Die Wandlung eines Visionärs zum Realpolitiker
In seinem 2020 erschienenen Roman erzählt Daniel Gascon die Geschichte des Aussteigers Enrique, dem woken Hipster, den es zu seinen Verwandten in die Provinz verschlägt.
Enrique erinnert dabei an Don ...
In seinem 2020 erschienenen Roman erzählt Daniel Gascon die Geschichte des Aussteigers Enrique, dem woken Hipster, den es zu seinen Verwandten in die Provinz verschlägt.
Enrique erinnert dabei an Don Quijote, den Ritter von der traurigen Gestalt, der nach einem strengen Kodex lebt und unfähig erscheint, zwischen Dichtung und Wirklichkeit zu unterscheiden.
Satirisch überzeichnet stellt Gascon seinen Protagonisten als einen naiven, aber idealistischen Aussteiger dar, der mit aller Kraft versucht, den Menschen um sich herum Identitätspolitik, Nachhaltigkeit und Wokeness näherzubringen. Trotz seiner eigenwilligen, teils absurden und oft belächelten Ansichten scheinen ihn die Dorfbewohner jedoch zu mögen und man wählt man ihn sogar zum Bürgermeister.
Enrique merkt jedoch schnell, dass sein Idealismus in vielen Punkten in einem ständigen Spannungsfeld steht. So eröffnen sich für ihn beispielsweise Konflikte zwischen Nachhaltigkeit und der Erhaltung von Traditionen.
„Ich habe ja auf Sie eingeredet, nicht dem Druck nachzugeben, ihre Kochgewohnheiten zu globalisieren. Andererseits habe ich schon den Eindruck, dass wir zu viel Fleisch essen.“
Der Roman besteht aus einer Reihe von Tagebucheinträgen, Interviews und anderen Ausschnitten. Hierbei kommen viele sprachliche Mittel zum Einsatz.
Die Satire bezieht sich auf die politische Situation in Spanien. Daher sind grundlegende Kenntnisse der politischen Situation in Spanien und der spanischen Kultur für das Verständnis hilfreich. Viele der geschilderten Situationen findet man jedoch überall in Europa.
Der Hipster von der traurigen Gestalt ist ein satirischer Roman, der viele Debatten unserer heutigen Zeit aufgreift.