Geh, leck!
Das Cover mit der Torte und der 70er-Jahre-Tapete im Hintergrund, sowie das witzige Schild „Betreten auf eigene Gefahr“ haben ihren Zweck erfüllt und als Blickfang mein Interesse geweckt. Auch der Klappentext ...
Das Cover mit der Torte und der 70er-Jahre-Tapete im Hintergrund, sowie das witzige Schild „Betreten auf eigene Gefahr“ haben ihren Zweck erfüllt und als Blickfang mein Interesse geweckt. Auch der Klappentext klang witzig, ich war überzeugt.
Das Buch wurde 2014 geschrieben und erschien im Arturo Verlag. Weder vom Verlag noch vom Autor, Dany R. Wood, hatte ich bisher etwas gehört – also eine potentielle Neuentdeckung.
Worum geht es?
Eva Backes ist Anfang 30 und arbeitet in einer Werbeagentur. Zum 80er ihrer Oma soll sie in ihre Heimat reisen – Familienfeier. Diese sind immer sehr unangenehm für sie, wo sie doch eher eine graue Maus ist, von der großen Liebe träumt und auch keinen beruflichen Erfolg in Berlin hat.
Im Zug zu ihren Eltern trifft sie auf Schauspieler Sandro – der gerade unterwegs zur „Rolle seines Lebens“ ist – eine nackte Leiche in einem Tatortkrimi – in der gleichen Ortschaft, in die auch Eva reist. Der charmante Sandro beeindruckt Eva – so dass sie ihn als Freund für die Familienfeier engagiert. Natürlich sind die beiden nicht wirklich ein Paar – was jedoch nicht an Evas Interesse liegt.
Meine Meinung
Die Grundidee finde ich witzig, die Charaktere sind mir jedoch zu stark überzeichnet. Mit der Oma bin ich am Anfang noch gut klargekommen, allerdings wird ihr Charakter im Laufe der Handlung auch immer abgedrehter, was jedoch zur Familie passt.
Einige witzige Szenen gab es im Buch – die mich auch am Lesen gehalten haben. Vielleicht verstehe ich den speziellen Humor dieser deutschen Region als Österreicherin nicht, wenn mir beim Lesen ab und zu nur ein Schmunzeln über das Gesicht gehuscht ist – bevor ich kurz darauf wieder die Augen verdreht habe, wie man so flache Charaktere aufeinandertreffen lassen kann.
Es wird wirklich kein Klischee ausgelassen – sogar die neugierigen Nachbarn vom Land, der Dorfsherriff und der nächste größere Laden müssen herhalten – und vor allem liegt die Familienfeier noch zwei Tage in der Zukunft (was ich auch nicht so ganz verstanden habe, denn dann hätte Eva ja keinen Zeitdruck gehabt und den Kuchen mit ihrer Mutter vor Ort backen können).
Meiner Meinung nach machen die Charaktere im Laufe der Handlung keine Entwicklung durch, was jetzt bei einer Gesamtdauer von ein paar Tagen nicht besonders verwunderlich ist, weil sich die Geschichte nur über ein paar wenige Tage erstreckt.
Eva wirkt auf mich auch nicht wie eine schüchterne 30-Jährige, ich hätte ihr höchstens extrem naive 20 gegeben – denn irgendwie muss sie sich in der Stadt bisher durchgeschlagen haben.
Ich habe weitergelesen, weil ich wissen möchte, wie es ausgeht, bei Teil 2 bin ich definitiv raus.
Mir wäre es lieber gewesen, wenn das eine oder andere Klischee in der Kürze des Romas einer besseren Ausgestaltung der wichtigsten Figuren gewichen wäre.
Fazit: Ein toll gestaltetes Cover und eine gute Grundidee – mit der Umsetzung werde ich nicht warm.