Cover-Bild Der Minuteman-Algorithmus
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19,50
inkl. MwSt
  • Verlag: BoD – Books on Demand
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 372
  • Ersterscheinung: 09.11.2020
  • ISBN: 9783751979023
Derya Yalimcan

Der Minuteman-Algorithmus

Was wäre, wenn es einen nur Eingeweihten bekannten Code gäbe, einen verborgenen Algorithmus, der die Parameter von Börsenderivaten und die Volatilität von Devisenkursen definierte? Welchen Wert hätten dann Reichtum und die Zivilisation, in der wir leben, und wie viel wäre unser Gesellschaftssystem und der gesellschaftliche Konsens wert? Was wäre, wenn ein Algorithmus Zufälligkeiten des Alltags kryptographisch definierte? Was wären in so einer Welt die Bezeichnungen für das Glück und das Schicksal, für Erfolg und Misserfolg? Was, wenn dieser Code nicht göttlichen Ursprungs wäre, sondern menschengemacht? Wenn Himmel und Hölle irdisch wären, und Aufstieg und Fall der Nationen nur ein Spiel im Sandkasten, den der Hegemon für die Spieler kreierte? Welche Aufgabe hätte ein Messias in solch einer Welt? Und wäre jener, der das Spiel zu Ende brächte, der Messias oder seine Antithese? Dies ist die Geschichte einiger weniger Spieler.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2021

Ein Algorithmus, der süchtig macht

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Da habe ich aber einen Schreck bekommen: Meine Rezension gelöscht? Nein, hier geht es um die Neuauflage des „Minuteman-Algorithmus“, meine Anmerkungen stehen unter der ersten. Natürlich ist es erfreulich, ...

Da habe ich aber einen Schreck bekommen: Meine Rezension gelöscht? Nein, hier geht es um die Neuauflage des „Minuteman-Algorithmus“, meine Anmerkungen stehen unter der ersten. Natürlich ist es erfreulich, dass die Autorin dieses lesenswerten Büchleins erfolgreich ist, nur finde ich es seltsam, dass die Meinungen dazu nicht unter dem Titel gebündelt veröffentlicht werden.
Da ich meine Bücher nicht behalte, sondern zirkulieren lasse, weiß ich im Nachhinein gar nicht, welche Auflage ich gelesen habe. Deshalb scheint es mir gerechtfertigt, ein paar Gedanken zur Nachlese unterzubringen. Wer Interesse hat, meinen mehr spontanen, allgemeinen Eindruck zu diesem Buch nachzulesen, der möge unter der ersten Auflage schauen.

Die Autorin Derya Yalimcan erweist sich als wache, kundige Beobachterin unserer in gewissen Maße endzeitlichen gesellschaftlichen Entwicklung, die sie in die nächste und nahe Zukunft extrapoliert, die Düsteres verheißt. Auffällig ist, dass alles irgendwie mit der Zahl 5 verbunden ist. Es sind fünf Kinder aus dem Waisenhaus, die von nicht konkret genannten Mächten auserkoren werden, um die fünf Phasen einer menschenfeindlichen Agenda umzusetzen: Desinformation, Denationalisierung, Desozialisation, Dehumanisierung, Depopulation. Einer Agenda, die im Ergebnis zu einem „Great Reset“ des Homo sapiens führt. Als Wegweiser auf dem jahrzehntelangen Wege zur Umsetzung dieses Programms dient das sogenannte Pentium Hermeticum, eine okkulte Handlungsanleitung aus Theurgie, Heiliger Geometrie, Mythologie, Astrologie und Alchemie, die sich die Protagonisten hart erarbeiten müssen.

Beo und Elise Rosso, Vivi, Vinka und Eugenie, die körperlich, geistig oder aufgrund der Hautfarbe minderbemittelten bzw. ausgegrenzten Außenseiter aus dem Fürsorgeheim, die „Mutanten“, wie sie von den anderen Kindern genannt werden, verpfänden ihre Seelen übersinnlichen Mächten und erleben in der Folge einen atemberaubenden Aufstieg. Nicht nur die körperlichen Handicaps schwinden, sie entwickeln überdurchschnittliche Intelligenz und steigen auf in die Schaltstellen der globalen, und in der Folge, extraterrestrischen Umprogrammierung, bis sie, als Kulmination der Neuausrichtung der Menschheit, zu Prototypen einer modifizierten und optimierten Menschenrasse werden.

Doch so hoch sie auch steigen, sie sind nicht die eigentlichen Bestimmer, eher machen sie den Eindruck von Getriebenen. Über ihnen existiert noch etwas. Was es genau ist, wer es genau ist, verrät die Autorin nicht. Es werden allerlei geheimnisvolle Begriffe in die Runde geworfen. Mal ist es der Egregor, mal das Zikkurat. Dann wirkt im Hintergrund der scheinbar omnipräsente Algorithmer. Oder ist es eine von aller humanen Basis losgelöste, selbsttätig agierende Form der Künstlichen Intelligenz? Und ist diese wesensgleich mit dem, was als übersinnlich bezeichnet wird?

Doch es gibt einen kleinen Prozentsatz der Menschheitsbevölkerung, der sich der aus Verführung und Hypnose resultierenden Neigung zur seelischen Versklavung widersetzt, die Digiparia. Digiparia sind Menschen, die ihr Leben bewusst außerhalb der technologischen Entwicklung leben und damit für die Umprogrammierer unangreifbar werden. Es sind nur wenige, und deshalb werden sie von den dunklen Mächten in Ruhe gelassen, sie sind wohl einfach zu unwichtig. Dennoch werden sie es sein, die das Erbe der Menschheit bewahren. Sie gibt es in allen Kulturen, allen Religionen, auf allen Kontinenten. Die Autorin schildert sie episodisch mit viel Wärme und zeichnet dabei einen Gegenentwurf, der die unterschiedlichen Ansätze auf der Ebene des Humanismus vereint.

Wie nun in dieser Reise durch einen durchaus möglichen Verlauf der Geschichte die verschiedenen Charaktere (es sind ihrer sehr viele und man muss wach bleiben, um den Überblick zu behalten) mit den Widrigkeiten, Gegebenheiten und Ereignissen umgehen, liest sich hochinteressant und spannend. Shannon, Morrison, Swetlana, der Prophet Elias, der geheimnisvolle, an Jesus erinnernde Fremde, Bojana durchschreiten die mühevollen Wege der Erkenntnis, und jemand, dessen Name nicht genannt wird, hat all das aufgeschrieben, obwohl er sich nicht bewusst ist, ob das Geschehen wahr ist oder nur geträumt.
In einem aufgeweichten Manuskript öffnet sich der Buchhändlerin und gescheiterten Religionswissenschaftlerin Kimberly Morrigain dieses unglaubliche Geschehen, das sie uns Lesern dann in der vorliegenden Form übergibt. Sind also Derya und Kimberly ein- und dieselbe Person?

Das Buch kann ich wärmstens empfehlen. Ich habe es während einer Bahnfahrt durchgelesen. Es lässt mich aber bis jetzt nicht los. Irgendwie geistert der Algorithmus noch immer in meinem Kopf.

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