Story & Aufmachung
Basar der Erinnerungen ist eine Geschichte aus 1001 Nacht mit den Einflüssen anderer Erzählungen und Märchen. Sie handelt von einem Jungen der mutig sein muss, um sich gegen jemanden aufzulehnen, dem er eigentlich vertrauen können sollte. Und um das Fassen von Vertrauen zu jemanden, gegen den man sich eigentlich hätte auflehnen müssen.
Der erste Band dieses Zweiteilers ist in 56 Seiten erzählt, danach folgt eine Kurzgeschichte die Teil eines Zeichenwettbewerbs gewesen ist. Der Manga ist nicht wie sonst in einem kleinen und typischen Taschenbuchformat gehalten, sondern hat die Größe einer broschierten Romanausgabe. Was noch mehr den Eindruck erweckt, eine sehr kurze Geschichte in den Händen zu halten. Ich würde, wenn ich zur Fortsetzung greife, am liebsten auf eine digitale Ausgabe umsteigen können (was jedoch leider nicht möglich ist). Dies hat nicht einmal etwas mit dem Preis zu tun, sondern eher mit der Art des Sammlerwertes. Sieben Euro mögen selbst für ein so kurzes Werk wie dieses nicht so viel sein, da auch hier jede Menge Arbeit hinein investiert wurde. Jedoch hat mich der Manga nicht so sehr überzeugt, dass ich eine weitere Printausgabe unbedingt im Regal stehen haben muss.
Gerne hätte ich mehr über die drei Charaktere dieses Bandes erfahren, doch bei einer so kurzen Seitenzahl bleibt leider kaum der Raum für eine Charakterentwicklung. Dabei waren sie mir auf Anhieb direkt sympathisch (bzw. gewollt unsympathisch), was dieses Bedauern meinerseits noch mehr untergräbt. Ich sehe so viel mehr was diese – von Liesaus geschaffene – Welt bereithält, dass ich einfach gerne mehr Zeit in dieser verbracht hätte.
Dem Band war eine Postkarte mit der Zeichnung einer der Figuren beigelegt, was ein schönes Goodie zum Manga darstellt.
Zeichnungen
Mit dem Artstyle habe ich sehr gehadert. Liesaus‘ Zeichenstil ist wunderschön. Dies betrifft sowohl die Charaktere, als auch die Hintergründe. Ihre Art Manga zu zeichnen ist jedoch so völlig anders, als ich normalerweise gewohnt bin. Dabei ähnelt ihre Art Haare und Nasen zu zeichnen doch sehr meinem eigenen Stil. Man merkt diesem Manga deutlich an, dass er einen europäischen Einfluss hat, was vollkommen in Ordnung ist. Man könnte ihn mit dem Zeichnungen vieler talentierter Manga- und Comicartists vergleichen, die Bilder ihrer Figuren auf Instagram einstellen, jedoch grundsätzlich (noch) keine Story geschrieben haben. Mir fallen da als Beispiele spontan Clivenzu oder Rambutan ein.
Irritiert wurde ich durch die Tatsache, dass für
Basar der Erinnerungen ein line work verwendet wurde, dass so wirkt, als ob die ganze Geschichte lediglich mit einem Bleistift gezeichnet worden ist. Dabei war der Anfang, der auch in der Leseprobe zu sehen war, geinkt und auch mit Rasterfolie versehen, doch der Wechsel zwischen den beiden Stilen kam recht plötzlich und erschuf dadurch eine sehr harte Kante. Ob der Manga traditionell oder digital erstellt worden ist mag ich nicht beurteilen, einige Stellen würden jedoch darauf hinweisen, dass es eine digitales Werk ist. Wenn dies der Fall ist, wird es einfach der Stil der Mangaka sein, der seinen Wiedererkennungswert hat. Bei einer mit der Hand auf Papier gezeichneten Arbeit würde ich allerdings den Verdacht nicht mehr loswerden, dass nicht sauber gearbeitet wurde. Am Anfang ist es weniger zu erkennen, jedoch zum Ende des Manga hin werden immer mehr die Hilfslinien und Skizzelinien sichtbarer. Dies geht sogar soweit, dass eine komplette Seite aussieht, als ob die Skizze nie zu Ende gebracht worden ist. Besonders wird dies dadurch hervorgehoben, dass sogar der Sprechblasen händisch eingefügt worden ist. Dies kann jedoch auch wieder dem Stil der Mangaka geschuldet sein.
Ich kann voll und ganz nachvollziehen, warum man auf dies Art des Zeichnens zurückgegriffen hat. Mir gefallen meine Bleistiftzeichnungen immer besser, als wenn ich sie später mit Tusche nachgezeichnet habe. Für einen kompletten Manga ist eine ganz neue Art und Weise, die mir so vorher noch nicht untergekommen ist. Ich bin dem auf keinem Fall abgeneigt, jedoch hätte ich mir auf den letzten Seiten eine sauberere Ausarbeitung gewünscht.
Fazit
Ich bin nicht ganz sicher, wie ich diese Rezension mit meinem Fazit beenden soll. Grundsätzlich haben mir sowohl die Geschichte, als auch der Zeichenstil sehr zugesagt. Die Mangaka hat ein Händchen für das Erschaffen von Figuren und besitzt viel Fantasy, um wundervolle Märchen erzählen zu können. Allerdings wird das Ende von Band 1 so schnell herbeigeführt, dass ich kaum Zeit hatte, mich auf die Figuren einzulassen. Außerdem entsteht dadurch ein Gefühl davon, als ob dieser Band in einem sehr kurze Zeitraum hat fertig werden müssen. Darunter leidet nicht nur die Geschichte, sondern auch die Zeichnungen, die gegen Ende hin sehr gehetzt (aber in ihrer Art immer noch schön) wirken. Den zweiten Band würde daher lesen wollen, um den Schluss in Erfahrung zu bringen, allerdings würde ich mir wünschen, ihn digital erwerben zu können (was momentan nicht der Fall ist). Auch steht noch kein Erscheinungsdatum für den Abschlussband fest. Sobald ich diesen herausfinde, würde ich ihn hier nachtragen.
Mein Lieblingsmanga wird
Basar der Erinnerungen sicher nicht werden. Jedoch ist hier so viel Potenzial vorhanden, dass ich weitere Werke der Mangaka auf jeden Fall kaufen würde (was ich auch mit Piratbay getan habe, hier zeichnet Liesaus zusammen mit Sabrina Ehnert). Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sie bei einem der großen Mangaverlage besser aufgehoben wäre.