Band 19
der Reihe "Europäische Wissenschaftsbeziehungen"
33,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: Shaker
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 260
- Ersterscheinung: 29.12.2019
- ISBN: 9783844064896
Zensur und Selbstzensur in Wissenschaft, Literatur und Künsten in der Neuzeit bis zur Gegenwart
Gian Franco Frigo (Herausgeber)
Zensur und Selbstzensur gibt es seit der Antike bis in die Gegenwart. Formen, Motive und Auswirkungen sind vielfältig und ambivalent. Immer wieder werden Freiheit und Autonomie von Kunst und Wissenschaft bedroht und eingeschränkt, nicht nur in Diktaturen, sondern ebenfalls in Demokratien. Zugleich können Zensur und Selbstzensur der Rechtsordnung, sozialen Sicherheit und dem Schutz des einzelnen Menschen wie auch der Verbreitung künstlerischer und wissenschaftlicher Leistungen dienen. Unterschiede zeigen sich zwischen den verschiedenen Künsten und Wissenschaften, besonders zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften.
Der Begriff Zensur (lateinisch „censura“) geht auf die römischrepublikanische Magistratur zurück, die über die Sittlichkeit und die Erhaltung der Tradition wachen sollte. Schon zu Beginn zeigen sich positive und negative Aspekte und Funktionen der Zensur. Seit der Spätantike kommt es zu kirchlichen Verboten und öffentlichen Verbrennungen von Büchern. Entscheidendes Instrument der Zensur wird bis zu seiner offiziellen Abschaffung im Jahre 1966 der Index Librorum Prohibitorum von 1559 – mit abweichenden Folgen für Wissenschaften, Künste und Politik.
Zensur hat unterschiedliche Bedeutung und besitzt mehrere Dimensionen: Vorzensur und Nachzensur, totale und partielle, formelle und informelle Zensur, direkte und indirekte oder offene und verdeckte Zensur, alters-, geschlechts-, berufs- und disziplinenbezogene Zensur, politische, ethische und juristische Zensur. Von Kirchen und religiösen Bewegungen, Regierungen, Parteien, Akademien, Universitäten und Schulen wie ebenfalls von Medien, Verlagen, Bibliotheken und der Öffentlichkeit wird Zensur ausgeübt. Selbstzensur, die ebenfalls verschiedene Dimensionen und Typen hat und schwerer als die Zensur zu erfassen ist, führen Wissenschaftler und Künstler, auch Verleger, Redakteure von Zeitschriften und Regisseure von sich aus oder auf äußeren Druck durch. Selbstzensur erfolgt in Übersetzungen, im Verzicht auf Veröffentlichung, in Streichungen und Ergänzungen von Textpassagen, in Veränderungen von Theaterstücken.
Zensur und Selbstzensur prägen weiterhin und weltweit Künste, Wissenschaften und Politik, soziales und individuelles Leben. Eingriffe in die akademische Freiheit haben auch in westlichen Ländern in den letzten Jahren zugenommen und bedrohen immer wieder die Freiheit der Forschung und künstlerischen Kreativität. Bibliotheken werden der politischen und moralischen Zensur unterworfen, geschlechtergerechte Literaturlisten für Seminare an Universitäten gefordert, Vertreter extremer und brisanter Positionen zu Vorträgen – auf Grund von Protesten engagierter Minderheiten – nicht zugelassen, belastende Themen der Wirklichkeit und wissenschaftliche Wahrheiten im universitären Unterricht in bestimmten Disziplinen vermieden, Präsentationen von Kunstwerken und Verbreitung literarischer und wissenschaftlicher Werke wie politisches und religiöses Engagement behindert.
Zensur und Selbstzensur sind zugleich notwendig; es kommt aber auf sorgfältige Grenzziehungen und überlegte Einschränkungen oder Verbote an. Aufrufe zur Vernichtung bestimmter Religionen und Rassen müssen verfolgt werden, Kinder und Jugendliche vor grausamen und pornographischen Darstellungen in Film, Fernsehen und Büchern geschützt, aggressives und diskriminierendes Mobbing sozial und juristisch sanktioniert werden; bei Gerichtsverhandlungen ist in bestimmten Fällen die Öffentlichkeit auszuschließen; medizinische Forschung ist frei und muss zugleich die Gesetze der verschiedenen Länder und internationale Regelungen (Deklarationen Helsinki 1964 und Tokio 1975) beachten.
