Stürmische Zeiten für die Hansens
Sah es gerade noch so aus, als wäre die Krise überwunden, geht es im Hansen-Kaffee-Kontor in Hamburg wieder drunter und drüber, denn Geschäft scheint den Bach runterzugehen. Richard und Elisabeth haben ...
Sah es gerade noch so aus, als wäre die Krise überwunden, geht es im Hansen-Kaffee-Kontor in Hamburg wieder drunter und drüber, denn Geschäft scheint den Bach runterzugehen. Richard und Elisabeth haben mit Hilfe Dr. Wegeners einen gefährlichen und bösartigen Plan geschmiedet, um die Familie nicht nur geschäftlich endgültig zu ruinieren. So zieht es Robert und Therese von Kamerun nach in die Elbestadt, um Luise Beistand zu leisten und sie bei der Rettung der Firma tatkräftig zu unterstützen. Derweil vertritt Hamza Robert in Kamerun, doch auch er hat gegen Vorurteile und mächtige Gegner zu kämpfen...
Ellin Carsta führt mit dem 6. Band ihrer Hansen-Saga „Der nahende Sturm“ ihre Familiengeschichte um das Kaffeeunternehmen fort und einmal mehr nicht mit spannenden und unterhaltsamen Wendungen. Der flüssige und bildreiche Erzählton lässt den Leser flux wieder zwischen die Familienmitglieder gleiten und als unsichtbarer Beobachter die aufkommenden Intrigen und Ärgernisse beobachten, die die Familie und ihr Unternehmen erneut bedrohen. Die zwischenmenschlichen Bande innerhalb des Familienkonstrukts weiß die Autorin wunderbar zu inszenieren. Neben unterschwelligem Haß und üblen Rachegedanken ist auch der Zusammenhalt und der gemeinsame Kampf um das familiäre Unternehmen sehr deutlich herausgearbeitet. Als Leser verfolgt man mit Spannung die gemeinen Pläne der immer mehr an Einfluß und Macht gewinnenen Elisabeth, vor allem aber genießt man die unermüdliche und bedachte Art von Luise, die es immer wieder aufs Neue schafft, den Leser mit ihrer Tatkraft zu überraschen. Während der Schauplatz Wien diesmal kaum in den Blickpunkt gerät, spitzen sich die Ereignisse in Kamerun neben Hamburg ebenfalls zu. So pendelt der Leser zwischen Hamburg und Afrika hin und her, um die Entwicklungen an den jeweiligen Handlungsorten mitzuverfolgen. Carsta nutzt hier wieder ihr Talent, mit wenigen Worten nicht nur Spannung, sondern auch schöne Bilder zu erzeugen, um das Gelesene dem Konsumenten plastisch vor Augen zu führen.
Die Charaktere zeigen erneut eine Weiterentwicklung, sind geprägt von menschlichen Eigenschaften, die neben Lebendigkeit auch Authentizität vermitteln, so dass der Leser sich ihnen gerne anschließt und atemlos ihrem Werdegang folgt. Luise überrascht einmal mehr mit ihrer Stärke und ihrem Ideenreichtum, sie ist eine Kämpferin, die so leicht nicht aufgibt und alles in die Waagschale wirft, was sie allerdings auch manchmal hart und unerbittlich erscheinen lässt. Hamza beweist seinen Gegner gegenüber einen kühlen Kopf, er führt die Plantage besonnen und mit geschickter Hand und lässt sich nicht einschüchtern. Elisabeths Gedanken sind von Rache erfüllt, die ihr die Energie geben, ihren niederträchtigen Plan durchzuführen. Robert, von der Familie verstoßen, sinnt ebenfalls auf Genugtuung. Luises Schwester Martha hinterlässt einmal mehr den Eindruck, als wäre in ihrem Oberstübchen nicht alles in Ordnung. Sie ist so widersprüchlich wie wechselhaft, was vor allem an ihrem ausufernden Medikamentenkonsum liegt. Ebenso überzeugen Richard, Therese und weitere Protagonisten, die die Handlung zusätzlich lebendig halten.
„Der nahenden Sturm“ zieht den Leser erneut in den Bann der Hansen-Familie und ihrem ereignisreichen Treiben. Spannende und kurzweilige Lesestunden sind hier garantiert. Verdiente Leseempfehlung!