Band 43
der Reihe "Westafrikanische Studien / Frankfurter Beiträge zur Sprach- und Kulturgeschichte"
69,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: Köppe, R
- Themenbereich: Belletristik - Märchen, Mythen, Fabeln und Legenden
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 340
- Ersterscheinung: 31.12.2021
- ISBN: 9783896456045
Orale Literatur in Sibine (Sumray) – 29 Erzählungen und Fabeln über Menschen und Tiere im zentralen Tschad / Orale Literatur in Migama – 7 Erzählungen und Fabeln über Menschen und Tiere im zentralen Tschad
Faksimile-Reproduktion eines Manuskripts aus dem Jahr 1993, Übertragungen ins Deutsche mit thematischen Schlüsselwörtern
Einführung zu den Erzählungen in Sibine (Sumray)
Die folgenden Erzählungen der Sumray wurden im Winter 1975/76 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, auf Tonband aufgenommen und vor Ort mit Unterstützung der Erzähler von Herrmann Jungraithmayr und Assan Idriss verschriftlicht und ins Französische übersetzt. Die Erzähler waren Lidna Ngarbasa, Kidkandargi Ouargi, Ouaina Boussou, Made Nemsigui, Assan Idriss und Frau Dodoum; in Lai/Logone standen vor allem Alphonse Ouiminaou, Alphonse Darginy und Desiré Badna als Sprachassistenten zur Verfügung. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation, wie sie nun vorliegt, hat Eleonore Adwiraah in den früher 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts geleistet.
Von den hier vorgestellten 29 Erzählungen wurden sieben bereits 1981 in einer freien Übersetzung im Band Märchen aus dem Tschad im Verlag Eugen Diederichs in seiner Reihe Die Märchen der Weltliteratur veröffentlicht.
Die Sumray (Soumraye, Somrai, Somré), die ihre Sprache Sibine nennen, leben im Zweistromland (Zwischenstromland, zwischen den Flüssen Logone im Westen und Schari im Nordosten), südöstlich von N’Djaména, im Zentrum der Republik Tschad, etwas südlich des 10. Breitengrades (s. Kartenskizze 1). Die Zahl der Sprecher des Sibine beträgt rund 5.000 (www.dbpedia.org 1993, letzter Zugang 3.8.2021). Zu den frühesten Nachrichten über die Ethnien und Sprachen des Zweistromlandes zählt vor allem, was Gustav Nachtigal in seinem Monumentalwerk Sahara und Sudan Band II in den Kapiteln 4 bis 7 berichtet. Als Gast des Sultans von Bagirmi, Abu Sekkin, den er 1872 auf dessen Sklavenjagd in die südlich von Busso/Schari gelegenen „Heidenländer“, zu denen auch das der „Somrai“ zählte, begleitet. Der heutige Hauptort der Sumray, Domogou, liegt etwa 5 km nördlich von Gubugu, dem Rastplatz Nachtigals im Lande der Sumray.
Das Sibine besitzt ein – bereits geschwächtes – Ablautsystem, die Zahl der Tonebenen hat sich auf drei erhöht; phonologisch ist die Existenz von zwei zentralen Vokalen, nämlich Ə und Ʌ, bemerkenswert. Bezüglich der Markierung der Tonhöhen dieser beiden zentralen Vokale ist zu beachten, dass sie bei Ə aus technischen Gründen im Inhaltsverzeichnis entfallen muss.
Die Forschungen in der Republik Tschad zwischen 1971 und 1978 wurden vor allem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Bonn) gefördert. Dafür sowie für die Unterstützung der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation der Texte durch Eleonore Adwiraah sei hier unser herzlicher Dank ausgedrückt. Dank sei hier auch für die vielfältige Unterstützung seitens staatlicher Stellen in der Republik Tschad zum Ausdruck gebracht. Nicht zuletzt, nein: vor allem gilt unser tief empfundener Dank all den Erzählern und Erzählerinnen, die uns die Geschichten und Fabeln ihres Volkes anvertraut haben. Es ist eine dringende Aufgabe der Afrikanistik, dieses wertvolle Kulturgut afrikanischer Menschen vor dem Vergessenwerden zu retten.
