Die perfekte Mischung
Während ich vom ersten Kapitel gar nicht so überzeugt war und schon befürchtete, dass das Buch ein totales Desaster wird, konnte mich das Buch mit dem zweiten Kapitel direkt für sich gewinnen.
Zwar hatte ...
Während ich vom ersten Kapitel gar nicht so überzeugt war und schon befürchtete, dass das Buch ein totales Desaster wird, konnte mich das Buch mit dem zweiten Kapitel direkt für sich gewinnen.
Zwar hatte ich aufgrund des Klappentexts ein etwas anderes Buch erwartet, aber letztendlich könnte ich zufriedener nicht sein. Die Geschehnisse des Klappentexts starten wirklich spät in der Story (etwa nach einem Viertel) und ich dachte die ganze Zeit "Wann geht's denn endlich los?", aber im Grunde ist das Kennenlernen der Figuren sehr passend umgesetzt. So hat man Zeit, während des Lesens eine Verbindung aufzubauen und auch selbst die Figuren kennenzulernen. Ich habe es nur gerne, wenn der Klappentext nicht mit Dingen wirbt, die erst mitten in der Geschichte passieren.
Demi und Hunter müssen für den Kurs "Klinische Psychologie" gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Dabei übernimmt einer die Rolle als Psychologe und der andere nimmt die Perspektive des Patienten ein. Der Psychologe muss mithilfe der gegebenen Hilfsmittel eine Diagnose stellen und eine detaillierte Fallstudie schreiben. Der Patient bekommt eine Persönlichkeitsstörung zugeteilt, die er dem Doktor-Part vorspielen muss und die es zu untersuchen gilt. Als Leser begleitet man zum Teil die Arbeit an dem Projekt, was ich super interessant und spannend fand. Das verleiht dem Buch auch nochmal eine Schippe Tiefgründigkeit. Das Einzige verwirrendere war, dass Demi irgendwann denkt, dass es eine Persönlichkeitsstörung sein konnte, obwohl von vornherein gesagt wurde, dass es sich um eben diese handelt.
Die Figuren sind unheimlich sympathisch und der Humor ist genau mein Ding. Er passt perfekt zur Story und zu den verschiedenen Figuren. Hunter und Demis Geplänkel ist einfach so unterhaltsam und süß und ich musste so oft auflachen. Vor allem die Witze auf Kosten von Hunters Zölibat sind köstlich. Aber nicht nur Humor findet viel Spielraum in der Geschichte. Die Figuren sind viel reifer und erwachsener, als ich es gewohnt bin. Es wird tatsächlich gesprochen, wenn einem etwas auf der Seele liegt. Eine Seltenheit in diesem Genre und ich habe mich einfach gefreut, dass die Figuren tatsächlich lösungsorientiert und nicht auf Drama aus sind.
Dazu ist Hunter auch noch unheimlich aufmerksam und fürsorglich und einfach der perfekte Bookboyfriend. Er ist heiß, ohne dafür ein Arsch sein zu müssen. Das hat mir besonders gut gefallen. Und auch die Tatsache, dass die Konflikte nicht an den Haaren herbeigezogen sind. Die Probleme entstehen nicht aus mangelnder Kommunikation, weil beide absolut ehrlich und offen miteinander reden, was mich (leider) überrascht hat. Elle Kennedy zeigt, wie man es richtig macht und hat sich damit zu einer meiner Lieblingsautorinnen gemacht.
Sowohl Hunter als auch Demi sind durch ihre Ehrlichkeit und Direktheit so so so sympathisch, weil man hier nicht dieses überflüssige Drama findet, was sich klären ließe, wenn beide einfach reden würden. Keiner muss gemein oder verletzend sein, um "cool" oder "interessant" zu wirken.
Aber nicht nur die Protas sind toll, sondern auch die Teamkollegen von Hunter. Besonders Bucky! Pablo Eggscobar ist wirklich ein Highlight der Geschichte.
Demis Eltern sind die klassischen, nervigen und unmöglichen Eltern, aber ihre Mom ist eigentlich ganz süß und lustig, wenn sie sich nicht gerade von ihrem Mann einlullen lässt.
Der Schreibstil sorgt für einen angenehmen Lesefluss und ich habe das Buch in einem Rutsch weggelesen. Es kombiniert einige meiner liebsten Bausteine in Büchern. Amüsante Eifersuchtsszenen, eine Menge Humor, sympathische Figuren, von denen man nicht genug bekommt und trotzdem Tiefgang, um nicht nur oberflächlich und eindimensional zu sein. Außerdem sind die erotischen Szenen extrem gelungen. Es ist heiß, es ist leidenschaftlich und trotzdem ist es nicht komplett unrealistisch. Die Beiden lernen sich und ihre Körper kennen, sie kommunizieren über Vorlieben und es wird geschildert, wie sie eben nicht von vornherein wissen, was dem Anderen gefällt. Das fand ich richtig gut, weil Sexszenen in Büchern oft absolut unrealistisch sind.
Insgesamt habe ich mich keine Sekunde gelangweilt. Es startet gemütlich und wird von Kapitel zu Kapitel amüsanter, unterhaltsamer und zum Ende hin sogar nochmal richtig spannend. Für mich ist das Buch genial, da es genau meinen Geschmack trifft und die Dinge vereint, über die ich gerne lese, ohne dabei unrealistisch perfekt zu sein. Es hat so viele echte, authentische Züge und hat mich damit absolut für sich gewonnen. 5 Sterne.