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€
inkl. MwSt
- Verlag: Shaker
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 331
- Ersterscheinung: 10.2010
- ISBN: 9783832294038
Selbstreflexive Kognitionen als Indikatoren für Status und Verlauf psychischer Störungen
Eine empirische Untersuchung zur Attribution, Selbstwirksamkeit und Kontrolle
Die vorliegende Arbeit läßt sich von dem Grundgedanken leiten, dass psychische Störungen mit Prozessen der Selbstreferenz einhergehen. Dementsprechend müsste es möglich sein, Indikatoren der Selbstreferentialität zu finden, die auf psychische Störungen hinweisen, ähnlich wie Parameter im somatischen Bereich (z.B. Fieber, Blutdruck, Blutwerte). Theoretisch lassen sich hauptsächlich drei Kandidaten unter den selbstreferentiellen Kognitionen identifizieren, die als Indikatoren in Frage kommen: Krankheitsattribution auf die eigene Person, Selbstwirksamkeit und internale Kontrolle. Sie spiegeln drei zentrale Fragen der selbstreferentiellen Selbstregulation bei psychischen Störungen wider: 1. Liegt die Ursache der Erkrankung bei mir? 2. Bin ich (noch) zur Handlung in der Lage? 3. Habe ich Einfluss auf die Ergebnisse meiner Handlung?
Um die empirische Bedeutung der Selbstreferenz zu klären, werden Konzeption und Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die drei Schritte umfasst: Die Untersuchung stützt sich zunächst auf eine Erhebung von 764 Patienten, die in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin der RWTH Aachen eine repräsentative Stichprobe der Inanspruchnahmepopulation bilden. Von diesen Patienten wurden zweitens im Längsschnitt solche Patienten weiter untersucht, die sich einer stationären Psychotherapie unterzogen haben. Das Design wurde so ausgewählt, dass Warte- und Therapiezeit einen gleichen Zeitrahmen umfassen. Schließlich erlaubt eine Katamneseuntersuchung auch Aussagen über den Verlauf selbstreferentieller Kognitionen nach einer Phase intensiver Psychotherapie. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen sich unter fünf Aspekten zusammenfassen: 1. Differenzierung von Patienten mit psychischen Störungen und Referenzpopulationen: Patienten mit psychischen Störungen haben ein ungünstigeres Ausmaß an selbstbezogener Attribution, eine geringere Selbstwirksamkeit und eine schwächer ausgeprägte internale Kontrolle als klinische Referenzpersonen. 2. Korrelation der Selbstreflexivität mit dem Beschwerdebild: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Selbstreferenz und dem Grad einer psychischen Störung: Je höher die somato-psycho-soziale Belastung ist, desto höher ist die selbstbezogene Krankheitsattribution und desto geringer ist die generalisierte Selbstwirksamkeit. Die beiden selbstreflexiven Kognitionen vermögen insgesamt 52% der Varianz somato-psycho-sozialer Belastung zum Zeitpunkt der Statusuntersuchung aufzudecken. Kein klinisch bedeutsamer Zusammenhang besteht allerdings zwischen der Ausprägung der internalen Kontrolle und der Ausprägung der Erkrankung. 3. Veränderung der selbstreflexiven Kognitionen über die vier Messzeitpunkte: ‚Erstgespräch', ‚Aufnahme', ‚Entlassung' und ‚Katamnese': Über die ersten drei Messzeitpunkte verändert sich sowohl die selbstbezogene Krankheitsattribution als auch die generalisierte Selbstwirksamkeit, nicht jedoch die internale Kontrolle. Im Verlauf des Katamnesezeitraumes bleiben selbstbezogene Krankheitsattribution und generalisierte Selbstwirksamkeit mindestens auf dem während der Therapiezeit erreichten Level stehen. Bei dem Konstrukt der internalen Kontrolle lassen sich im Katamnesezeitraum nur Zufallsschwankungen feststellen. 4. Korrelation der Veränderungswerte der selbstreflexiven Kognitionen und der Veränderungswerte des Beschwerdebildes: Die Reduktion des somato-psycho-sozialen Beschwerdeprofils eines Patienten, welche im Verlauf einer stationären Psychotherapie erzielt wird, findet sowohl ein Abbild in der Optimierung der selbstbezogenen Attribution als auch in der generalisierten Selbstwirksamkeit, weniger stark jedoch in der internalen Kontrolle. Die Varianzaufklärung zwischen der Veränderung der Selbstreferenz und der Veränderung der Belastung beträgt nach der vorliegenden Untersuchung 55%. 5. Eigenständigkeit im Kontext der Selbstregulation: Sowohl bei der Statusmessung als auch bei der Veränderungsmessung repräsentieren selbstbezogene Krankheitsattribution und Selbstwirksamkeit zwei eigenständige Bereiche der Selbstreferenz, die internale Kontrolle hat keine eigenständige Bedeutung.