Einführung in die Erzählungen in Migama (Sprache der Migami)
Die folgenden Erzählungen der Migami wurden in den Jahren 1972 und von 1973 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, sowie in Bongor/Logone, südöstlich von N’Djaména, aufgenommen. Die Erzähler und Sprachassistenten waren Makail Mahamat, Halal Haroun, Damine Abdoullaye, Yves Terap und Abakar Adams. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation der Texte, hat Eleonore Adwiraah in den frühen 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts geleistet.
Migama wird von rund 40.000 Migami (Sing. Migamu) östlich der Präfekturhauptstadt Mongo (s. Kartenskizze 2) im Osten der Republik Tschad gesprochen. Die Migami, auch unter dem arabisierenden Namen „Djonkor d’Abou Télfane“ bekannt, leben in 22 Dörfern, von denen vor allem Baro genannt sei, in einer als Abu Telfan bekannten Landschaft. Ihre Lebensgrundlage besteht aus Ackerbau und Viehzucht.
Unsere Aufnahmen geben den Dialekt von Baro wieder. In Baro befindet sich auch seit etwa 80 Jahren eine katholische Mission. Die meisten Migami haben den Islam – vor allem von den im Osten benachbarten Dadjo – angenommen. Daneben spielt aber auch noch der traditionelle Margai-Kult (zóòrá) eine bedeutende Rolle.
Das Migama zählt – zusammen mit dem nordöstlich benachbarten Mubi (von Mangalme) sowie dem weiter westlich gesprochenen Mokilko (s. Band 42 der Westafrikanischen Studien) – zu den sprachgeschichtlich konservativsten Vertretern der tschadischen Sprachfamilie. Grammatik und Lexik zeichnen sich durch reichen stamminternen Ablaut (Apophonie) und reiche Suffixmorphologie, die auch das Genus betrifft – z.B. Singular maskulin -u, feminin -a, Plural -i – aus; der Ton – Hoch und Tief – spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Für die nachhaltige Unterstützung unserer Forschungsarbeiten im Tschad sei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Anerkennung und Dank ausgesprochen. Den Erzählern und einheimischen Sprachassistenten, vor allem Herrn Dr. Abakar Adams, der uns auch in Marburg zur Verfügung stand, sei für die vortreffliche Zusammenarbeit herzlich gedankt. Herrn Rüdiger Köppe gebührt ein besonderer Dank dafür, dass er mit großem Einsatz diesen Schatz von Erzählungen aus dem zentralen Tschad der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Die folgenden Erzählungen der Sumray wurden im Winter 1975/76 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, auf Tonband aufgenommen und vor Ort mit Unterstützung der Erzähler von Herrmann Jungraithmayr und Assan Idriss verschriftlicht und ins Französische übersetzt. Die Erzähler waren Lidna Ngarbasa, Kidkandargi Ouargi, Ouaina Boussou, Made Nemsigui, Assan Idriss und Frau Dodoum; in Lai/Logone standen vor allem Alphonse Ouiminaou, Alphonse Darginy und Desiré Badna als Sprachassistenten zur Verfügung. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation, wie sie nun vorliegt, hat Eleonore Adwiraah in den früher 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts geleistet.
Von den hier vorgestellten 29 Erzählungen wurden sieben bereits 1981 in einer freien Übersetzung im Band Märchen aus dem Tschad im Verlag Eugen Diederichs in seiner Reihe Die Märchen der Weltliteratur veröffentlicht.
Die Sumray (Soumraye, Somrai, Somré), die ihre Sprache Sibine nennen, leben im Zweistromland (Zwischenstromland, zwischen den Flüssen Logone im Westen und Schari im Nordosten), südöstlich von N’Djaména, im Zentrum der Republik Tschad, etwas südlich des 10. Breitengrades (s. Kartenskizze 1). Die Zahl der Sprecher des Sibine beträgt rund 5.000 (www.dbpedia.org 1993, letzter Zugang 3.8.2021). Zu den frühesten Nachrichten über die Ethnien und Sprachen des Zweistromlandes zählt vor allem, was Gustav Nachtigal in seinem Monumentalwerk Sahara und Sudan Band II in den Kapiteln 4 bis 7 berichtet. Als Gast des Sultans von Bagirmi, Abu Sekkin, den er 1872 auf dessen Sklavenjagd in die südlich von Busso/Schari gelegenen „Heidenländer“, zu denen auch das der „Somrai“ zählte, begleitet. Der heutige Hauptort der Sumray, Domogou, liegt etwa 5 km nördlich von Gubugu, dem Rastplatz Nachtigals im Lande der Sumray.
