Band 68
der Reihe "Deutsche Zukunftsvisionen vor 100 Jahren"
49,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: synergenVerlag
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 162
- Ersterscheinung: 03.08.2024
- ISBN: 9783910234680
Deutsche Science Fiction Autorinnen und die utopisch-antifeministische Karikatur 1873 - 1914
Erstmals wird der Beitrag von Frauen zur frühen deutschen Science Fiction 1871 - 1914 untersucht.
Herausragende Vertreterin ist dabei die spätere Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843 - 1914), die sogar Kurd Laßwitz, den „Vater der deutschen Science Fiction“, thematisch inspirierte und ihn später dazu motivierte, seine verstreuten SF-Erzählungen 1890 in dem Novellenband „Seifenblasen“, eine der ersten deutschen SF-Story-Sammlungen überhaupt, zusammenzufassen.
Von 1879 - 1911 reüssierte sie selbst mit 3 bedeutenden utopischen Romanen und mehreren SF-Kurzgeschichten um einen „Zeiterweiterungsapparat“ oder ein „Mikrochronoskop“, einem „Minutenvergrößerungs-Apparat“, mit dem sie schon ein Raum-Zeit-Phänomen antizipierte, das erst sehr viel später von Laßwitz (1887) und H. G. Wells (1894/1901) literarisch behandelt wurde, und so einen frühen Höhepunkt dieser neuen Gattung kreierte.
Für die anderen heute weitgehend unbekannten oder anonymen Autorinnen war hingegen ausschließlich die kurze Novelle die von ihnen präferierte Form der Science Fiction, zu der sie dann auch jeweils nur 1 bis 2 Beiträge verfassten.
Die besten dieser feministischen oder sogar antifeministischen Utopien und Dystopien beeindrucken durch die technische Komplexität der Frauenwelten sowie die Antizipation einer fernen Zukunft u.a. im Jahr 2500 (Therese Haupt, 1899) oder eines fremden Planeten wie dem Mars (E. Tanne, 1910).
Auch dürfte es mit Franziska Kapff-Essenther (1849 - 1899) eine Frau gewesen sein, die 1884 als erste Retortenbabys und eine funktional geklonte Menschheit in die deutsche Literatur eingeführt hat und damit den meisten damaligen männlichen Schriftstellerkollegen und ihren eher eindimensionalen utopischen Novellen weit voraus war.
L. Falb antizipierte 1890 gar, dass der künftige männliche „Universalmensch“, von sich Automaten-Kopien anfertigen lassen wird, die dann für ihn u.a. die Konversation oder das Tanzen mit Frauen übernehmen können.
Zudem galt für die frühe feministische SF, dass die Frauenwelt der Zukunft stets eine Welt des Friedens war und oft sogar aus den Ruinen der von Männern geführten Kriege entstanden ist.
So wollte die beliebte Mädchenbuchautorin Magda Trott (1880 - 1945) schon im Herbst 1914 – nach Beendigung des Weltkriegs durch deutsche Wunderwaffen – einen „Frauenstaat“ in der Lüneburger Heide etablieren.
Trotzdem haben auch Frauen wie Thea von Harbou oder P. Berendt um 1913 patriotische Kriegsutopien geschrieben, die mit Tarnkappenbombern, Radium- und Elektrowaffen oftmals zukunftstechnisch sogar innovativer waren, als diejenigen der meisten männlichen Autoren dieser Zeit.
Die Antithese zu den von Frauen entworfenen Zukunftswelten ist, dass besonders in der damaligen utopisch-antifeministischen Karikatur seit 1873 die Emanzipation der Frau übel diskreditiert wurde und sie erst oft als studentische Burschenschaftlerin oder später um 1900 sexistisch als vollbusige Soldatin lächerlich gemacht wurde, was zahlreiche Illustrationsbeispiele und weitverbreitete Ansichtskarten belegen. Das wird zudem auch an zwei zeitgenössischen SF-Texten zu eierlegenden Frauen (1890) sowie zur degenerativen Verweiblichung des Mannes mit Männermilch (1887) exemplifiziert.
Inhalt
Zum feminin-utopischen Geleit
Genese der deutschen Science Fiction in den 1870er Jahren
Deutschsprachige Science Fiction Autorinnen und ihre Werke 1879 - 1914
Berendt, P.
Bolski, L. von
Dyx, Dora
Falb, L.
Judeich, Helene
Harbou, Thea von
Hart, Paula
Haupt, Therese
Kapff-Essenther, Franziska
Key, Ellen
Schulze-Brück, Luise
Suttner, Bertha von
Tanne, E.