In der Abschlussdiskussion kann gezeigt werden, dass die Ergebnisse dieser Studie sich deutlich in neuere Modelle zur kognitiven Selbstregulation einfügen. Im Ausblick werden Perspektiven für die zukünftige Forschung aufgezeigt: Selbstregulation und Neurobiologie, störungsspezifische und störungsübergreifende Kognitionen, Selbstregulation oder automatische Informationsverarbeitung und Kognition und Emotion.
Um die empirische Bedeutung der Selbstreferenz zu klären, werden Konzeption und Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die drei Schritte umfasst: Die Untersuchung stützt sich zunächst auf eine Erhebung von 764 Patienten, die in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin der RWTH Aachen eine repräsentative Stichprobe der Inanspruchnahmepopulation bilden. Von diesen Patienten wurden zweitens im Längsschnitt solche Patienten weiter untersucht, die sich einer stationären Psychotherapie unterzogen haben. Das Design wurde so ausgewählt, dass Warte- und Therapiezeit einen gleichen Zeitrahmen umfassen. Schließlich erlaubt eine Katamneseuntersuchung auch Aussagen über den Verlauf selbstreferentieller Kognitionen nach einer Phase intensiver Psychotherapie. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen sich unter fünf Aspekten zusammenfassen: 1. Differenzierung von Patienten mit psychischen Störungen und Referenzpopulationen: Patienten mit psychischen Störungen haben ein ungünstigeres Ausmaß an selbstbezogener Attribution, eine geringere Selbstwirksamkeit und eine schwächer ausgeprägte internale Kontrolle als klinische Referenzpersonen. 2. Korrelation der Selbstreflexivität mit dem Beschwerdebild: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Selbstreferenz und dem Grad einer psychischen Störung: Je höher die somato-psycho-soziale Belastung ist, desto höher ist die selbstbezogene Krankheitsattribution und desto geringer ist die generalisierte Selbstwirksamkeit. Die beiden selbstreflexiven Kognitionen vermögen insgesamt 52% der Varianz somato-psycho-sozialer Belastung zum Zeitpunkt der Statusuntersuchung aufzudecken. Kein klinisch bedeutsamer Zusammenhang besteht allerdings zwischen der Ausprägung der internalen Kontrolle und der Ausprägung der Erkrankung. 3. Veränderung der selbstreflexiven Kognitionen über die vier Messzeitpunkte: ‚Erstgespräch', ‚Aufnahme', ‚Entlassung' und ‚Katamnese': Über die ersten drei Messzeitpunkte verändert sich sowohl die selbstbezogene Krankheitsattribution als auch die generalisierte Selbstwirksamkeit, nicht jedoch die internale Kontrolle. Im Verlauf des Katamnesezeitraumes bleiben selbstbezogene Krankheitsattribution und generalisierte Selbstwirksamkeit mindestens auf dem während der Therapiezeit erreichten Level stehen. Bei dem Konstrukt der internalen Kontrolle lassen sich im Katamnesezeitraum nur Zufallsschwankungen feststellen. 4. Korrelation der Veränderungswerte der selbstreflexiven Kognitionen und der Veränderungswerte des Beschwerdebildes: Die Reduktion des somato-psycho-sozialen Beschwerdeprofils eines Patienten, welche im Verlauf einer stationären Psychotherapie erzielt wird, findet sowohl ein Abbild in der Optimierung der selbstbezogenen Attribution als auch in der generalisierten Selbstwirksamkeit, weniger stark jedoch in der internalen Kontrolle. Die Varianzaufklärung zwischen der Veränderung der Selbstreferenz und der Veränderung der Belastung beträgt nach der vorliegenden Untersuchung 55%. 5. Eigenständigkeit im Kontext der Selbstregulation: Sowohl bei der Statusmessung als auch bei der Veränderungsmessung repräsentieren selbstbezogene Krankheitsattribution und Selbstwirksamkeit zwei eigenständige Bereiche der Selbstreferenz, die internale Kontrolle hat keine eigenständige Bedeutung.
In der Abschlussdiskussion kann gezeigt werden, dass die Ergebnisse dieser Studie sich deutlich in neuere Modelle zur kognitiven Selbstregulation einfügen. Im Ausblick werden Perspektiven für die zukünftige Forschung aufgezeigt: Selbstregulation und Neurobiologie, störungsspezifische und störungsübergreifende Kognitionen, Selbstregulation oder automatische Informationsverarbeitung und Kognition und Emotion.
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