Das Sibine besitzt ein – bereits geschwächtes – Ablautsystem, die Zahl der Tonebenen hat sich auf drei erhöht; phonologisch ist die Existenz von zwei zentralen Vokalen, nämlich Ə und Ʌ, bemerkenswert. Bezüglich der Markierung der Tonhöhen dieser beiden zentralen Vokale ist zu beachten, dass sie bei Ə aus technischen Gründen im Inhaltsverzeichnis entfallen muss.
Die Forschungen in der Republik Tschad zwischen 1971 und 1978 wurden vor allem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Bonn) gefördert. Dafür sowie für die Unterstützung der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation der Texte durch Eleonore Adwiraah sei hier unser herzlicher Dank ausgedrückt. Dank sei hier auch für die vielfältige Unterstützung seitens staatlicher Stellen in der Republik Tschad zum Ausdruck gebracht. Nicht zuletzt, nein: vor allem gilt unser tief empfundener Dank all den Erzählern und Erzählerinnen, die uns die Geschichten und Fabeln ihres Volkes anvertraut haben. Es ist eine dringende Aufgabe der Afrikanistik, dieses wertvolle Kulturgut afrikanischer Menschen vor dem Vergessenwerden zu retten.
Einführung in die Erzählungen in Migama (Sprache der Migami)
Die folgenden Erzählungen der Migami wurden in den Jahren 1972 und von 1973 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, sowie in Bongor/Logone, südöstlich von N’Djaména, aufgenommen. Die Erzähler und Sprachassistenten waren Makail Mahamat, Halal Haroun, Damine Abdoullaye, Yves Terap und Abakar Adams. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation der Texte, hat Eleonore Adwiraah in den frühen 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts geleistet.
Migama wird von rund 40.000 Migami (Sing. Migamu) östlich der Präfekturhauptstadt Mongo (s. Kartenskizze 2) im Osten der Republik Tschad gesprochen. Die Migami, auch unter dem arabisierenden Namen „Djonkor d’Abou Télfane“ bekannt, leben in 22 Dörfern, von denen vor allem Baro genannt sei, in einer als Abu Telfan bekannten Landschaft. Ihre Lebensgrundlage besteht aus Ackerbau und Viehzucht.
Unsere Aufnahmen geben den Dialekt von Baro wieder. In Baro befindet sich auch seit etwa 80 Jahren eine katholische Mission. Die meisten Migami haben den Islam – vor allem von den im Osten benachbarten Dadjo – angenommen. Daneben spielt aber auch noch der traditionelle Margai-Kult (zóòrá) eine bedeutende Rolle.
Das Migama zählt – zusammen mit dem nordöstlich benachbarten Mubi (von Mangalme) sowie dem weiter westlich gesprochenen Mokilko (s. Band 42 der Westafrikanischen Studien) – zu den sprachgeschichtlich konservativsten Vertretern der tschadischen Sprachfamilie. Grammatik und Lexik zeichnen sich durch reichen stamminternen Ablaut (Apophonie) und reiche Suffixmorphologie, die auch das Genus betrifft – z.B. Singular maskulin -u, feminin -a, Plural -i – aus; der Ton – Hoch und Tief – spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Für die nachhaltige Unterstützung unserer Forschungsarbeiten im Tschad sei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Anerkennung und Dank ausgesprochen. Den Erzählern und einheimischen Sprachassistenten, vor allem Herrn Dr. Abakar Adams, der uns auch in Marburg zur Verfügung stand, sei für die vortreffliche Zusammenarbeit herzlich gedankt. Herrn Rüdiger Köppe gebührt ein besonderer Dank dafür, dass er mit großem Einsatz diesen Schatz von Erzählungen aus dem zentralen Tschad der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
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