Daniel Mylows Roman "Greisenkind" - zwischen Todessehnsucht und Lebenshunger
Nach seinem Roman-Début mit "Rotes Moor", einem packenden literarischen Thriller, hat Daniel Mylow mit "Greisenkind" einen Roman veröffentlicht, in dem er den Leser thematisch und erzählerisch in ganz ...
Nach seinem Roman-Début mit "Rotes Moor", einem packenden literarischen Thriller, hat Daniel Mylow mit "Greisenkind" einen Roman veröffentlicht, in dem er den Leser thematisch und erzählerisch in ganz andere Sphären entführt. "Greisenkind" ist die Geschichte zweier Jugendlicher: der unheilbar an Progerie erkrankten Emelie, die beschlossen hat, an ihrem siebzehnten Geburtstag zu sterben, und des Außenseiters Fynn. In die jungen Lebenslinien beider Hauptfiguren sind schon in jenem Augenblick, in dem sie sich kreuzen, Erlebnisse von Tod, Vergänglichkeit, Einsamkeit und Lebenshunger auf je unterschiedliche Weise eingewoben. Aus der Entdeckung ihrer Seelenverwandtschaft entwickelt sich eine innige Liebesbeziehung - und es fällt der Entschluss für einen gemeinsamen Aufbruch in die Weiten des Nordmeeres.
In der erzählerischen Konzeption und sprachlich-stilistischen Ausarbeitung seines Romans gelingt es Daniel Mylow in bewundernswerter Weise, die anspruchsvolle, existenzielle Thematik einfühlsam und in allen Nuancen auszuleuchten. Die Wechsel und Verschränkungen der Perspektiven, der bildreiche und atmosphärisch dichte, aber immer klare Sprachstil - das alles verbindet sich in "Greisenkind" zu einem harmonischen und gleichwohl spannungsreichen Ganzen. Dialoge und Tagebucheintragungen der beiden Protagonisten bezaubern in ihrem Spannungsverhältnis zwischen erfahrungsgesättigter gedanklicher Tiefe und geradezu lyrischer Zartheit. Die gesamte Handlung wird bei allem existenziellen Ernst im Angesicht der Vergänglichkeit eine erfrischende Leichtigkeit und Lebensbejahung durchzogen. Wer diesen bewegenden Roman liest, wird ihm wünschen, er möge von einem zahlreichen Publikum gelesen und gewürdigt werden.