Trott, Magda
Voigt, Rosa
Wolf, Franziska
Die utopisch-antifeministische Karikatur 1873 - 1906
Auswahlbibliographie
Sekundärliteratur
Herausragende Vertreterin ist dabei die spätere Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843 - 1914), die sogar Kurd Laßwitz, den „Vater der deutschen Science Fiction“, thematisch inspirierte und ihn später dazu motivierte, seine verstreuten SF-Erzählungen 1890 in dem Novellenband „Seifenblasen“, eine der ersten deutschen SF-Story-Sammlungen überhaupt, zusammenzufassen.
Von 1879 - 1911 reüssierte sie selbst mit 3 bedeutenden utopischen Romanen und mehreren SF-Kurzgeschichten um einen „Zeiterweiterungsapparat“ oder ein „Mikrochronoskop“, einem „Minutenvergrößerungs-Apparat“, mit dem sie schon ein Raum-Zeit-Phänomen antizipierte, das erst sehr viel später von Laßwitz (1887) und H. G. Wells (1894/1901) literarisch behandelt wurde, und so einen frühen Höhepunkt dieser neuen Gattung kreierte.
Für die anderen heute weitgehend unbekannten oder anonymen Autorinnen war hingegen ausschließlich die kurze Novelle die von ihnen präferierte Form der Science Fiction, zu der sie dann auch jeweils nur 1 bis 2 Beiträge verfassten.
Die besten dieser feministischen oder sogar antifeministischen Utopien und Dystopien beeindrucken durch die technische Komplexität der Frauenwelten sowie die Antizipation einer fernen Zukunft u.a. im Jahr 2500 (Therese Haupt, 1899) oder eines fremden Planeten wie dem Mars (E. Tanne, 1910).
Auch dürfte es mit Franziska Kapff-Essenther (1849 - 1899) eine Frau gewesen sein, die 1884 als erste Retortenbabys und eine funktional geklonte Menschheit in die deutsche Literatur eingeführt hat und damit den meisten damaligen männlichen Schriftstellerkollegen und ihren eher eindimensionalen utopischen Novellen weit voraus war.
L. Falb antizipierte 1890 gar, dass der künftige männliche „Universalmensch“, von sich Automaten-Kopien anfertigen lassen wird, die dann für ihn u.a. die Konversation oder das Tanzen mit Frauen übernehmen können.
Zudem galt für die frühe feministische SF, dass die Frauenwelt der Zukunft stets eine Welt des Friedens war und oft sogar aus den Ruinen der von Männern geführten Kriege entstanden ist.
So wollte die beliebte Mädchenbuchautorin Magda Trott (1880 - 1945) schon im Herbst 1914 – nach Beendigung des Weltkriegs durch deutsche Wunderwaffen – einen „Frauenstaat“ in der Lüneburger Heide etablieren.
Trotzdem haben auch Frauen wie Thea von Harbou oder P. Berendt um 1913 patriotische Kriegsutopien geschrieben, die mit Tarnkappenbombern, Radium- und Elektrowaffen oftmals zukunftstechnisch sogar innovativer waren, als diejenigen der meisten männlichen Autoren dieser Zeit.
Die Antithese zu den von Frauen entworfenen Zukunftswelten ist, dass besonders in der damaligen utopisch-antifeministischen Karikatur seit 1873 die Emanzipation der Frau übel diskreditiert wurde und sie erst oft als studentische Burschenschaftlerin oder später um 1900 sexistisch als vollbusige Soldatin lächerlich gemacht wurde, was zahlreiche Illustrationsbeispiele und weitverbreitete Ansichtskarten belegen. Das wird zudem auch an zwei zeitgenössischen SF-Texten zu eierlegenden Frauen (1890) sowie zur degenerativen Verweiblichung des Mannes mit Männermilch (1887) exemplifiziert.
Inhalt
Zum feminin-utopischen Geleit
Genese der deutschen Science Fiction in den 1870er Jahren
Deutschsprachige Science Fiction Autorinnen und ihre Werke 1879 - 1914
Berendt, P.
Bolski, L. von
Dyx, Dora
Falb, L.
Judeich, Helene
Harbou, Thea von
Hart, Paula
Haupt, Therese
Kapff-Essenther, Franziska
Key, Ellen
Schulze-Brück, Luise
Suttner, Bertha von
Tanne, E.
Trott, Magda
Voigt, Rosa
Wolf, Franziska
Die utopisch-antifeministische Karikatur 1873 - 1906
Auswahlbibliographie
Sekundärliteratur
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