Ein Karton voller Erinnerungen
Auf einer „Bitter 16“-Party begegnen sich Ed, der Basketball-Star, und Min, die sensible Filmnärrin. Es funkt gewaltig zwischen ihnen und es folgt eine kurze, aber leidenschaftliche Beziehung. Min gibt ...
Auf einer „Bitter 16“-Party begegnen sich Ed, der Basketball-Star, und Min, die sensible Filmnärrin. Es funkt gewaltig zwischen ihnen und es folgt eine kurze, aber leidenschaftliche Beziehung. Min gibt am Ende dieser Romanze Ed all die Dinge in einem Karton zurück, die sie mit der Beziehung verbindet. Dazu schreibt sie ihm einen Brief, in dem sie quasi mit ihm abrechnet.
Ganz so witzig, wie ich zunächst annahm, ist das Hörbuch nicht. Doch das ist gar nicht schlimm, denn Min schreibt hier zwar angeblich für Ed diesen Brief, doch im Grunde verarbeitet sie damit einfach selbst die ganze Sache. Der Leser/Hörer erfährt die Hintergründe und bekommt tiefe Einblicke in Mins Gefühlsleben. Ed ist völlig anders gestrickt. Das wusste Min eigentlich schon eingangs, doch wo das Herz regiert, geschehen Fehler – und genau die muss man machen, wenn man erwachsen wird.
Dieses (Hör-)Buch erzählt so viel mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Es stellt Ed nicht als egoistischen Typen dar, auch wenn er so viele Fehler gemacht hat. Schließlich ist auch Ed in der Pubertät, entdeckt sich und das Leben erst und versucht, allen gerecht zu werden. Hier wird niemandem die (alleinige) Schuld zugewiesen. Genau das gefällt mir sehr an der Story.
Auch jammert Min nicht, sondern reflektiert einfach die Zeit mit Ed. Sie erkennt dabei auch, wo sie selbst Fehler gemacht hat. Ihre Freundin und ihr bester Freund spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Die Sprache passt zur Jugend, ist aber nicht extrem auf jugendlich getrimmt. Obwohl es keinen wirklichen Spannungsbogen gibt, möchte man doch wissen, was genau Min nun dazu gebracht hat, die Beziehung zu beenden, denn zunächst klingt es gar nicht so, als gäbe es einen Grund. Nach und nach spürt man, dass Ed sie mit irgendetwas ganz übel verletzt haben muss und Stück für Stück kommt man der Wahrheit näher. Das ist sehr schön aufgebaut und hört und liest sich großartig. Zwischendurch bin ich ein wenig ungeduldig geworden, auch wenn ich an keiner Stelle gelangweilt war. Dennoch hatte ich das Gefühl, die Story kam ein wenig zu spät auf den Punkt.
Laura Maire schafft es, wie eine 16-jährige zu klingen. Sie gibt allen Personen die passende Stimme, Tonlage und Lautstärke, sodass man sie prima unterscheiden kann. Das Hörbuch ist ein echter Genuss, stimmt aber auch ein wenig nachdenklich. Mir hat es sehr gut gefallen und es ist mir vier Sterne wert.