lesestoff. Kein Glücklich-Macher-Buch, aber eines, das dazu einlädt, sich auf sanfte Art und Weise, mit den Herausforderungen des Lebens auseinanderzusetzen.
Was für eine Geschichte verbirgt sich hinter dem hellen und bunten Cover und dem Titel "Leuchtfeuer" von Dani Shapiro? Zuerst möchte man gar nicht meinen, dass hier eine tragische Familiengeschichte (oder ...
Was für eine Geschichte verbirgt sich hinter dem hellen und bunten Cover und dem Titel "Leuchtfeuer" von Dani Shapiro? Zuerst möchte man gar nicht meinen, dass hier eine tragische Familiengeschichte (oder auch zwei?) im Buch enthalten ist. Aber nichts anderes wird man zwischen den Seiten von "Leuchtfeuer2 finden. Der Klappentext lässt darauf schließen, dass eine rechtschaffenden Familie etwas zugestoßen ist, was sie auch Jahrzehnte später nicht zu verkraftet haben scheint.
Es ist 1985 und drei Jugendliche machen sich in der Nacht auf den Weg in ihr Verderben. Nichts ahnend, dass sie mit einer einfachen Autofahrt ihr und das Leben vieler, anderer Menschen für immer verändern werden... Noch viele Jahre später lässt diese eine Nacht Sarah und Theo, die Geschwister, die damals in die verhängnisvolle Nacht verwickelt sind, nicht los. Und auch ihr Vater Ben und dessen Frau Mimi denken immer wieder an diese schicksalhafte Nacht zurück. Sie alle verbinden mit dieser ein schreckliches Geheimnis, welches sie als Familie zusammenschweißen sollte. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. denn dieses Geheimnis scheint sie eher zu entzweien. Sarah zieht weit weg von ihrer Familie und auch Theo zieht es auf seiner Flucht vor seinen eigenen Gefühlen in die Ferne. Die Eltern bleiben dabei in dem Haus zurück, in welchem sie schon seit der Geburt der Kinder leben und werden jeden Tag mit dem fürchterlichen Vorfall konfrontiert, der sich in unmittelbarer Nähe des Hauses ereignete. Auch Ben ist seit jener Nacht nicht mehr der Arzt, der er vorher war. Auch ihn hat das alles sehr verändert. Als er eines nachts auf den Nachbarsjungen Waldo trifft, den er schon seit seiner Geburt kennen sollte, aber nie richtig mit ihm gesprochen hat, wird etwas in Gang gesetzt, womit wohl keiner aus Bens Familie oder aus Waldos Familie gerechnet hat. Die beiden Familien müssen sich mehrfach unangenehme Fragen stellen und werden unweigerlich zu jener Nacht von vor so vielen Jahren zurückversetzt...
Als ich das Cover des Buches gesehen habe, hätte ich nicht mit so einer Story im Inneren des Buches gerechnet. Auch auf den Klappentext kann man sich hier nicht zu 100 Prozent verlassen, finde ich. Denn es wird suggeriert, dass es sich hierbei um ein Geheimnis handelt, welches auf keinen Fall ans Tageslicht kommen soll. So hatte ich mir zu Beginn gedacht, dass das Geheimnis bis zum Schluss unter Verschluss bleibt. Weit gefehlt, denn das Geheimnis wird schon im Laufe der ersten Seiten aufgedeckt. Im Buch geht es darum zu sehen, wie die einzelnen Familienmitglieder mit diesem umgehen können und wie dieses derer allen Leben verändert. Dazu kommt noch Waldos Familie, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Ich kann nicht genau erklären, was es ist, aber ich liebe diese kleine Magie, die zwischen den Seiten dieses Buches herrscht. Alles passt irgendwie auf irgendeine Weise zusammen und gehört auch untrennbar zusammen. Da ist Bens Familie rund um Mimi, Sarah und Theo, die alle ihre eigenen Päckchen mit sich rumschleppen und den Vorfall von damals nie überwunden haben. Sie sind das Paradebeispiel dafür was passiert, wenn man sich seinen Problemen nicht stellt. Auch Waldos Familienmitglieder haben es nicht leicht. Waldo selbst ist ein außergewöhnlicher Junge, was für seine Eltern schwer zu greifen ist. Besonders sein Vater tut sich dabei sehr schwer. Auch hier merkt man, dass jeder in der Familie seine Sorgen und Ängste mit sich trägt. Das finde ich sehr gut von der Autorin dargestellt. Der Schreibstil des Buches hat mir an sich auch gut gefallen. Ich kam eigentlich ganz schnell durch das Buch, was auch an der Seitenanzahl an sich lag. Die Kapitel waren so geschrieben, dass man jeden Protagonist in unterschiedlichen Zeiten begleiten konnte. Dadurch hat man viel über deren Handeln und Denken erfahren. Die Zeitsprünge waren nicht immer einfach für mich zu verarbeiten gewesen, jedoch fand ich sie nicht unwichtig in dieser Geschichte. Für mich schließt sich mit der Erzählung am Ende ein Kreis, den wohl beide der Familien zuerst nicht haben kommen sehen. Meiner Meinung nach gehörte alles so, wie es gekommen ist. Und die Moral von der Geschichte für mich ist, dass ein Leben immer lebenswert ist. Jedes Leben sollte so hell wie ein Leuchtfeuer strahlen. Wir dürfen uns dabei nur nicht selbst im Wege stehen.
Zugegebenermaßen hat mir das Cover von "Leuchtfeuer" gar nicht gefallen - ich finde das Blumenmotiv äußerst nichtssagend und es scheint auf den ersten Blick nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun zu haben. ...
Zugegebenermaßen hat mir das Cover von "Leuchtfeuer" gar nicht gefallen - ich finde das Blumenmotiv äußerst nichtssagend und es scheint auf den ersten Blick nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun zu haben. Dennoch hat mich der Klappentext ausreichend neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht.
Dani Shapiro erzählt die Story in verschiedenen Zeitebenen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Zeitebenen folgen nicht linear aufeinander, sondern springen ohne erkennbares System hin und her. Wechsel der Zeitebene und Perspektive sind sehr gut gekennzeichnet und somit nachvollziehbar. Schreibstil und Sprache haben mir sehr gut gefallen, sind flüssig und leicht zu lesen.
Auch wenn es in "Leuchtfeuer" um Auswirkungen von unausgesprochenen und verdrängten Geheimnissen geht, ist die Freundschaft zwischen Ben Wilf und Waldo Shenkman mein unumstrittenes Highlight dieses Buches. Die Handlung selbst ist aus verschiedenen Perspektiven geschildert, spielt in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Autorin Dani Shapiro schafft es in einer unaufdringlichen, stillen und dennoch eindringlichen Art und Weise die Geschichte zweier Familien zu erzählen, dabei zugleich große Sinnfragen und die kleinen Momente zu beleuchten. All das in einem sehr amerikanischen Vortort-Setting. Hier und da sind mir jedoch einige Handlungsstränge zu sprunghaft, wenig erklärliche Lücken zwischen Zeitebenen oder eine etwas oberflächliche Abhandlung.
Insgesamt konnte mich das Buch jedoch völlig in den Bann ziehen, ich habe es gern gelesen, hatte dabei einige Charaktere mehr ins Herz geschlossen als andere und war schlussendlich wirklich traurig, dass das Buch zu Ende war.