Lost
Der sehr erfolgreiche Autor, Daniel Glattauer, erzählt in seinem neuen Roman „Die spürst Du nicht“ die erschütternde Geschichte eines mißglückten Urlaubs zweier befreundeter Familien.
Das Cover ist kein ...
Der sehr erfolgreiche Autor, Daniel Glattauer, erzählt in seinem neuen Roman „Die spürst Du nicht“ die erschütternde Geschichte eines mißglückten Urlaubs zweier befreundeter Familien.
Das Cover ist kein Hingucker, und auch der Titel läßt den Leser im Unklaren. Allerdings ist man im ersten Kapitel mitten in der Aktion. Nach diesem Höhepunkt entwickelt der Autor einen neuen Spannungsbogen, der mit einem weiteren Höhepunkt endet. Man ist von der vielschichtigen Handlung gebannt, in die Glattauer Gesellschaftskritik sehr massiv einarbeitet.
Der Inhalt ist durch die situationsangepaßte Sprache, den Erzählton und die Vielfalt der stilistischen Mittel unterstützt. Er verwendet viel Ironie, Perspektivwechsel, Kommentare in wörtl. Rede, Auszüge aus sozialen Netzwerken und Zeitungsberichte. Zu Anfang nimmt er den Leser durch die Wir Perspektive für sich ein, aber der Ton verändert sich mit zunehmender unterschwelliger Kritik. Die reichen Familien werden in ihrer vorgefaßten Meinung vorgeführt, Egoismen und Streit bestimmen die Handlungsweisen etlicher Charaktere, die jeweils auf ihre eigene Art mit diesem Schicksalsschlag umgehen. Verantwortung und Schuld stehen im Zentrum und alle Figuren sind auf ihre Art realistisch und authentisch entworfen. Glattauer bedient sich etlicher Klischees, z. B. der taktierende Staranwalt und der hochintellektuelle Universitätsdozent treten hervor. Besonders frappiert hat mich die pubertierende Tochter, die sehr realistisch, aber auch angsteinflößend gezeichnet ist.
Äußerst bewegend finde ich die Familiengeschichte der Ahmeds und die Reaktion der Verantwortlichen sowie der Opfer.
Das Werk hat mich sehr stark emotionalisiert, denn es stellt die Fragen nach Toleranz, Impertinenz und mangelnder Empathie.
Dieses ist mein erstes Werk von Daniel Glattauer. Es hat mich in vielerlei Hinsicht geflasht, aufgerüttelt und zum Nachdenken angeregt. Ich kann es für Jugendliche besonders empfehlen, die in ihren Handlungen und ihrer eventuellen Ignoranz noch nicht „eingerostet“ sind. Aber es ist für alle verantwortungsbewussten Leser*innen sehr zu empfehlen, da es inhaltlich und sprachlich sehr ausgereift herüberkommt.