Das Symposium Zensur und Selbstzensur in Wissenschaft, Literatur und Künsten der Neuzeit bis zur Gegenwart, das an der bedeutenden Universität Padua in der ehrwürdigen Sala delle Edicole des Palazzo del Capitanio vom 21.-23. September 2018 unter der organisatorischen Leitung der Herausgeber dieses Sammelbandes stattfand, konnte nur beispielhaft einige zentrale Dimensionen und Hintergründe dieses komplexen und wichtigen Themas aus der Sicht verschiedener Disziplinen und Künste, Wissenschaftler und Künstler behandeln.
Dietrich V. ENGELHARDT (Karlsruhe) – Gian Franco FRIGO (Padova)
September 2019
Der Begriff Zensur (lateinisch „censura“) geht auf die römischrepublikanische Magistratur zurück, die über die Sittlichkeit und die Erhaltung der Tradition wachen sollte. Schon zu Beginn zeigen sich positive und negative Aspekte und Funktionen der Zensur. Seit der Spätantike kommt es zu kirchlichen Verboten und öffentlichen Verbrennungen von Büchern. Entscheidendes Instrument der Zensur wird bis zu seiner offiziellen Abschaffung im Jahre 1966 der Index Librorum Prohibitorum von 1559 – mit abweichenden Folgen für Wissenschaften, Künste und Politik.
Zensur hat unterschiedliche Bedeutung und besitzt mehrere Dimensionen: Vorzensur und Nachzensur, totale und partielle, formelle und informelle Zensur, direkte und indirekte oder offene und verdeckte Zensur, alters-, geschlechts-, berufs- und disziplinenbezogene Zensur, politische, ethische und juristische Zensur. Von Kirchen und religiösen Bewegungen, Regierungen, Parteien, Akademien, Universitäten und Schulen wie ebenfalls von Medien, Verlagen, Bibliotheken und der Öffentlichkeit wird Zensur ausgeübt. Selbstzensur, die ebenfalls verschiedene Dimensionen und Typen hat und schwerer als die Zensur zu erfassen ist, führen Wissenschaftler und Künstler, auch Verleger, Redakteure von Zeitschriften und Regisseure von sich aus oder auf äußeren Druck durch. Selbstzensur erfolgt in Übersetzungen, im Verzicht auf Veröffentlichung, in Streichungen und Ergänzungen von Textpassagen, in Veränderungen von Theaterstücken.
Zensur und Selbstzensur prägen weiterhin und weltweit Künste, Wissenschaften und Politik, soziales und individuelles Leben. Eingriffe in die akademische Freiheit haben auch in westlichen Ländern in den letzten Jahren zugenommen und bedrohen immer wieder die Freiheit der Forschung und künstlerischen Kreativität. Bibliotheken werden der politischen und moralischen Zensur unterworfen, geschlechtergerechte Literaturlisten für Seminare an Universitäten gefordert, Vertreter extremer und brisanter Positionen zu Vorträgen – auf Grund von Protesten engagierter Minderheiten – nicht zugelassen, belastende Themen der Wirklichkeit und wissenschaftliche Wahrheiten im universitären Unterricht in bestimmten Disziplinen vermieden, Präsentationen von Kunstwerken und Verbreitung literarischer und wissenschaftlicher Werke wie politisches und religiöses Engagement behindert.
Zensur und Selbstzensur sind zugleich notwendig; es kommt aber auf sorgfältige Grenzziehungen und überlegte Einschränkungen oder Verbote an. Aufrufe zur Vernichtung bestimmter Religionen und Rassen müssen verfolgt werden, Kinder und Jugendliche vor grausamen und pornographischen Darstellungen in Film, Fernsehen und Büchern geschützt, aggressives und diskriminierendes Mobbing sozial und juristisch sanktioniert werden; bei Gerichtsverhandlungen ist in bestimmten Fällen die Öffentlichkeit auszuschließen; medizinische Forschung ist frei und muss zugleich die Gesetze der verschiedenen Länder und internationale Regelungen (Deklarationen Helsinki 1964 und Tokio 1975) beachten.
Das Symposium Zensur und Selbstzensur in Wissenschaft, Literatur und Künsten der Neuzeit bis zur Gegenwart, das an der bedeutenden Universität Padua in der ehrwürdigen Sala delle Edicole des Palazzo del Capitanio vom 21.-23. September 2018 unter der organisatorischen Leitung der Herausgeber dieses Sammelbandes stattfand, konnte nur beispielhaft einige zentrale Dimensionen und Hintergründe dieses komplexen und wichtigen Themas aus der Sicht verschiedener Disziplinen und Künste, Wissenschaftler und Künstler behandeln.
Dietrich V. ENGELHARDT (Karlsruhe) – Gian Franco FRIGO (Padova)
September 2019
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