gefühlvoll, mit einigen Klischees
Aveena ist frustriert von der Hausaufgabe, die ihre Lehrerin ihnen aufgedrückt hat. Um sich abzureagieren, schreibt sie sich ihre Gedanken und Gefühle von der Seele. Nur leider vergisst sie dann den Brief ...
Aveena ist frustriert von der Hausaufgabe, die ihre Lehrerin ihnen aufgedrückt hat. Um sich abzureagieren, schreibt sie sich ihre Gedanken und Gefühle von der Seele. Nur leider vergisst sie dann den Brief in der Bibliothek. Eine Katastrophe denn niemand sollte jemals davon erfahren, was sie dort niedergeschrieben hat. Als sie dann wieder in die Bibliothek kann, findet sie ihren Brief glücklicherweise wieder. Allerdings wurde er gelesen. Und kommentiert. Aus diesem zufälligen Ereignis ergibt sich ein stetiger Briefwechsel, der beide Seiten dazu bringt, Geheimnisse zu offenbaren, die man nicht jedem auf die Nase binden würde. Nur ihr Pakt, dass sie niemals herausfinden werden, wer hinter den Briefen steckt und der Inhalt unter Verschluss bleibt, schafft den nötigen Raum, sich zu öffnen. Doch dann findet Aveena zufällig heraus, mit wem sie schreibt und alles scheint aus dem Gleichgewicht zu geraten, denn das ist erst der Anfang der ungewollten Entwicklungen.
Die Geschichte wird aus den Ich-Perspektiven von Aveena und Xavier geschildert. Die meiste Zeit ist man aber bei Aveena, nur wenige der Kapitel begleiten den männlichen Protagonisten. Immer wieder gibt es dann auch die Briefe innerhalb des Buches, die optisch schön abgegrenzt sind. Durch die verschiedenen „Handschriften“ wirkt es sehr persönlich und man weiß auf den ersten Blick direkt, von wem der Brief ist.
Durch die Art, wie die beiden sich austauschen, auch mal provozieren, gegenseitig aufziehen und dann Geheimnisse offenbaren, werden einem die Protagonisten durch diesen Schriftwechsel gut nähergebracht und man erhält noch detailliertere Einblicke, auch in ihre Vergangenheit und in die Dinge, die sie beschäftigen und geprägt haben. Im Laufe der Zeit gehen die beiden dann zu Textnachrichten per Handy über. Auch diese sind optisch abgegrenzt und fügen sich gut in den Handlungsverlauf ein.
Der Schreibstil ist flüssig und mitnehmend, das Buch hat sich zügig lesen lassen. Teilweise werden schon ein paar typische Klischees bedient, das hätte hier und da gern weniger sein dürfen, ich habe es aber auch nicht die gesamte Zeit als störend empfunden. Eingebunden sind zusätzlich auch noch einige schwierigere, ernstere Themen.
Die Handlung ist geprägt von den zahlreichen Emotionen, die aus verschiedenen Gründen aufkommen und hochkommen. Durch die Päckchen, die die Protagonisten zu tragen haben, von ihren Erlebnissen, die sie beschäftigen und über die sie teilweise auch nur wenig bis gar nicht gesprochen haben. Aber auch durch die Entwicklungen zwischen den Charakteren selbst ergeben sich Gefühle, die so nicht eingeplant waren. Schön fand ich dabei auch den Wechsel aus der Gegenwart und der Vergangenheit, da Xavier und Aveena sich schon aus Kindertagen kennen, auch wenn sie zwischendurch nur wenig bis gar keinen Kontakt hatten.
Teenagerprobleme fließen in die Handlung mit ein, ebenso wie Zukunftsvisionen, die jeweilige Familiensituation, Partyerfahrungen und der Kontakt zu Alkohol und Drogen, Mobbing, Intrigen… Es steckt einiges drin in dem Buch und umso weiter die Handlung voranschreitet, umso mehr Dinge ergeben sich, die ineinandergreifen und die Protagonisten auch mal aus der Bahn werfen oder zu Reaktionen zwingen, die sie so nicht gewollt hatten.
Ich mochte die Dynamik in der Geschichte insgesamt gern, auch wenn viele Entwicklungen schon recht vorhersehbar und absehbar gewesen sind. Durch die Mitschüler und Familienangehörigen hat man noch weitere Figuren, die in die Handlung mit eingreifen und teilweise auch eine recht große Rolle für den Verlauf spielen. Nicht alle von ihnen legen ein nachvollziehbares Verhalten an den Tag, manches erscheint dabei dann fast ein wenig unlogisch, sehr engstirnig und ziemlich unmoralisch. Aber auch solche Menschen gibt es natürlich, wie realistisch das dann in jedem Punkt so ist, dass sie sich so verhalten, empfindet jeder sicher etwas anders.
Besonders Aveena wird immer wieder aus ihrem Schneckenhaus rausgeholt. Sie mag es eigentlich lieber ruhiger, ihre Tage sind oft recht durchgeplant, auch aufgrund familiärer Verpflichtungen. Durch ihre beste Freundin geht sie dann aber doch mal auf die Feiern des Abschlussjahrgangs und nimmt an Schulaktionen teil. So bekommt sie mehr Kontakt zu ihren Mitschülern, fällt den anderen auch mehr auf und ist nicht nur die graue, schlaue Maus, die sich von allen fernhält. Sie zeigt im Verlauf weitere Facetten, öffnet sich, erhält dadurch aber auch Rückschläge, weil sie sich angreifbarer macht. Xavier ist insgesamt nicht ganz so präsent, aber auch er hat mehr Facetten, als man auf den ersten Blick sehen kann und über das Buch hinweg, erfährt man auch von ihm dann mehr und bekommt Einblicke in seine Gedanken, die er nun auch nicht jedem so intensiv offenbart.
Es gibt nachdenkliche, ruhigere Passagen, aber auch Momente, die von der aufkeimenden und wachsenden Liebe geprägt sind, Ängste, Zweifel, Tränen, aber auch Freude, Hoffnung, Augenblicke, die durch die Freundschaften dominiert werden. Ein ziemliches Auf und Ab der Emotionen, passend zum Alter der Figuren, ihren Vorgeschichten, auch wenn sie vermutlich mehr Päckchen zu tragen haben als der Durchschnitt. und den Ereignissen im Buch.
Fazit
Mir hat „Dear Love I Hate You“ gut gefallen, auch wenn vieles vorhersehbar gewesen ist und schon das eine oder andere Klischee bedient wurde. Schön fand ich, dass der Titel noch Bezug zum Inhalt der Geschichte hat, der sich erst mit der Zeit dann herauskristallisiert. Es ist eine vielseitige Mischung an Themen und Gefühlen verarbeitet, die Protagonisten waren mir sympathisch (einige Nebenfiguren nicht so) und ich mochte die Dynamik und ihre Entwicklungen.
Der Klappentext des zweiten Bandes verrät schon, um wen es dort gehen wird, ein paar Ereignisse dieser Geschichte kennt man dann wohl auch schon, weil manches parallel zu diesem Buch hier spielen wird.