Cover-Bild „St. Hubertus, nicht Sankta Utilitas ist unser Schutzpatron.“
Band 20 der Reihe "Beiträge zur Hermann Löns Forschung"
49,80
inkl. MwSt
  • Verlag: synergenVerlag
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 216
  • Ersterscheinung: 06.02.2024
  • ISBN: 9783946366904
Detlef Münch

„St. Hubertus, nicht Sankta Utilitas ist unser Schutzpatron.“

Hermann Löns und die Jagdkultur in Deutschland 1896 - 1914
Mit 193 zu Lebzeiten von 1896 - 1914 in Tageszeitungen und Jagdzeitschriften veröffentlichten Jagdnovellen sowie ca. 50 längeren Essays und Sachartikeln zur Jagd war der Wahlniedersachse Hermann Löns (1866 - 1914) nicht nur der bedeutendste Jagdschriftsteller seiner Zeit, sondern auch der literarisch versierteste.
Löns, der schon als 12-Jähriger in den späten 1870er Jahren im westpommerschen Deutsch Krone waidwerkte, arbeitete seit 1893 als Redakteur, später ab 1911 als freier Fachjournalist vor allem bei Hannoverschen Tageszeitungen.
Am liebsten ging Löns allein oder auch seltener mit Freunden auf die Pirsch, die er als „Krone des Waidwerks“ und „die schönste, vornehmste und ritterlichste Art der Jagd“ bezeichnete.
Löns, der seinen Freunden nach „so ganz aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen fiel“, und der sich als identitätsstiftendes Symbol bei seiner Unterschrift eine stilisierte Wolfsangel, einem jahrhundertalten Ritzzeichen aus der Jagd- und Forstwirtschaft, beilegte, hoffte, dass durch die Jagd der Stadtmensch seine verloren gegangene Empathie zurück zur Natur finden könnte:
„Die Erkenntnis, daß die Jagd wohl das beste Gegengewicht gegen die mit unserer Kulturform entstehenden Nervenüberreizung ist, gewinnt überall mehr an Boden, so daß unsere Zeit sich da ihr Gegengift zu holen sucht, wo es einzig und allein zu finden ist, in der Natur.“
Gegen die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur hat Löns sein Leben lang agitiert:
„Jedes bischen Achtung vor der Natur ist uns abhanden gekommen; wir treiben Raubbau mit ihr, denken nur daran, was wir aus ihr herauspressen können, aber bedenken nicht, daß wir elend zugrunde gehen, wenn wir so weiterhausen.“
In der Natur und der „Naturschutzbewegung als ein Kampf für die Gesunderhaltung des gesamten Volkes“ sah Löns umweltsoziologisch den einzigen Weg, mit dem die Krise der modernen Gesellschaft und die Entwurzelung des modernen Menschen überwunden werden könnte.
Vom pubertierenden Knaben, der sich an alles heranpirscht und auch aus Sammelleidenschaft für ausgestopfte Vögel auf fast alles schießt, was sich bewegt, erst mit der Zwille, dann mit der Vogelflinte, entwickelte Löns sich zum verantwortungsbewussten Jäger, der in den 1890er Jahren zwar immer noch gerne schießt und ein gutes Gehörn oder einen ausgestopften Birkhahn zu schätzen weiß, doch nach 1903 immer öfter den Finger nicht krumm macht, den Fuchs leben lässt, keine Jagdtrophäe mehr in seinem Haus duldete und verinnerlichte:
„Nein, das Beste an der Jagd ist nicht der Schuß. Das Schönste ist das freie Leben da draußen, der rauschende Wald, der blühende Hang, Sonnenaufgang und Abendrot, Morgengesang und Abendlied der Vögel, heimliches Pürschen und stilles Beobachten und das weltfremde Leben in der Stille.“
Löns, der entweder mit der Eisenbahn und /oder dem Fahrrad zur Jagd fuhr, kritisierte früh die schon zu seiner Zeit fortschreitende Technisierung der Jagd, die den Jäger zur Unselbstständigkeit erziehen und der Natur wieder entfremden würde. Besonders verachtete Löns daher den übermäßig technisch ausgestatteten „Jagdprotz“, der mit dem Auto „zu Holze stänkert“ und die Jagd ohne Empathie für Tier und Natur als Zeit- und Zahlensport betreibt.
Mit seiner damaligen umfangreichen Kritik an dem ausschließlichen anthropozentrischen Nützlichkeitsprinzip, dem Utilitarismus der Jagd, an „Jagdproleten, öden Schießern und dem Aasjägertum“ sowie an „schauderhaften Treibjagden“, und der „Massenmörderei durch den Pfahleisenbetrieb“, die die Artenvielfalt vernichten würden, hat Löns entscheidend in Deutschland mit dazu beigetragen, dass angeblich „schädliche Vögel“ wie selbst der Eisvogel endlich unter Artenschutz gestellt wurden, tierquälerische Fang- und Jagdmethoden verboten wurden, der Jäger eine tierkundliche Sachprüfung zu machen hat, die heute als „Jägerprüfung“ bekannt ist, sodass er ganz allgemein den Jäger als waidgerechten Heger popularisiert hat und eine uneigennützige Jagdphilosophie etablierte.
Auch fast 110 Jahre nach seinem Tod am 26. September 1914 kann Hermann Löns´ umfangreiche Jagdprosa weiterhin mit Genuss und Gewinn gelesen werden, da sie nicht nur einen bemerkenswerten Einblick in die Jagdkultur in Deutschland um 1900 gibt, sondern Löns jagdlich auch immer noch state of the art ist.

Inhalt:
Zum Lönsjagdlichen Geleit
Hermann Löns, ein gesellschaftskritischer Jäger
Hermann Löns – vom Schießer zum Schützer
Löns als Begründer der modernen deutschen Jagdnovelle
Die Jagd als Vernichter der Artenvielfalt
Von Jagdproleten, öden Schießern und Aasjägertum
„Schauderhaft diese Hofjagden wie die meisten Treibjagden.“
„Die Natur, nicht die Jagd, ist grausam.“
Die Jagd als Mittler zwischen Städter und Landwirt
„Ein gesundes Volk treibt keinen Sport, sondern die Jagd.“
Durch die Jagd zurück zur Natur?
Zur Technisierung der Jagd
Literatur bis 1914
Sekundärliteratur

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