Viel mehr als eine Erinnerung...
Momentan ist es sehr beliebt, sich autobiografisch mit seinem Leben auseinanderzusetzen - was dem Leser wiederrum neben tiefen privaten auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Autors ermöglicht.
Nun ...
Momentan ist es sehr beliebt, sich autobiografisch mit seinem Leben auseinanderzusetzen - was dem Leser wiederrum neben tiefen privaten auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Autors ermöglicht.
Nun also das Buch "Hast du uns endlich gefunden" des bekannten Schauspielers Edgar Selge.
In Erwartung der durch den Titel suggeriertenThematik war der Einstieg für mich recht zäh und ich war kurz davor abzubrechen. Zum Glück habe ich mich jedoch durchgerungen weiter zu hören, denn mit dem Hörfortschritt wurde das Buch für mich zunehmend interessanter. Eine Verbindung des Titels mit dem Inhalt konnte ich jedoch nicht wirklich herstellen.
Nach dem etwas unspektakulären Einstieg mit der Arbeits- und Familiensituation dringt der Autor immer tiefer in die Problematik der Nachkriegsjahre, in der neue politische Ausrichtungen mit der Vergangenheit, explizit bestimmten Personen, korrelieren, alle alten Werte falsch plötzlich falsch sind und man seinen Platz erst wieder finden muss. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Eltern, deren tief verwurzelten Ansichten immer wieder zu Konflikten mit den Söhnen führen, die auch über die Vergangenheit reden wollen, anstatt sie totzuschweigen. Es wird sehr deutlich, das es noch ein weiter und schwerer Weg sein wird, sich diesem Thema unbefangen stellen zu können, die Auswirkungen des Krieges noch lange in die Gegenwart ausstrahlen werden.
Der Autor liest sein Buch selbst - und das ist in meinen Augen (oder wohl besser Ohren) sehr gelungen. Es ist vor allem die angenehme Stimme des alten Mannes, der zurückblickend mit viel Schalk von seiner Kindheit und Jugend erzählt, die sehr fesselt. Dadurch wirken die Schilderungen sehr authentisch.
Hatte ich anfänglich noch Schwierigkeiten mit dem Buch, war ich zum Schluss schon fast traurig, das es zu Ende war. Ich hätte Edgar Selge noch ewig zuhören können.