Eine Geschichte der NS- und Nachkriegszeit aus Sicht eines Gauners
"Wien, März 1938, 'Anschluss' Österreichs ans Deutsche Reich. Am Tag, als halb Wien am Heldenplatz seinem neuen Führer zujubelt, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven, die sich darauf spezialisiert ...
"Wien, März 1938, 'Anschluss' Österreichs ans Deutsche Reich. Am Tag, als halb Wien am Heldenplatz seinem neuen Führer zujubelt, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven, die sich darauf spezialisiert hat, Wohnungen zu 'evakuieren', einen stadtbekannten Nazi aus. Sieben Jahre lang müssen die Kleinkriminellen daraufhin als sogenannte Kapos für die 'Aufrechterhaltung des Betriebs' in den KZs Dachau und Mauthausen sorgen und wachsen so zu Schwerverbrechern heran, die lernen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier eine Illusion ist. Zurück in der österreichischen Hauptstadt übernimmt die Bande um Ferdinand Krutzler die Wiener Unterwelt. Mit ungekannter Brutalität nutzt sie ihre Macht nicht zuletzt, um ehemalige Nazi-Widersacher aus dem Weg zu räumen. Aber der eingeschworene Zusammenhalt täuscht. Zunehmend verlieren sie einander in verräterischen Verstrickungen und verhängnisvollen Liebschaften. So lange, bis sie ihren Ehrenkodex aufgeben und aus Freunden unerbittliche Feinde werden."
"Schwere Knochen" ist, trotz mehrerer tragischer Ereignisse und Thematiken, welche in diesem Buch aufgegriffen werden, ein überraschend humorvoller und amüsanter Roman.
Der Autor hat es mit seiner einzigartigen Erzählweise geschafft, die Protagonisten sympathisch und menschlich, ja zum Teil sogar liebenswert erscheinen zu lassen, obwohl es sich um Kriminelle und Mörder handelt.
Da der Leser alle Ereignisse aus Sicht des Protagonisten miterlebt, kann man besonders diesen Charakter wunderbar kennenlernen und sich in seine Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Aber auch die anderen Personen, die hier Einfluss auf die Handlung nehmen, werden sehr schön beschrieben. Ich konnte mir jeden einzelnen von ihnen bildlich vorstellen.
Anfangs etwas irritierend war, dass das gesamte Buch ohne direkte wörtliche Rede zwischen den Handelnden geschrieben ist und mich daher an einen Bericht eines Zeitzeugen erinnerte. Tatsächlich haben mich Ausdrucksweisen und Sprachgebrauch zeitweise an meinen Großvater erinnert.
Dank des humorvollen und witzigen Ausdrucks, habe ich mich schnell ins Buch eingelesen und musste mehrfach lauthals loslachen.
Leider sind zum Ende hin die einen oder anderen Längen entstanden, die vielleicht nicht unbedingt notwendig gewesen wären. Da an diesen Stellen meine Aufmerksamkeit beim Lesen teilweise etwas nachgelassen hat und ich mich aufgrund dessen im Lesefluss beeinträchtigt fühlte, möchte ich hier einen Stern abziehen.
Trotzdem soll dieser Stern dem Buch keine schlechte Bewertung bescheren. Ich vergebe vier von fünf Sternen und damit ein "Sehr gut" in meinem Bewertungssystem.
"Schwere Knochen" ist ein toller Roman, den es sich zu lesen lohnt.